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Branchen | Brasilien | Papier, Pappe

Branchenstruktur/Wettbewerb

Brasiliens Zellstoffsektor zieht ausländische Player an. Die Papierindustrie konsolidiert sich. Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt weiter an Bedeutung.

Von Gloria Rose | São Paulo

Brasilien ist der weltgrößte Produzent von Kurzfaserzellstoff. Im Jahr 2020 war das Land nach den USA der zweitgrößte Produzent von Zellstoff jeglicher Art und der achtgrößte Papierproduzent. Die Zellstoffproduktion gehört zu den am stärksten konsolidierten Industriesektoren Brasiliens. Drei Viertel des Zellstoffs werden exportiert.

Durch die Übernahme des Unternehmens Fibria im Jahr 2018 wurde Suzano unbestrittener Weltmarktführer mit einer Produktionskapazität von 10,9 Millionen Tonnen Zellstoff. Über das Projekt Cerrado in Mato Grosso do Sul erweitert Suzano seine Kapazität bis 2024 weiter auf 13,2 Millionen Tonnen pro Jahr.

Hohe Dynamik in der Papierindustrie 

Während bei der Zellstoffindustrie die Exporte dominieren, ist die Papierproduktion zu 80 Prozent auf den Inlandsmarkt ausgerichtet und relativ stark fragmentiert. Laut Angaben des Verbandes für Zellstoff- und Papiertechnologie ABTCP gibt es landesweit über 200 Hersteller.

Brasiliens größter Verpackungspapierhersteller Klabin verfügt über eine Produktionskapazität für Kraftliner, Testliner und Wellenpapier (Fluting) von 2,6 Million Tonnen pro Jahr. Im Jahr 2020 erweiterte der Konzern seinen Anteil an Brasiliens Wellpappemarkt durch die Übernahme der Verpackungspapiersparte von IP auf fast 24 Prozent. Zweitwichtigster Hersteller ist der US-Konzern WestRock mit einem Marktanteil von knapp 9 Prozent, gefolgt von Irani Papel e Embalagem, Smurfit Kappa und Trombini. Etwa ein Viertel des Marktes entfällt auf kleinere Hersteller.

Seit etwa vier Jahren durchläuft der relativ stark fragmentierte Tissuesektor einen Konsolidierungsprozess. Über 50 Unternehmen verfügen über eine Gesamtkapazität von etwa 2 Millionen Tonnen Haushalts- und Hygienepapier pro Jahr. Laut Marktforschungsinstitut Euromonitor entfiel 2021 etwa 60 Prozent des Marktes auf die sechs größten Produzenten. Mit einem Marktanteil von 13,5 Prozent führte die japanische Daio Gruppe (Marken: Personal, Snob, Sym, Kiss, Charme und Santapel) vor der chilenischen CPMC-Gruppe (Sepac, Cartafabril und Softys) und dem südbrasilianischen Hersteller Mili, die jeweils 12,7 Prozent des Marktes bedienten. Der viertplatzierte Hersteller Kimberly-Clark (Neve und Kleenex) mit einem Marktanteil von über 8,3 Prozent verkauft zurzeit sein Hygienepapiergeschäft in Brasilien an Suzano. Mit fünf Fabriken gehörte der brasilianische Großkonzern bereits zu den Großherstellern.

Ausländische Konzerne investieren

Aufgrund der hohen Produktivität rückte die brasilianische Forstwirtschaft in den vergangenen Jahren in den Fokus ausländischer Investoren wie Royal Gold Eagle (RGE) und Paper Excellence (PE). Bracell (RGE) und Eldorado Brasil (PE) konzentrieren sich auf den Export von Zellstoff. Über langjährige Pachtverträge für Zellstoffterminals sicherten sich die Großinvestoren die logistischen Voraussetzungen für ihre Expansionspläne.

Die chilenische CPMC-Gruppe erweitert ihre Produktionskapazitäten. Nach CPMC nimmt auch der chilenische Konzern Arauco die Zellstoffproduktion in Brasilien auf. Derweil investiert der japanische Hersteller Cenibra in die Modernisierung seines Werks in Belo Oriente (Minas Gerais).

Die starke Abwertung der Landeswährung vergünstigt brasilianische Aktiva. Durch Übernahmen traten 2020 das japanische Joint Venture Daio Paper/Trading Marubeni und die deutsche Klingele Paper and Packaging Group in den brasilianischen Markt ein.

Wichtige Branchenunternehmen in Brasilien 2021

Name

Umsatz1)

Veränderung 2021/20 2)

Zellstoffproduktion 3)

Papierproduktion 3)

Suzano

7.600

34,5

10,9

1,44

Klabin

3.058

37,9

3,8

2,60

CMPC

1.172

62,5

1,9

0,51

Eldorado Brasil (Paper Excellence)

1.123

36,8

1,8

-

Cenibra

695

33

1,2

-

Santher (Daio/Marubeni)

323

6,6

-

0,18

Trombini

301

45,6

0,1

0,18

Irani

298

56

k.A

0,29

Veracel (Joint Venture von Suzano und Stora Enso)

296

6,8

1,1

-

Adami

252

47,8

k.A

k.A

1) Umsatz in Millionen US-Dollar, umgerechnet zum Durchschnittswechselkurs 2020: 1 US$ = 5,15 R$; 2) Veränderung in Prozent; 3) Produktionsmenge in Millionen TonnenQuelle: Ranking "Valor 1000" 2022; Recherchen von Germany Trade & Invest

Trend zu Green Marketing und Open Innovation

Der Papier- und Zellstoffsektor setzt auf Nachhaltigkeit. Durch die Verwertung von zu 100 Prozent aufgeforstetem Holz leistet der Zellstoffsektor einen wertvollen Beitrag zum Ausgleich der CO2-Bilanz Brasiliens. Als zweites Unternehmen weltweit legte Marktführer Suzano im September 2020 einen Sustainability-Linked-Bonds auf und verpflichtet sich damit zur Minderung der CO2-Emissionen.

Auch alle anderen börsennotierten Konzerne des Sektors verfolgen ESG-Strategien (Environmental, Social and Governance). Darüber hinaus nutzen Klabin, Suzano, CMPC, Irani und andere Unternehmen zunehmend die Start-up-Strategie "Open Innovation", indem sie Wettbewerbe ausschreiben, an Hackathons teilnehmen oder eigene Innovationshubs betreiben. Dadurch profitieren sie von dem belebten Start-up-Ökosystem Brasiliens.

Produktion ausgewählter Zellstoff- und Papierwaren (in 1.000 Tonnen, Veränderung in Prozent)

Warengruppe

2020

2021

Veränderung 2021/20

1. Halbjahr 2022

Veränderung 1.Hj. 2022/1.Hj. 2021

Zellstoff aus Holz

20.953

22.505

7,4

11.995 1)

7,8

Grafische Papiere

2.061

2.303

11,7

1.095

-4,2

Verpackungspapier, darunter

5.515

5.730

3,9

3.303

8,1

    Wellpappe 2)

3.909

4.078

4,3

1.928

-6,0

Hygienepapier

1.339

1.321

-1,3

670

-1,2

Karton

792

784

-1,0

358

-9,6

Zeitungspapier

80

77

-3,8

50

28,2

Andere Papiersorten

453

451

-0,4

229

1,8

1) vorläufig; 2) Kartons, Zubehörteile und Platten aus WellpappeQuelle: Ibá 2022; Empapel 2022

Stand: September 2022

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