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Branchenbericht China Öl, Gas
09.10.2019
Beijing (GTAI) - China ist der weltgrößte Öl- und Gasimporteur, und die Abhängigkeit von Einfuhren steigt. Deshalb investiert das Land hohe Summen in den Ausbau von Förder- und Raffineriekapazitäten.
Chinas Energieverbrauch ist enorm und steigt weiter. Um den Verbrauch zu decken, fährt das Land mehrgleisig, wobei der Anteil schmutziger Energieträger wie Kohle allmählich zugunsten sauberer Energieträger - insbesondere Gas - zurückgedrängt wird.
2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2020 | |
Kohle | 63,7 | 62,0 | 60,4 | 59,0 | 58,0 |
Erdöl | 18,3 | 18,5 | 18,8 | 18,9 | 17,0 |
Erdgas | 5,9 | 6,2 | 7,0 | 7,8 | 10,0 |
Nicht-fossile Energieträger | 12,1 | 13,3 | 13,8 | 14,3 | 15,0 |
Quelle: NDRC; 13. Fünfjahrplan für Energie (Nengyuan Fazhan Shisanwu Guihua)
Allerdings dürfte die Nachfragedynamik bei Erdgas 2019 etwas zurückgehen. Zum einen aufgrund infrastruktureller Defizite und zum anderen wegen des enormen Verbrauchsplus 2018 (+17,7 Prozent auf 281 Milliarden Kubikmeter). Trotzdem sollen es 2019 mit 310 Milliarden Kubikmetern immer noch um10,4 Prozent mehr sein. Das China Electric Power Planning & Engineering Institute geht davon aus, dass die Gasproduktion dieses Jahr 170 Milliarden Kubikmeter erreicht, ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 6,1 Prozent.
Neu hinzukommende Fördermengen sollen zu 6 Milliarden Kubikmetern aus konventionellen Gasfeldern und zu 4 Milliarden Kubikmetern aus unkonventionellen wie Gas aus Schiefergestein oder Kohleflöz-Methan stammen. Über die Hälfte (54 Prozent) der gesamten chinesischen Gasförderung stammt aus drei Feldern: Changqing in Ordos/Innere Mongolei, Tarim in Xinjiang sowie Xinan in Sichuan).
Allerdings ist das Land auch bei Gas bei Weitem nicht in der Lage, durch eigene Förderung die Binnennachfrage zu decken. Nach Bloomberg-Informationen wird Chinas Abhängigkeit von Gasimporten von 57 Prozent im Jahr 2017 bis 2020 auf 75 steigen.
Derzeit wird Gas in erster Linie als Flüssiggas etwa aus Australien importiert. Allerdings kommt dem Pipeline-Ausbau eine wichtige strategische Rolle zu. Ende 2019 soll die Pipeline "Kraft Sibiriens" mit einer Kapazität von 38 Milliarden Kubikmetern ihren Betrieb aufnehmen. Weiteres Gas kommt über die China-Central Asia-Gaspipeline oder über die China-Myanmar-Pipeline ins Land.
Die bereits für die 1. Jahreshälfte 2019 vorgesehene Gründung eines nationalen Erdöl- und Gaskonzerns hat sich etwas nach hinten verschoben. Allerdings sei damit durchaus noch für 2019 zu rechnen. Die Genehmigung durch die Staatliche Kommission für Entwicklung und Reform NDRC (National Development and Reform Commission) liegt bereits vor.
Geplant ist, dass die China National Petroleum Corporation, Sinopec und die China National Offshore Oil Corp. ihre Pipeline-Anlagen an die neue Gesellschaft abtreten. Diese wird zusätzlich mit staatlichen Investitionsmitteln und Privatkapital ausgestattet, um neue Pipeline-Projekte zu finanzieren. Selbst ein Gang an die Börse ist angestrebt.
Ziel ist, die Vernetzung des Pipeline-Systems zu verbessern und die Transmissionskosten zu senken. Umgekehrt sollen sich die Fördergesellschaften mehr auf ihr Kerngeschäft Exploration, Förderung und Lagerung von Öl und Gas konzentrieren. Kritiker befürchten indessen weitere Ineffizienzen durch die Monopolstellung der neuen Gesellschaft.
Nach einem Report von Jiemian besaß China Ende 2017 rund 70.000 Kilometer Gaspipelines sowie 30.000 für Rohöl und 26.000 Kilometer für den Transport von raffiniertem Öl. Der China National Petroleum Corporation gehören 68,9 Prozent der Rohöl-, 76,2 Prozent der Gaspipelines und 43,2 Prozent der Pipelines für raffiniertes Öl.
Laut dem National Bureau of Statistics (NBS) flossen in den ersten sieben Monaten 2018 mit 25,5 Milliarden Renminbi Yuan (RMB) umgerechnet fast 3,9 Milliarden US-Dollar (1 US$ = 6,6114 Jahresdurchschnitt) in den Ausbau des Pipelinesystems - gut 25 Prozent mehr als in der gleichen Periode des Vorjahres.
Kennziffer | 2017 | 2018 | Veränd. 2018 | Veränd. 2019 *) |
Tief-, Infrastrukturbau, darunter | 6.118,6 | 6.357,2 | 3,9 | 4,6 |
.Pipelines | 34,8 | 33,3 | -4,4 | 25,5 |
*) Januar bis Juli
Quelle: NBS
2018 wurden laut Zollstatistik 462 Millionen Tonnen Öl aus dem Ausland bezogen, im Jahresvergleich ein Plus von 10,1 Prozent. Die Importabhängigkeit stieg damit laut China Daily auf 69,8 Prozent, obwohl die Ölindustrie große Anstrengungen unternommen hatte, die Dynamik der abnehmenden Fördermenge abzubremsen. Deshalb wurden 2018 mit 169 Millionen Tonnen auch nur 3 Millionen Tonnen weniger gefördert als im Vorjahr.
Tatsächlich sollen die drei größten Ölgiganten des Landes, China National Petroleum Corp., China Petroleum and Chemical Corp. und China National Offshore Oil Corp., deutlich mehr investieren, um die Energieversorgung sicherzustellen. Trotzdem dürfte die Erdölabhängigkeit 2019 auf 72 Prozent klettern - mit steigender Tendenz.
HSPos. | Kategorie | 2017 | 2018 | 2019 *) | Veränd. |
2709 | Erdöl | 419,5 | 461,9 | 244,7 | 8,9 |
darunter aus | |||||
.Russland | 59,5 | 71,5 | 37,7 | 15,2 | |
.Saudi Arabien | 52,2 | 56,7 | 37,7 | 38,4 | |
.Angola | 50,4 | 47,4 | 25,3 | 7,5 | |
.Irak | 36,8 | 45,0 | 22,8 | 8,1 | |
.Oman | 31,0 | 32,9 | 15,7 | -1,9 | |
2711 | Erdgas | 87,7 | 110,1 | 57,2 | 10,0 |
darunter aus | |||||
.Australien | 17,6 | 24,1 | 14,1 | 37,8 | |
.Turkmenistan | 24,5 | 25,3 | 12,7 | -1,6 | |
.Qatar | 10,4 | 12,4 | 5,9 | -5,0 | |
.Malaysia | 4,3 | 6,1 | 3,8 | 46,4 | |
.VAE | 6,6 | 6,2 | 2,3 | -26,2 |
*) Januar bis Juni
Quelle: International Trade Centre; GTAI-Berechnungen
Zugleich werden die Raffineriekapazitäten kräftig aufgestockt. Gemäß dem China Electric Power Planning & Engineering Institute erreichten sie Ende 2018 rund 850 Millionen jato, 35 Millionen Tonnen mehr als im Vorjahr. Weitere Vorhaben - auch von privater Seite wie Zhejiang Petrochemical, Hengli Petrochemical oder Shanhong Group - befinden sich im Aufbau. Bis zum Jahresende dürfte die Raffineriekapazität bei 863 Millionen Tonnen liegen. Nach dem "Oil 2019"-Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) soll China die USA 2024 als weltgrößten Raffineriestandort überholt haben.
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