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Branchen
Branchenbericht Bulgarien Energie, übergreifend
Sofia (GTAI) - Bulgariens Gebäudebestand befindet sich in sanierungsbedürftigem Zustand. Förderprogramme zur Erhöhung der Energieeffizienz eröffnen auch deutschen Unternehmen Geschäftschancen.
31.01.2020
Treiber | Hemmnisse |
Erhebliches Marktpotenzial wegen niedriger Energieeffizienz und hoher Energieintensität | Praktische Umsetzung, Kontrolle der Strategien und Pläne sind oft unzulänglich |
Verfügbarkeit von Förderprogrammen und Finanzierung (auch EU-Mittel) | Missbrauchsrisiko bei öffentlichen Ausschreibungen |
Die Kommunalbehörden und viele Industrieunternehmen in Bulgarien sind sich zunehmend bewusst, dass sie die hohen Energieverbrauchskosten in den Gebäuden reduzieren müssen. Das Potenzial für die Einführung entsprechender Energieeffizienzmaßnahmen ist groß, da sich die Anlagen und Einrichtungen in schlechtem Zustand befinden. Zudem besteht für Behörden Handlungsbedarf aufgrund verpflichtender Richtlinien der Europäischen Union (EU).
Es gibt zahlreiche lizenzierte Unternehmen für energetische Prüfungen. Immer mehr Baufirmen spezialisieren sich auf die Durchführung von Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung. Unternehmen, die Audits zur Energieeffizienz eines Gebäudes durchführen wollen, müssen sich bei der Agentur für nachhaltige Energieentwicklung registrieren lassen. Das Verfahren wird nach dem "Gesetz über die Energieeffizienz" (von 2015) geregelt. Das bulgarische Firmenregister ist öffentlich auf Bulgarisch zugänglich: https://www.seea.government.bg/bg/registers/public-register#publichni-registri-po-zee
Das Interesse an Innovationen in Bulgariens Bauwirtschaft ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Die Architekten, insbesondere in den größeren Städten, legen zunehmend Wert auf qualitativ hochwertige Materialien und Technologien. Neben Energieeffizienzmaßnahmen zur Wärmedämmung und Fensterabdichtung ist der Bedarf an gebäudetechnischen Systemen und am Einsatz erneuerbarer Energien hoch.
Deutschen Unternehmen bieten sich gute Geschäftsmöglichkeiten. Energieeffiziente Technologien, Produkte und Ingenieurdienstleistungen aus Deutschland genießen einen hervorragenden Ruf.
Das im Jahr 2011 erlassene "Gesetz über Energie aus erneuerbaren Quellen" schreibt Anforderungen für die Energienutzung aus erneuerbaren Quellen beim Neubau oder Wiederaufbau und bei umfangreichen Sanierungen bestehender Gebäude vor, soweit dies technisch möglich und wirtschaftlich machbar ist. Mindestens 15 Prozent der gesamten Wärme- und Kälteenergie eines Gebäudes sollen aus erneuerbaren Energien erzeugt werden, und zwar durch:
- Zentralheizung mit Verwendung von Biomasse oder Erdwärme;
- einzelne Anlagen zur Verbrennung von Biomasse mit einer Umwandlungseffizienz von mindestens 85 Prozent für Wohn- und Geschäftsgebäude sowie 70 Prozent für Industriegebäude;
- solarthermische Anlagen;
- Wärmepumpen und Oberflächengeothermie.
Das nationale Programm für die "Energieeffizienz von Mehrfamilienwohnhäusern" bietet Geschäftsmöglichkeiten für Firmen des gesamten Baugewerbes - für Projektplaner ebenso wie für Unternehmen der technischen Überwachung und für Hersteller von Baumaterialien. Das Programm unterstützt die Sanierung der Gebäudekonstruktion und die Renovierung der gemeinschaftlich genutzten Bereiche (Dach, Fassade, Treppenhaus usw.). Zu den förderungswürdigen Energieeffizienzmaßnahmen gehören die Wärmedämmung, der Austausch von Fenstern und Türen, die Reparatur oder der Austausch von Heizungs- und Gasanlagen sowie -leitungen und die Installation von Solarpanels.
In der Prioritätsachse 1 des Operationellen Programms (OP) "Regionen im Wachstum 2014 bis 2020" ist der Wiederaufbau und die Entwicklung der Städte vorgesehen. Gefördert werden die Sanierung von kommunalen Ausbildungs- und Kultureinrichtungen, Energieeffizienzmaßnahmen und die Sanierung von Gebäuden der Staats- und Kommunalverwaltung sowie Studentenwohnheimen. Gemeinden können ihre Projektvorhaben bis Ende 2020 einreichen.
Weitere Informationen zur bulgarischen Energiepolitik finden Sie hier:
Energieeffizienz gewinnt in Bulgarien langsam an Bedeutung
http://www.gtai.de/bulgarien/MKT202001138003
Bulgariens Gebäudebestand hat erheblichen Bedarf an energetischen Sanierungsmaßnahmen. Fast die Hälfte der Wohngebäude wurde vor 1970 errichtet: 27 Prozent zwischen 1946 und 1960 sowie 19 Prozent zwischen 1961 und 1970. Sehr niedrig ist die Gesamtenergieeffizienz bei den Plattenbauten der Baujahre 1965 bis 1990. Analysen zeigen, dass bei etwa 10 Prozent dieser Gebäude dringend die Inneninstallationen repariert, Dächer und Außenwände isoliert, Fenster und Türen ausgetauscht werden müssen. Bei alten Wohngebäuden ist zudem der Erneuerungsbedarf bei Heizung, Belüftung und Kühlung hoch.
In Bulgarien heizen 54 Prozent der Bevölkerung mit Holz und Kohle und 28,6 Prozent mit Strom. Fernwärme beziehen 15 Prozent der Haushalte. Im Jahr 2016 verwendeten nur 2,5 Prozent der Bevölkerung Gas für Heizung und Haushaltsbedarf. Es ist vorgesehen, die Gasversorgung der bulgarischen Haushalte auszubauen.
Viele Einwohner Bulgariens leiden unter Energiearmut, wie eine Analyse des Zentrums für Energieeffizienz EnEffect zeigt. Der Anteil der Bevölkerung, der nicht über genügend Wärme im Haushalt verfügt, beträgt 39,2 Prozent. Das ist der höchste Wert in der EU. Zudem kann sich fast die Hälfte der Haushalte (49,5 Prozent) keine Kühlung im Sommer leisten. Die Analyse von EnEffect weist auf drei Problembereiche hin: niedrige Einkommen, hohe Energieverkaufspreise (gemessen an der Kaufkraft) und der allgemein mangelhafte Gebäudezustand. Der Strompreis für Privatkunden betrug im ersten Halbjahr 2019 umgerechnet etwa 10 Cent pro Kilowattstunde.
Fernwärme ist die übliche Heizungsart in den Städten mit entwickeltem Versorgungsnetz. Das langfristige Programm des Energieministeriums zur Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen im öffentlichen und privaten Gebäudesektor hebt hervor, dass sowohl Verteilungsnetze als auch Heizungsanlagen stark verschlissen sind, sodass große Wärmeverluste entstehen.
Im Zuge des Nationalen Aktionsplans für Energieeffizienz (2014 bis 2020) wurden im Jahr 2018 bei 685 Gebäuden, 45 Unternehmen und Industrieanlagen sowie 46 Systemen für künstliche Außenbeleuchtung Energieaudits (nach Artikel 8 der EU-Richtlinie 2012/27) durchgeführt, wie die Agentur für nachhaltige Energieentwicklung berichtete. Allein bei den geprüften und zertifizierten Gebäuden konnten so 101,79 Gigawattstunden eingespart werden.
Im Nationalen Aktionsplan hat Bulgarien für den Zeitraum 2014 bis 2020 ein Summenziel für Energieeinsparungen von 1.942,7 ktoe festgelegt. Als Zwischenziel bis 2018 waren 1.008,4 ktoe angesetzt. Allerdings hat das Land bis dahin nur 488,1 ktoe eingespart und somit nicht einmal die Hälfte (48,4 Prozent) des Ziels erreicht. Es ist daher unrealistisch, dass Bulgarien den vorgegebenen Wert von knapp 2.000 ktoe bis 2020 einhalten wird.
Laut Wirtschaftsbericht der bulgarischen Baukammer wuchs die wertmäßige Bauproduktion in der ersten Hälfte 2019 um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dabei betrug der Anstieg im Gebäudebau 21 Prozent und im Infrastrukturbau 10 Prozent.
In der ersten Hälfte 2019 stieg die Zahl der ausgestellten Baugenehmigungen für Wohngebäude um 7,6 Prozent, bei Verwaltungs- und Gewerbegebäuden um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die meisten Baugenehmigungen für Wohngebäude wurden in Sofia (Stadt und Hauptstadtregion), Plovdiv, Varna und Burgas erteilt. Je nach Bauqualität, Lage und Bauetappe haben sich die Wohnungspreise von Neubauten in den letzten Jahren in den Städten deutlich verteuert.
Nach Angaben des zentralen Berufsregisters der bulgarischen Bauunternehmen sind 86 Prozent der registrierten Betriebe Kleinunternehmen (bis zu 49 Mitarbeiter) und 98 Prozent Kleinunternehmen, die 2018 Nettoumsatzerlöse bis zu maximal 19,5 Millionen Lewa (9,97 Millionen Euro) erwirtschaftet haben.
Bezeichnung | Internetadresse | Anmerkungen |
Germany Trade & Invest | http://www.gtai.de/bulgarien | Außenwirtschaftsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft, auch Hinweise zu Ausschreibungen |
AHK Bulgarien | https://bulgarien.ahk.de | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen |
Factsheets der Exportinitiative Energie | https://www.german-energy-solutions.de/SiteGlobals/GES/Forms/Listen/Publikation/Publikation_Formular.html?cl2Categories_Typ_name=kurzinformationen | Allgemeine Energieinformationen zum Land (teilweise mit Technologie- oder Anwendungsfokus) |
Bulgarische Baukammer | https://ksb.bg | Vertretung der Bauunternehmen |
Exportinitiative Energie | http://www.german-energy-solutions.de | Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen usw. |
Verband der bulgarischen Architekten | https://bularch.eu/bg/ | Vertretung der Architekten in Bulgarien |
Bulgarische Assoziation für Wärmedämmung im Bauwesen | https://bais.bg | Vereinigung von Unternehmen für Herstellung, Handel und Anwendung von Wärmedämmung im Bauwesen |
Zentrum für Energieeffizienz EnEffect | http://www.eneffect.bg | Unterstützung der wirtschaftlichen Entwicklung durch effizientere Energienutzung |
Messe Bulgaria Building Week | https://buildingweek.bg/index.php/en/ | Internationale Messe für energieeffizientes, ökologisches und funktionales Bauwesen; nächste Ausgabe: 25. bis 28. Februar 2020 |
Messe Stroiko 2000 | http://www.stroiko2000.com/en | Fachmesse für Architektur, Bau und Ausstattung; nächste Ausgabe: 25. bis 29. März 2020 |
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Weitere Informationen zu Bulgarien sind unter http://www.gtai.de/bulgarien abrufbar.