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Branchen | China | Druck-, Verlagserzeugnisse

Druckgewerbe

Die Druckindustrie kann sich dem allgemeinen Abwärtstrend nicht entziehen. Ihre Maschineneinfuhren sinken, während die Geschäftsrisiken für ausländische Zulieferer steigen.

Von Roland Rohde | Bonn

Markttrends: Corona beschleunigt Digitalisierung

Chinas Druckindustrie ist nach dem Rekordjahr 2021 in eine Krise gerutscht. Ursache dafür ist vor allem die starke Konjunkturabkühlung infolge der strikten Null-Covid-Politik. Das Hauptübel besteht in einer schwächelnden Inlandsnachfrage. Die zahlreichen Lockdowns wie im April und Mai 2022 in Shanghai sind Gift für den Konsum. Der Einzelhandelsumsatz stagnierte nach Angaben des nationalen Statistikamtes NBS (National Bureau of Statistics) in den ersten sieben Monaten 2022. In den Jahren vor der Pandemie waren Wachstumsraten von 8 bis 9 Prozent üblich.

Besserung ist kurzfristig nicht in Sicht. Ständig und überall kann es zu Lockdowns kommen. Die Zentralregierung signalisiert kaum Anzeichen für eine baldige, durchgreifende Lockerung. Die lokalen Behörden setzen die Vorgaben praktisch ohne Rücksicht auf wirtschaftliche Belange um. Sie wissen, dass sie bestraft werden, wenn die Pandemie (für chinesische Verhältnisse) außer Kontrolle gerät. Für die ökonomischen Konsequenzen ist noch nie jemand gemaßregelt worden.

Zeitungen/Zeitschriften: Auflagen in der Tendenz rückläufig

Die generell rasch voranschreitende Digitalisierung der chinesischen Wirtschaft und Gesellschaft hat sich infolge der Coronapandemie noch beschleunigt. In der Tendenz wird immer weniger auf dem Papier gelesen. Zeitungen gehören zu den größten Verlierern. Ihre Auflagen sinken schon seit etlichen Jahren, denn die Bevölkerung informiert sich lieber über Chats oder Blogs. Dort funktioniert die staatliche Zensur nicht immer einwandfrei. Jedoch fällt der Abwärtstrend bei Zeitschriften weniger drastisch aus. Einzelne Titel können gegen den Trend wachsen.

Werbedruck: Versinkt in der Bedeutungslosigkeit

Der Werbedruck spielt im Reich der Mitte bereits jetzt kaum noch eine Rolle. Ein Großteil der Ausgaben von Unternehmen fließt in elektronische Medien sowie in Fernsehreklame. Das Onlinegeschäft dürfte auch in den nächsten Jahren weiter zulegen. Im Gegenzug verlieren klassische Printmedien für das Anzeigengeschäft weiter an Bedeutung.

Bücher: Onlineliteratur im Kommen

Der Buchdruck leidet ebenfalls unter der Digitalisierung, auch wenn es einen leichten gegenläufigen Trend gibt: So gehen Chinesen verstärkt in moderne, gut sortierte Buchhandlungen, die in den letzten Jahren Events wie Autorenlesungen häufiger anbieten. Die Branche investierte teils kräftig in ihre Filialen. Immer mehr Buchläden haben bis spät in die Nacht oder sogar rund um die Uhr geöffnet. Doch die Lockdowns einzelner Städte verderben ihnen das Geschäft. Die Zukunft gehört eindeutig der Onlineliteratur, die bereits jetzt für die Mehrheit des Umsatzes steht.

Verpackungsdruck: Schwacher Einzelhandel drückt auf Nachfrage

Der Verpackungsdruck profitiert von einem sehr langfristigen Aufwärtstrend: Immer mehr Chinesen gehen in Supermärkten oder online einkaufen. Bei beiden Vertriebskanälen sind die Waren aufwendig verpackt. Durch die Coronapandemie hat diese Entwicklung zusätzlichen Auftrieb erhalten, da der Ursprung des Virus vermutlich auf einem traditionellen Markt mit seinen fragwürdigen hygienischen Bedingungen zurückzuführen ist. Insbesondere im E-Commerce besteht in der Lebensmittelsparte noch viel Nachholbedarf und Wachstumspotenzial.

Umsatz der Druckindustrie nach Sparten (2020, in Milliarden US-Dollar, Anteil in Prozent) *)

Segment

Umsatz

Anteil

Verpackungen

151,9

79,3

Verlagswesen (Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, etc.)

24,9

13,0

Andere

14,7

7,7

Insgesamt

191,5

100,0

*) keine vergleichbaren beziehungsweise aktuellen Zahlen für 2019 oder 2021 verfügbarQuelle: Regulierungsbehörde für den Drucksektor (SAPPRFT); ASKCI 2022

Doch der schwache Inlandskonsum macht sich immer stärker bemerkbar und es gibt nicht viel Hoffnung, dass sich daran bald etwas ändert. Dafür sprechen zahlreiche Faktoren. Die Arbeitslosigkeit ist stark gestiegen. Hinzu kommt, dass viele Haushalte wegen der Immobilienkrise auf dem Papier ärmer geworden sind. Sie müssen außerdem angesichts einer rasch alternden Gesellschaft mehr Geld für ihren Ruhestand sparen und ihre Konsumquote senken. Immerhin kam bislang Rückenwind vom Außenhandel. Er entwickelte sich 2021 und in den ersten sieben Monaten 2022 vergleichsweise lebhaft. Doch Branchenkenner erwarten auch hier eine baldige Abkühlung.

Im Jahr 2021 belief sich der chinesische Verpackungsmarkt nach Angaben des Marktforschungsunternehmens ASKCI auf umgerechnet 190 Milliarden US-Dollar (US$). Er war damit - auf Basis der Inlandswährung - um satte 20 Prozent (nominal) gestiegen. Für 2022 erwarten die Consultants eine weitere Zunahme von 8 Prozent. Diese Prognose dürfte anhand der schwachen Konsumkonjunktur nicht mehr zu halten sein. Papierverpackungen kamen 2021 auf einen Marktanteil von 27 Prozent. Bei Kunststoffen lag die Quote bei 45 Prozent.

Branchenstruktur/Wettbewerb: Große Firmen wachsen durch Zukauf

Nach Angaben des NBS gab es 2020 rund 5.900 größere Druckbetriebe (einschließlich der Sparte Medienproduktion). Dazu zählen Firmen ab etwa einer Dreiviertelmillion US$ Jahresumsatz. Einschließlich der vielen kleinen Betriebe, die den Sektor prägen, gibt es laut inoffiziellen Schätzungen des nationalen Druckverbandes etwa 80.000 Branchenunternehmen. Ihre Anzahl ist in den letzten Jahren durch Übernahmen und Geschäftsaufgaben stetig zurückgegangen. Von den 20 größten Branchenunternehmen erzielten 2021 genau 13 zweistellige Umsatzzuwächse. 

Die größten börsennotierten Druckunternehmen (Umsatz in Millionen US-Dollar)

Name

Sparte

2021

Xiamen Hexing Packaging Printing (HXPP)

Verpackungen aus Wellpappe

2.763

Shenzhen YUTO Packaging Technology

Verpackungen

2.338

Yunnan Energy New Material Group

Druck und Verpackungen

1.257

Zijiang Holdings

Druck und Verpackungen

911

Xiamen Jihong Technology

Verpackungen

815

Sunrise Group 

Verpackungen und Druck

813

Ting Zheng Printing & Packing Material

Druck und Verpackungen

724

Yi Bin Push3D

3D-Druck

645

Shantou Dongfeng Printing

Tabakverpackungen

599

MYS Group

Nachhaltige Verpackungen

568

Quelle: Zhiyan Intelligence Research Group 2022

Laut ASKCI belief sich der Umsatz der chinesischen Druckindustrie 2021 auf umgerechnet 217 Milliarden US$. Das entsprach auf Basis der Inlandswährung einer Steigerung von nominal 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für 2022 gehen die Consultants von einem Plus von knapp 3 Prozent aus. Angesichts der mauen Konjunktur ist aber ein geringer oder gar negativer Wert zu erwarten. Ab 2023 dürfte es aber wieder leicht bergauf gehen.

Umsatzentwicklung der Druckindustrie (in Milliarden US-Dollar, Veränderung zum Vorjahr in Prozent)

Jahr

Umsatz

Veränderung1)

2017

179,2

5,2

2018

192,1

5,0

2019

188,1

2,4

2020

191,5

1,5

2021

217,2

4,5

20222)

210,0

2,9

1) auf Basis der Inlandswährung; 2) PrognoseQuelle: ASKCI 2022

Der Druckverband führt insgesamt rund drei Dutzend Mitgliedsfirmen auf, die an einer chinesischen Börse gelistet sind. Große Gesellschaften konnten ihre Umsätze vor allem durch den Zukauf kleinerer Wettbewerber deutlich erhöhen. Dazu werden sie oftmals von den lokalen Regierungen ermuntert. Der Konzentrationsprozess dürfte in der Branche 2022/23 angesichts eines härteren Wettbewerbsumfeldes weiter zunehmen.

Die Investitionsfreude hat sich in jüngster Zeit deutlich eingetrübt. Das lässt sich auch anhand der chinesischen Zollstatistik nachvollziehen. Im Jahr 2021 waren die Einfuhren von Offsetdruckmaschinen noch um ganze 50 Prozent auf über 920 Millionen US$ gestiegen. Von Januar bis August 2022 sind die Einfuhren von Offsetdruckmaschinen um gut ein Viertel (-26%) gesunken. Sie dürften damit wieder auf gut 700 Millionen US$ fallen. Das entspräche in etwa dem Vorpandemieniveau. Unter der Marktkorrektur leiden vor allem deutsche Anbieter, da sie die Hauptlieferanten von Drucktechnologie sind.

Rahmenbedingungen: China-Geschäft wird schwieriger und risikoreicher

Auch langfristig sind die Aussichten nicht gerade rosig. Das China-Geschäft ist generell schwieriger und risikoreicher geworden. Das Land schottet sich zunehmend vom Rest der Welt ab. Seit zweieinhalb Jahren dürfen Ausländer praktisch nicht mehr einreisen. Flüge in die Volksrepublik sind zudem äußerst rar und teuer. Chinesen können nur noch in Ausnahmefällen ihre Pässe verlängern. Viele Expatriates haben die Volksrepublik für immer verlassen. Damit bekommt die Lokalisierung der Industrie, die durch die Dual-Circulation-Strategie beziehungsweise "Buy China"-Politik gefördert wird, zusätzlichen Aufwind.

Für deutsche Maschinenbauer ist die Lage besonders kritisch, da sie keine Installations- oder Wartungsteams mehr ins Reich der Mitte schicken können. Auch der Besuch oder die Beschickung von Messen ist damit aus dem Ausland nicht mehr möglich. Insbesondere Mittelständler, die keine personellen Kapazitäten vor Ort haben, leiden stark. Besserung ist erst einmal nicht in Sicht. Vor dem Frühjahr 2023 sind keine großen Lockerungen beim Grenzregime zu erwarten.

Zugleich ist auch die Stimmung im Ausland gegenüber China "gekippt". Durch Beijings Unterstützung Russlands im Ukraine-Krieg und die Bedrohung Taiwans hat sich das Reich der Mitte noch einmal ein großes Stück von der westlichen Wertegemeinschaft entfernt. Deutsche Unternehmen werden sich in ihrer Heimat zunehmend dafür rechtfertigen müssen, dass sie in der Volksrepublik Geschäfte machen. Diese können zudem, etwa bei einer Eskalation des Taiwan-Konfliktes, über Nacht wegbrechen. Immer mehr Unternehmen suchen sich daher alternative Absatz- und Beschaffungsmärkte. Die Wenigsten wollen sich allerdings komplett aus China zurückziehen.

Stand: September 2022

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