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Branchen | Indonesien | Nahrungsmittel

Branchenstruktur

Indonesien verzeichnet bei vielen Agrarprodukten Ertragssteigerungen. Doch sie können die zunehmende Nachfrage nicht decken.

Von Frank Malerius | Jakarta

Nahrungsmittel konkurrieren mit Cash Crops

Die Nahrungsmittelindustrie hat eine große Bedeutung für die indonesische Wirtschaft. Laut Statistikamt macht die Verarbeitung von Nahrungsmitteln und Getränken ein Drittel der verarbeitenden Industrie und knapp 6 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung aus. Demnach gab es nach letztverfügbaren Zahlen von 2020 in dem Sektor 7.200 größere und mittlere Unternehmen mit 1,1 Millionen Beschäftigten. Hinzu kommen 1,6 Millionen kleinere und Kleinstunternehmen mit etwa 2,4 Millionen Beschäftigten. Es ist die mit Abstand größte Branche.

Zudem machen Nahrungsmittel jenseits von Palmöl (das überwiegend zu Speiseöl verarbeitet wird) etwa 7 Prozent der indonesischen Exporterlöse aus, das waren 2021 knapp 17 Milliarden US$. Wichtigste Güter sind dabei Fisch und Kaffee. Das Importspektrum hingegen ist weitaus breiter und umfasst Weizen, Obst, Gemüse, Zucker und Milchprodukte. Im Jahr 2022 wurden Nahrungsmittel im Wert von 22,6 Milliarden US$ eingeführt - ein neuer Rekord. Der Anteil an den Gesamtimporten lag bei etwa 8 Prozent.

Die Einfuhr von Nahrungsmitteln ist ein hochsensibles Thema, denn in Indonesien hat ein möglichst hoher Selbstversorgungsgrad eine große massenpsychologische Bedeutung. Wenn Reis importiert werden muss, führt das stets zu öffentlicher Empörung über eine vermeintlich fehlgeleitete Landwirtschaftspolitik. Doch die Problematik ist komplexer, denn die Nahrungsmittelproduktion konkurriert mit dem lukrativen Anbau von Exportgütern. So nimmt alleine der Anbau von Palmöl geschätzt ein Viertel der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche ein. Seine Erlöse (2022: 30 Milliarden US$) fließen auch in die Industrialisierung und in Sozialmaßnahmen. 

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Trotz der insgesamt schwachen Landwirtschaft hat es vielen Nahrungsmittelsektoren in den vergangenen Jahren Ertragssteigerungen gegeben. Allerdings behindern die kleinbäuerliche Struktur der Landwirtschaft zusammen mit geringem Know-how, schlechtem Saatgut, schwacher Technisierung und fehlenden Investitionen die weitere Entwicklung. 

Ausgewählte Nahrungsmittelhersteller in Indonesien (Umsatz in Milliarden US$)

Unternehmen

Umsatz 2019

Indofood

5,3

Unilever Indonesia

3,0

Wings

k.A.

Mayora

1,7

Tigaraksa Satria

0,9

Quelle: Unternehmensangaben

Multinationale Konzerne vor Ort

Die ausländischen Investitionen (FDI) im Bereich Nahrungsmittel sind im Vergleich zur wirtschaftlichen Bedeutung des Sektors eher gering. Sie betrugen 2022 nur 2,4 Milliarden US$ und damit 5,3 Prozent aller FDI. Die großen multinationalen Branchenkonzerne sind allerdings vor Ort vertreten, seien es Nestlé, Unilever, Danone oder Coca-Cola.

Bestimmt wird der Markt aber von den großen einheimischen Lebensmittelkonzernen wie Indofood, Wings oder Mayora. Für kleinere ausländische Branchenunternehmen ist der Markteinstieg schwierig, sie sind beim Vertrieb ihrer Produkte auf einen starken einheimischen Partner angewiesen.

Nahrungsmittel der Grundversorgung wie Reis, Instantnudeln, Gewürze, Gemüse und Obst sind ausgesprochen preissensibel, Centbeträge können über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Sie werden auf traditionellen Märkten und in Convenience Stores vertrieben. Statistisch gesehen muss der Durchschnittsindonesier die Hälfte seines Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben. In den von der Mittelschicht frequentierten größeren Supermärkten ist eher die Produktqualität das entscheidende Kaufkriterium.  

Auch der Vertrieb war für ausländische Unternehmen lange Zeit stark eingeschränkt. Mit der Reform des Investitionsrechts 2020/2021 wurden der Groß- und Einzelhandel formell geöffnet. Ob die sich die neuen Freiheiten in der Realität auch bewähren, muss sich aber noch zeigen. 

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