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Ecuador | Bergbauprojekte
Im Jahr 2019 gingen die ersten zwei Großminen Ecuadors an den Start. Weitere Projekte sollen nun folgen. In einigen Regionen protestiert jedoch die Bevölkerung gegen den Bergbau.
12.03.2020
Von Edwin Schuh | Bogotá
Seit der Eröffnung zweier Bergwerke in der nordöstlichen Provinz Zamora Chinchipe gehört Ecuador zu den Ländern, die Bergbau in großem Stil betreiben. Die Goldmine Fruta del Norte der kanadischen Firma Lundin Gold verschiffte im Dezember 2019 die erste Lieferung Goldkonzentrat (177,9 Tonnen) von Guayaquil nach Finnland. Bis zum Jahr 2034 will die Mine Exporte im Wert von rund 7,9 Milliarden US-Dollar (US$) generieren. Das Bergwerk Mirador des chinesischen Konsortiums Ecuacorriente begann im Januar 2020 mit dem Export von Kupferkonzentrat nach China.
Die Entstehung des professionellen Bergbaus in Ecuador könnte zukünftig auch bei deutschen Anbietern von Bergbaumaschinen für Geschäftschancen sorgen. Branchenkennern zufolge ist Fruta del Norte mit Bergbautechnologie unter anderem von Outotec (Finnland) ausgestattet. In der Kupfermine Mirador befinden sich eine Zerkleinerungsmaschine (crusher) und Mahlanlagen (semi-autogenous grinding mill, ball mill) von Metso (Schweden).
Projekt | Investitionen (Mio. US$) | Unternehmen | Stand | Anmerkung |
---|---|---|---|---|
Cascabel | 2.400 bis 2.800 | SolGold | Endgültige Machbarkeitsstudie bis Ende 2020; Produktionsbeginn ca. 2027 | Geplante Produktion: 207.000 Tonnen (t) Kupfer/Jahr, 438.000 Unzen Gold/Jahr und 1,4 Mio. Unzen Silber/Jahr, Laufzeit: 25 Jahre |
Mirador | 1.400 | Konsortium Ecuacorriente (Tongling Nonferrous Metals Group und China Railways Construction Corporation) | In Betrieb genommen im Juli 2019, Produktion wird hochgefahren | Reserven: 3,2 Mio. t Kupfer, 27,2 Mio. Unzen Silber, 3,4 Mio. Unzen Gold, Laufzeit: 30 Jahre |
Cangrejos | 831 | Lumina Gold | Vorstudien; vorläufige Wirtschaftlichkeitsstudie soll Mitte 2020 erscheinen; Produktionsbeginn ca. 2024 | Geplante Produktion: 373.000 Unzen Gold/Jahr, 19.505 t Kupfer/Jahr |
Fruta del Norte | 692 | Lundin Gold | In Betrieb genommen im November 2019, Produktion wird hochgefahren | Geplante Produktion: 310.000 Unzen Gold/Jahr Laufzeit: 15 Jahre |
Loma Larga | 310 | INV Metals | Überarbeitete Machbarkeitsstudie und Umweltverträglichkeitsstudie für Mitte 2020 vorgesehen; Produktionsbeginn ca. 2024 | Geplante Produktion: 150.000 Unzen Gold/Jahr, Laufzeit: 12 Jahre |
Curipamba | 185 | Adventus Mining, Salazar Resources | Fortgeschrittene Exploration; Produktionsbeginn ca. 2024 | Silber und Gold |
La Plata | 120 | Toachi Mining | Vorstudien; Produktionsbeginn ca. 2024 | Gold und Kupfer |
Llurimagua | k.A. | Joint-Venture zwischen ENAMI (51%) und CODELCO (49%) | Vorstudien | Geplante Produktion: 210.000 t Kupfer/Jahr, Laufzeit: 27 Jahre |
Die ecuadorianische Nationalversammlung (Asamblea Nacional) debattiert derzeit zwei Änderungen des Bergbaugesetzes (Artikel 29 und 40 des Ley de Minería). Demzufolge sollen Bergbaukonzessionen künftig über Versteigerungen an ausländische Staatskonzerne vergeben werden und nicht mehr - wie bisher - als Direktvergabe. Dies soll für mehr Transparenz sorgen, da der aktuelle Vergabeprozess einen Nährboden für Korruption biete, so Befürworter der Reform. Dadurch sollen private und staatliche Firmen Chancengleichheit erhalten, was wiederum die Investitionen ankurbeln soll. Der Vorschlag zur Änderung des Bergbaugesetzes dürfte Branchenkennern zufolge angenommen werden.
Ziel der ecuadorianischen Regierung ist eine Diversifizierung der Wirtschaft, um das Land weniger abhängig von den Hauptexportprodukten Erdöl, Garnelen, Bananen und Schnittblumen zu machen. Nach Einschätzung des Bergbauministeriums (Ministerio de Minería) wird sich der Anteil des Bergbaus am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 1,6 Prozent im Jahr 2019 auf 3,6 bis 4 Prozent im Jahr 2021 erhöhen. Dank der erwähnten neuen Bergwerke ist diese Vorgabe realistisch. Langfristiges Ziel bis 2030 ist ein Anteil des Bergbaus am BIP von 10 Prozent.
Der Bergbau hat in Ecuador mit Protesten der lokalen Bevölkerung und einer unklaren Rechtslage hinsichtlich Volksabstimmungen zu kämpfen. Im Juni 2019 entschied das ecuadorianische Verfassungsgericht, dass eine geplante Volksabstimmung über Bergbauprojekte in den Provinzen Carchi und Imbabura unrechtmäßig sei. Das Referendum hätte das Projekt Cascabel der australischen Explorationsfirma SolGold in Gefahr gebracht. Dem Antrag auf eine Volksabstimmung über ein Verbot von Bergbau in einigen Gebieten der Provinz Azuay gab das Verfassungsgericht im Januar 2020 allerdings statt. Er wurde von Yaku Peréz, dem indigenen Präfekten der Provinz Azuya, eingereicht. Die Volksabstimmung in der Provinz Azuay wird daher wohl im Laufe des Jahres 2020 durchgeführt. Indigene Gruppen bekämpfen auch das Joint-Venture-Projekt Llurimagua der beiden staatlichen Bergbaukonzerne ENAMI (Ecuador) und CODELCO (Chile).
Die im Juli 2019 in Betrieb genommene Kupfermine Mirador wurde mehrere Male gerichtlich ausgesetzt, da es Bedenken um die Sicherheit der Arbeiter gab. Insidern zufolge ist die Sicherheit in dem Bergwerk keine Priorität für die chinesischen Betreiber. Das Konsortium erwarb die Konzession für die Mine von der Vorgängerregierung unter Raffael Correa. Beobachter halten auch den Transport von Erzkonzentrat von dem Bergwerk an die Küstenhäfen für kritisch. Eine Überlastung der ohnehin schon schmalen Andenstraßen könnte den Ärger der Anwohner hervorrufen und so die Akzeptanz für Bergbau verringern, ähnlich wie in Peru.