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Die lokalen Produzenten von Ausrüstungen und Materialien zur Bekämpfung von Covid-19 haben schnell reagiert. Nur die Entwicklung lokaler Corona-Tests liegt noch unter Plan.
22.09.2020
Von Carl Moses | Buenos Aires
In Argentinien erlebt die lokale Herstellung von Ausrüstungen und Materialien zur Eindämmung und Behandlung von Covid-19 einen Boom. Argentinien verfügt über drei Hersteller von Beatmungsgeräten. Der bedeutendste ist das Unternehmen Tecme aus Córdoba. Die lokale Produktion ermöglichte der Regierung seit dem Ausbruch der Pandemie 4.000 Beatmungsgeräte zusätzlich in Dienst zu stellen. Rund 3.500 Intensivbetten wurden seit März neu eingerichtet (ein Zuwachs von 41 Prozent). Infolge der Pandemie fördert die Regierung zudem die Anwendung von Telemedizin. Auch die digitale Ausstellung von Rezepten wurde eingeführt.
Der Umsatz der argentinischen Pharmabranche lag im 2. Quartal 2020 laut dem Nationalen Statistikinstitut Indec um 55 Prozent über dem Vorjahr. Bereinigt um die Inflationsrate von 44 Prozent bedeutet dies einen Anstieg um 7,6 Prozent. Im Gesamtjahr 2019 hatte der Branchenumsatz gemäß Indec einen Wert von 221 Milliarden Pesos erreicht (umgerechnet rund 4,57 Milliarden Dollar). Das Umsatzwachstum von 72 Prozent im Jahr 2019 entsprach inflationsbereinigt einem zweistelligen Realwachstum um rund 11 Prozent.
Rund 28 Prozent des Geschäftsvolumens entfielen im 2. Quartal 2020 auf den Verkauf von importierten Erzeugnissen, 9 Prozent auf Exporte. Die inländische Produktion von pharmazeutischen Produkten ist in den ersten sieben Monaten 2020 um 2,6 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum gestiegen. Zuletzt hat sich der Anstieg sogar deutlich beschleunigt. In den Monaten Mai bis Juli lag der Ausstoß im Durchschnitt um 6,6 Prozent über dem entsprechenden Vorjahresniveau.
Argentiniens Aussenhandel mit pharmazeutischen Produkten (HS 30) hat sich im ersten Halbjahr 2020 relativ stabil gehalten. Die Einfuhr stieg in Dollarwerten um 1,5 Prozent, während die Exporte um 2,6 Prozent sanken. Laut den jüngsten Daten war der Handel mit Arzneimitteln im Juni 2020 sogar besonders dynamisch. Die Exporte expandierten um 20 Prozent, die Importe um 12 Prozent (jeweils auf Dollarbasis). Anders als es die generellen Regeln für Devisenkäufe in Argentinien vorsehen, sind Gesundheitsausgaben der Argentinier im Ausland von der Solidarsteuer (30 Prozent) und von der Einbehaltung einer Einkommenssteuervorauszahlung von 35 Prozent auf den Devisenerwerb ausgenommen.
Schwerfälliger als geplant entwickelt sich die inländische Entwicklung und Produktion von eigenen, nationalen Corona-Tests, diagnostisch oder serologisch. Im Mai verkündete Präsident Alberto Fernández die Produktion des argentinischen “Neokit-Covid-19-Tests”. Weitere Erfolgsmeldungen folgten. Doch vier Monate später kann der öffentliche Sektor gemäß Recherchen der Zeitung La Nación erst 36 Prozent seiner Tests aus dem eigenen Land beziehen. Vier Herstellerfirmen verfügen laut La Nación über Produktionskapazitäten von 20.000 bis eine Million Tests pro Monat.