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Branchen | Indien | Druck-, Verlagserzeugnisse

Druckgewerbe

Die Druckmaschinen laufen wieder. Vor allem der Verpackungs- und der Schulbuchdruck sorgen für mehr Aufträge. Die Unternehmen haben aber mit hohen Inputkosten zu kämpfen.

Von Boris Alex | New Delhi

Markttrends: Aussichten für die Druckbranche hellen sich auf

Die Druckindustrie ist eine der am stärksten von der Coronapandemie betroffenen Branchen in Indien. Seit Mitte 2021 geht es mit der Nachfrage nach Druckerzeugnissen und -diensten aber wieder stetig bergauf. Nach einer fast zweijährigen Zwangspause sorgt die Öffnung der Bildungseinrichtungen im Februar 2022 dafür, dass sich auch die Auftragsbücher der Lehrbuchdruckereien wieder füllen. Die Entwicklung spiegelt sich auch im Produktionsindex der indischen Statistikbehörde wieder. Seit Mitte letzten Jahres steigt die Kennzahl und im Mai 2022 lag sie saisonbereinigt mit 85,3 Prozentpunkten erstmals wieder über dem Vorkrisenniveau.

Der Umsatz in der Druckindustrie ist Branchenschätzungen zufolge 2021 zwischen 5 und 10 Prozent auf etwa 6 Milliarden US-Dollar (US$) gestiegen. Im Jahr zuvor verzeichneten die Druckereien ein Minus von 18 Prozent. Da die vielen Kleinbetriebe in die Berechnungen nicht einfließen, dürfte der Branchenumsatz insgesamt aber deutlich höher sein. Vor der Krise lag er bei 12 Milliarden US$, schätzt die All India Federation of Master Printers (AIFMP). Für 2022 erwartet der Verband für die Unternehmen im organisierten Sektor erneut ein Umsatzplus von 5 bis 10 Prozent. Bis 2024 soll er weiter auf 7,4 Milliarden US$ zulegen, so eine Prognose aus dem Frühjahr 2021. Allerdings dürften nicht alle Drucksegmente gleichermaßen vom Aufschwung profitieren.

Zeitungen/Zeitschriften: Auflagen bleiben unter Vorkrisenniveau

Der Umsatz mit Printmedien hat sich 2021 ebenfalls wieder erholt. Die Zeitungssparte legte um 20 Prozent auf 3 Milliarden US$ zu, so die Zahlen der Federation of Indian Chambers of Commerce & Industry (FICCI). Rund zwei Drittel des Umsatzes werden über Anzeigen generiert. Für 2022 erwartet der Verband ein Plus von knapp 8 Prozent auf 3,2 Milliarden US$, bis 2024 soll er auf insgesamt 3,4 Milliarden US$ zulegen. In der Zeitschriftsparte ging es 2021 um gut 30 Prozent auf 92 Millionen US$ nach oben. FICCI prognostiziert hier für 2022 nur ein moderates Plus von 3 Prozent auf 95 Millionen US$.

Die Digitalisierung des Medienkonsums schreitet auch in Indien voran und die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage hatten schon vor der Coronapandemie mit sinkenden Auflagen zu kämpfen. Im Finanzjahr 2020/2021 (1. April bis 31. März) ging es bei den Tageszeitungen nochmals um fast 13 Prozent und bei den Magazinen um rund 12 Prozent nach unten, so die Daten des Registrar of Newspapers for India. Schätzungen von FICCI zufolge dürfte die Auflage in beiden Segmenten 2021/2022 zwar wieder leicht zugelegt haben, aber immer noch um 15 bis 20 Prozent unter dem Vorkrisenniveau liegen.

Auflagenentwicklung von Zeitungen und Zeitschriften in Indien (Durchschnitt; in Millionen Exemplaren; Veränderung in Prozent)

Segment

2018/2019*)

2019/2020*)

2020/2021*)

Veränderung 2020/2021*) zu 2019/2020*)

Tageszeitungen

291,5

258,4

225,9

-12,6

Zeitschriften

229,0

181,0

160,1

-11,5

  wöchentlich

124,6

107,3

94,7

-11,7

  monatlich

60,9

46,9

42,7

-9,0

  14-tägig

24,7

21,9

18,7

-14,6

  Sonstige

18,8

4,9

4,0

-18,4

*) Finanzjahr: 1. April bis 31. MärzQuelle: Registrar of Newspapers for India, 2022

Die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage reagieren darauf, indem sie ihr Informationsangebot weiter digitalisieren und den Umfang ihrer Printerzeugnisse verkleinern. Im Gegenzug bauen sie aber auch ihr regionales Angebot aus. In manchen Landesteilen sind gedruckte Produkte in lokalen Sprachen bislang unterrepräsentiert und bergen durchaus noch Wachstumspotenzial. Unter dem Strich dürfte aber das Zeitungs- und Zeitschriftensegment für die indischen Druckereien in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung verlieren.

Werbedruck/Geschäftsdruck/Formulardruck: Firmen und Behörden setzen weniger Aufträge ab

Die Nachfrage nach Geschäfts- und Formulardrucksachen zieht seit dem Ende der meisten Coronabeschränkungen wieder an. Allerdings hat sich in den vergangenen zwei Jahren die Digitalisierung der Behörden weiter beschleunigt und immer mehr Verwaltungsabläufe und öffentliche Dienste werden auf elektronischem Weg erledigt. Zwar hat das Scheckbuch in Indien noch nicht ausgedient, aber Finanzdienstleitungen werden verstärkt über Online- und Mobile Banking abgewickelt. Beim Geschäftsdruck ist ein ähnlicher Trend erkennbar. Nach fast zwei Jahren im Homeoffice wurden viele Unternehmensabläufe digitalisiert.

Die Bedeutung des Werbedrucks ist seit Jahren rückläufig. Hier setzen die Unternehmen - vor allem aus der Konsumgüterindustrie - inzwischen ebenfalls auf digitale Angebote. Das Messegeschäft zieht seit Anfang 2022 wieder an, was sich auch positiv auf den Bedarf an Werbematerial auswirken dürfte. Aber auch in diesem Segment geht der Trend weg von gedruckten Hochglanzbroschüren und hin zu digitalen Lösungen. Messekataloge und Ausstellerverzeichnisse werden inzwischen fast nur noch als Softcopy oder als App angeboten.

Bücher: Schulöffnungen beleben die Nachfrage

Gut 90 Prozent des indischen Buchmarktes entfallen auf Lehrmittel, der Großteil davon sind Schulbücher für die rund 250 Millionen Schülerinnen und Schüler. Im Februar 2022 wurden nach fast zwei Jahren Coronapause die Bildungseinrichtungen geöffnet und der Bedarf an gedruckten Lehrmaterialien wächst seitdem stark. Er dürfte inzwischen sogar wieder das Vorkrisenniveau erreicht haben, so die Aussage der Screen Printers' Association of India (SPAI). Zwar kommen auch in indischen Schulen verstärkt digitale Lernmittel zum Einsatz. Vor allem im staatlichen Schulwesen bleiben aber gedruckte Bücher und Arbeitshefte der Standard.

Die Lehrbuchverlage und -druckereien setzen hohe Erwartungen in die 2020 angekündigte "National Education Policy", mit der auch die Unterrichtsmaterialien komplett überarbeitet werden sollen. Unter anderem ist eine stärkere regionale Ausrichtung bei den Lehrmitteln geplant und im Schulunterricht sollen verstärkt Bücher und Arbeitshefte in den 22 indischen Landessprachen zum Einsatz kommen. Laut SPAI wollen die Schulbuchverlage in Druckmaschinen investieren, um die Nachfrage nach neuen Unterrichtsmaterialien decken zu können. 

Verpackungsdruck und Etiketten: Hohes Wachstum in beiden Bereichen

Die indische Verpackungsindustrie wächst seit Jahren und hat durch die Coronapandemie - insbesondere bei Nahrungs- und Arzneimitteln - zusätzlichen Schub bekommen. Der Markt für Verpackungen soll sich bis 2025 auf rund 200 Milliarden US$ mehr als verdoppeln. Davon profitiert auch die Druckindustrie. AIFMP schätzt, dass der Umsatz im Verpackungsdruck im Finanzjahr 2021/2022 um 10 Prozent zugelegt hat. Für die laufende Periode 2022/2023 erwartet der Verband ein weiteres Plus zwischen 10 und 15 Prozent.

Die positive Entwicklung bestätigte sich auch auf der Leitmesse "Printpack India" im Mai 2022. Laut der Printing Packaging & Allied Machinery Manufacturers’ Association wurden Kaufverträge über Verpackungs- und Druckmaschinen im Wert von 250 Millionen US$ abgeschlossen. Der Etikettendruck entwickelt sich ähnlich positiv, allerdings haben die Druckereien in diesem Segment mit steigenden Inputpreisen zu kämpfen, so die Aussage der Label Manufacturers Association Of India. Auch die Preise für Etikettendruckmaschinen sind im 1. Halbjahr 2022 um 15 bis 20 Prozent gestiegen.

Branchenstruktur/Wettbewerb: Import von Druckmaschinen hat sich erholt

Die Zahl der aktiven Druckereien bezifferte die Statistikbehörde Ministry of Statistics and Programme Implementation für 2017/2018 auf über 3.500 Betriebe. Diese beschäftigten rund 160.000 Personen. Die tatsächliche Zahl der Unternehmen dürfte jedoch wesentlich höher liegen, da die meisten Kleinbetriebe statistisch nicht erfasst sind. So schätzt der Verband AIFMP die Anzahl für diese Periode auf ungefähr 250.000 Unternehmen mit 1,5 Millionen Beschäftigten. Durch die Pandemie musste allerdings jeder vierte Kleinbetrieb aufgeben, so die Aussage von AIFMP. 

Die Digitalisierung und Automatisierung in der indischen Druckindustrie hat sich im Zuge der Coronakrise weiter beschleunigt. Viele Großdruckereien und Verlagshäuser haben in neue Maschinen und digitale Verfahren investiert. Das spiegelt sich auch bei den Einfuhren von Druckmaschinen (Zolltarif-Position 8443) wider. Diese konnten 2021 um 37 Prozent auf rund 1,3 Milliarden US$ zulegen. Im Jahr davor waren die Importe um ein Drittel auf 918 Millionen US$ zurückgegangen, so die Daten von UN Comtrade. Die deutschen Lieferungen konnten von dem Aufwärtstrend allerdings nicht profitieren und verharrten mit 47 Millionen US$ auf dem Vorjahresniveau. Rund ein Drittel der Importe stammen aus China, Deutschland rangierte 2021 auf Rang 7 der Einfuhrstatistik.

Rahmenbedingungen: Indien geht gegen Verpackungsmüll vor

In Indien gilt seit dem 1. Juli 2022 ein Verbot von bestimmten Einwegplastikerzeugnissen. Mit den "Plastic Waste Management Amendment Rules 2021" sind auch Folienverpackungen für Süßigkeitenboxen nicht mehr erlaubt und die Hersteller müssen auf andere Packmittel umschwenken. In den nächsten Jahren ist mit einer weiteren Verschärfung der Gesetze zur Vermeidung von Verpackungsmüll zu rechnen.

Stand: September 2022

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