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Branchen | Aserbaidschan | Metallerzeugung und -verarbeitung

Aserbaidschans Montanindustrie auf Expansionskurs

Um seine Wirtschaft zu diversifizieren, will das Land verstärkt metallische Erze fördern, aufbereiten und verarbeiten. Das Bergbauunternehmen AzerGold ist der Hauptinvestor.

Von Uwe Strohbach | Baku

Die Regierung Aserbaidschans hat die beschleunigte Entwicklung der Montanindustrie auf ihre industriepolitische Prioritätenliste gesetzt. Der Erzbergbau und die Hüttenindustrie sollen einen größeren Beitrag am Ausbau des Nicht-Öl-Sektors leisten. Bislang ist die Wirtschaft des Landes immer noch hochgradig von der Förderung und dem Export von Öl und Gas abhängig.

Für das Projektgeschehen in der Montanindustrie geben folgende Dokumente den Rahmen vor:

  • „Strategischer Fahrplan für die Entwicklung der Schwerindustrie und des Maschinenbaus“ für die Jahre 2016 bis 2020 und darüber hinaus, 
  • Entwicklungsstrategie des staatlichen Bergbauunternehmens AzerGold für 2020 bis 2035,
  • Aktionsplan von AzerGold für die Jahre bis 2029.

Das aserbaidschanische Wirtschaftsministerium schätzt, dass die Erschließung von Bunt- und Eisenmetalllagerstätten im Zeitraum bis 2035 mit 22 Milliarden Aserbaidschan-Manat (AZN; etwa 12,9 Milliarden US-Dollar/US$) zum Bruttoinlandsprodukt beitragen wird. Im Wirtschaftszweig sollen circa 16.000 Arbeitsplätze entstehen. Bisher nimmt der Erzbergbau in der Wirtschaftsstruktur des Landes nur einen bescheidenen Stellenwert ein. Die in der Vergangenheit geschmiedeten Pläne für den Ausbau der Montanindustrie blieben größtenteils Makulatur. 

AzerGold erschließt neue Gold- und Polymetalllagerstätten

Das führende aserbaidschanische Unternehmen im Erzbergbau AzerGold hegt ehrgeizige Pläne für die Erschließung und industrielle Nutzung neuer Erzlagerstätten. Bis Ende 2022 will es Golderze in insgesamt fünf Goldlagerstätten abbauen. In den Jahren 2025 bis 2029 soll die Erzförderung in vier Polymetalllagerstätten starten, wo Vorräte an Kupfer-, Zink- und anderen Erzen unter der Erde schlummern. 

Die 2015 gegründete Gesellschaft AzerGold fördert seit 2017 Golderze in der Lagerstätte Çovdar (Tschowdar) in der Region Daşkəsən (Dashkasan). Die nachgewiesenen Goldreserven betragen rund 1,7 Millionen Unzen (51,5 Tonnen Erze). Davon entfallen 363 500 Unzen auf oberflächliche und fast 1,3 Millionen Unzen auf unterirdische Vorkommen. Gegenwärtig laufen intensive Vorbereitungen für den Übergang vom Tagebau zum Untertagebau. Hierzu zählt auch eine Machbarkeitsstudie für die unterirdische Förderung, die in naher Zukunft fertiggestellt werden soll. 

Entwicklung der Goldproduktion in Aserbaidschan *)

2015

2016

2017

2018

2019

2020

Förderung (in kg)

2.229

1.895

6.391

3.476

3.712

3.572

Veränderung zum Vorjahr (in %)

19,0

-15,0

237,3

-45,6

6,8

-3,8

*) Unternehmen AzerGold (Aserbaidschan) und Anglo Asian Mining (Großbritannien) Quelle: Staatliches Statistikkomitee der Republik Aserbaidschan

Das südkoreanische Unternehmen Heerim Architects & Planners Co., Ltd erbringt Beratungsleistungen für das Ausbauvorhaben. Die unterirdische Erzgewinnung ist für die Jahre 2024 bis 2032 vorgesehen. Golderze fördert AzerGold seit 2020 auch in der Lagerstätte Ağyoxuş (Aghyokhush) und seit 2021 in der Lagerstätte Mərəh (Märäh). Bald sollen auch die Vorkommen Tülallar und Narçala (Nartschala) erschlossen werden. Alle goldhaltigen Erze werden am Standort Çovdar aufbereitet.

In den Jahren 2022 bis 2028 strebt AzerGold einen Export von 475.000 Goldunzen für geschätzte 760 Millionen US$ an. Das Unternehmen hat seit dem Produktionsstart bis Mitte 2021 rund 254.500 Unzen Gold und 456.300 Unzen Silber für umgerechnet 387 Millionen US$ verkauft. Die staatlichen Investitionen betrugen in jenem Zeitraum etwa 30 Millionen US$. 

Im Jahr 2020 hat Aserbaidschan an Gold- und anderen Erzvorkommen reiche Gebiete (Region Karabach) von Armenien zurückerobert. Projekte für die industrielle Nutzung will die Regierung an türkische Investoren vergeben. Die Unternehmen Eti Bakir A.S. und Artvin Maden A.S. (Teil der Cengiz-Holding) sollen die Vorkommen Gashgacai, Elbeidash und Agduzdag erkunden und erschließen. Investitionsvereinbarungen werden gegenwärtig vorbereitet.

Machbarkeitsstudie für große Polymetalllagerstätte in Vorbereitung  

Aserbaidschan will auf mittlere Sicht auch seine Vorkommen an Kupfererzen zu einem bedeutenden Exportartikel entwickeln. AzerGold kündigte eine aktive Erschließung der Lagerstätte Filizchay an. Das 1959 im Norden Westaserbaidschans (Region Balakən/Balakan) entdeckte Vorkommen gilt als eine der weltweit größten Polymetalllagerstätten mit reichen Vorkommen an Kupfer-, Zink-, Blei-, Gold-, Silber- und anderen Erzen sowie seltenen Elementen wie Cadmium und Selen.

Momentan werden die Erzvorräte auf 60 Millionen Tonnen geschätzt, doch durch geologischer Erkundungen könnte weit mehr zutage gefördert werden. Eine Machbarkeits- und Projektstudie sind in Vorbereitung. Mit dem Start der industriellen Erzförderung ist im Jahr 2025 zu rechnen, wobei der wirtschaftliche Betrieb der Lagerstätte aus heutiger Sicht bis etwa 2052 gewährleistet ist. Die möglichen Bruttoeinnahmen aus der industriellen Nutzung des Vorkommens gibt AzerGold mit etwa 6 Milliarden US$ an.

Im Jahr 2026 sollen die ersten Kupfererze in den Vorkommen Garadagh, Kharkar und Jairchay in den Regionen Shamkir und Gadabay gefördert werden. Im Folgejahr startet die Förderung von Polymetallerzen in den Regionen Mazymchay und Balakan.

Wiederbelebung der Eisenerzförderung in Sicht

Im August 2020 verabschiedete die Regierung eine Initiative für einen Neustart der Eisenerzförderung im Gebiet Dashkasan (Westaserbaidschan). Die Gesellschaft Daşkəsən Dəmir Filiz MMC (Dashkasan Damir Filiz LLC), eine Tochter von AzerGold, soll die Erkundung und industrielle Nutzung der lokalen Eisenerzvorkommen mit geschätzten Reserven von 350 Millionen Tonnen Eisenerz wieder in Gang bringen. Im Zeitraum 1954 bis 1997 wurden rund 90 Millionen Tonnen abgebaut.

Das Fördergebiet umfasst sechs Lagerstätten. In einer ersten Etappe werden die schon früher betriebenen Tagebaue reaktiviert. Ende 2022 soll das erste Eisenerzkonzentrat ausgeliefert werden, ab 2024 geht auch die Produktion von Eisenschwamm (Direct Reduced Iron/DRI) an den Start. Die Aktivitäten von AzerGold in der Eisenerzindustrie sind ein weiterer wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer großen regionalen Bergbaugesellschaft. Bis zum Jahr 2035 peilt das Unternehmen einen jährlichen Umsatz von etwa 1 Milliarde US$ an.

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