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Indonesien: Forstwirtschaft ist auf Technologieimporte angewiesen

Die großen Waldflächen gehören zu den wichtigen wirtschaftlichen Ressourcen des Archipels. Rodungs- und Verarbeitungstechnik muss eingeführt werden. (Stand: 4. Dezember 2021)

Von Frank Malerius | Jakarta

Indonesien gehört zu den waldreichsten Ländern der Welt. Allerdings hat der Inselstaat schon einen erheblichen Teil seiner Wälder verloren. Noch 1950 waren mehr als 80 Prozent des Landes bewaldet. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurde erst unreguliert Tropenholz für den Export geschlagen. Danach wurden Wälder für den Anbau von Leichtholz gerodet, zunächst für die Produktion von Sperrholz, dann als Rohstoff für die stark expandierende Papier- und Zellstoffindustrie. Ab den 1990er-Jahren fielen große Waldgebiete Palmölplantagen zum Opfer, die mittlerweile 15 Millionen Hektar umfassen. Das entspricht der gemeinsamen Fläche von Österreich, der Schweiz und den Niederlanden.

Die Waldrodungen haben in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich abgenommen. Heute gilt noch etwa die Hälfte der Landesfläche als bewaldet, sowohl mit Primär- und Sekundär- als auch mit Plantagenwäldern. Die als Waldfläche veranschlagten 120 Millionen Hektar werden von der Forstverwaltung gemanagt, die wie deutsche Forstämter organisiert ist. Das Umwelt- und Forstministerium als oberste Verwaltungsebene organisiert die Konzessionsvergabe. Zwar lässt sich illegaler Holzeinschlag in einem so großem Land wie Indonesien nicht verhindern, es gibt laut Branchenexperten aber ernsthafte Bemühungen, ihn zu unterbinden. 

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Die Wälder sind in verschiedene Kategorien unterteilt. So gibt es Schutzwälder („Sanctuary Reserve Area“, „Protection Forest“), Erhaltungswälder („Nature Conservation Area“, zum Beispiel Nationalparks) und Umwandlungswälder („Convertible Production Forests“), deren Nutzung den lokalen Kommunen erlaubt ist. Die kommerzielle Holzproduktion ist weitgehend auf Produktionswälder („Production Forests“) beschränkt. Außerdem gibt es in substanziellem Ausmaß Wald auf landwirtschaftlichen Flächen („APL“). Er ist schwächer reguliert, und die dortigen Rodungen sind international umstritten.

Produktionswälder für die Papier- und Möbelindustrie

Die Produktionswälder umfassen 44 Millionen Hektar (das entspricht etwa der gemeinsamen Fläche Deutschlands, der Niederlande und Belgiens). Sie unterteilen sich etwa zur Hälfte in die Naturwaldbewirtschaftung, aus der Holz für die heimische und europäische Möbelindustrie gewonnen wird, und in Plantagen, die Teakholz, aber vor allem Holz für die Papier- und Zellstoffindustrie produzieren.

Die großen Zellstoffplantagen liegen in Sumatra und Kalimantan. Teak wird vor allem auf Java produziert. Dort werden mancherorts durch Landflucht freigewordene Flächen aufgeforstet und neben Teak (Nutzung nach zehn bis 15 Jahren) auch mit Leichtholz (Nutzung nach fünf Jahren) bepflanzt.

Indonesien hat darüber hinaus ein Monopol bei Rattan, das vor allem auf Sumatra, Kalimantan und Sulawesi zu finden ist. Es wird in Naturwäldern geerntet oder in Rattangärten und Agroforstsystemen angebaut. Unverarbeitet ist der Export verboten.

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Abnehmende volkswirtschaftliche Bedeutung

Die Forstwirtschaft erwirtschaftet laut Statistikamt einen jährlichen Umsatz von etwa 7 Milliarden US-Dollar (US$), der Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt bei rund 0,7 Prozent. Damit hat sie erheblich weniger Gewicht als etwa die Landwirtschaft (100 Milliarden US$), die Fischerei (30 Milliarden US$) oder der Bergbau (70 Milliarden US$). Zudem ist der Forstsektor in den vergangenen Jahren zumeist deutlich schwächer gewachsen als die gesamte Ökonomie. Daher sinkt ihre volkswirtschaftliche Bedeutung.

Dennoch bietet sie direkt oder indirekt Millionen Menschen ein Auskommen (genaue Zahlen zur Beschäftigung fehlen) und bringt bescheidenen Wohlstand in Regionen, die andernfalls keine Entwicklungschance hätten. Die Forstwirtschaft ist zudem eine wichtige Grundlage für die wachsende Papier- und Zellstoffindustrie, auch wenn diese zusätzlich Holz aus dem Ausland importiert.

Indonesiens Außenhandelsbilanz bei Holz ist dennoch deutlich positiv. Exportiert wird vor allem bearbeitetes Holz. Wichtigste Absatzmärkte sind China und Australien. Ein Problem der Forstwirtschaft ist der mangelnde Ausbau der Infrastruktur, der mancherorts eine konkurrenzfähige Holznutzung erschwert.

Forstwirtschaft in Indonesien auf einen Blick

2018

2019

2020 

Produktion von Rundholz ("Sawn Timber", in 1.000 Kubikmetern)

2.079

k.A.

k.A.

Umsatz (Mrd. US$)

6,8

7,4

7,4

Investitionen (Mio. US$)

258

699

122

Investitionen kommen überwiegend aus dem Inland; Umrechnung nach dem jeweiligen JahresdurchschnittskursQuelle: Statistikamt BPS

Die Forstwirtschaft ist weitgehend in heimischer Hand und wird - so wie viele andere Wirtschaftssektoren auch - von Staatsbetrieben dominiert. Von den umgerechnet 700 Millionen US$ Investitionen in den Sektor im Jahr 2019 kamen gerade einmal 36 Millionen US$ aus dem Ausland. In kleinerem Umfang sind malaysische, chinesische und koreanische Firmen aktiv. Wichtigstes ausländisches Unternehmen vor Ort dürfte aber die japanische Sumitomo Forestry sein, die mit ihren Tochterfirmen sowohl in der Bewirtschaftung als auch in der Holzverarbeitung tätig ist.

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China mit Abstand wichtigster Techniklieferant

Indonesien ist industriell schwach entwickelt, deshalb muss auch Holzverarbeitungstechnik weitgehend importiert werden - pro Jahr für eine niedrige dreistellige Millionensumme. Mit Abstand wichtigster Lieferant ist China. Einfache Handwerkzeuge kommen gar zu 80 bis 90 Prozent aus der Volksrepublik.

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Der Archipel ist - auch im Vergleich zu den anderen ASEAN-Ländern - ein schwieriger Investitionsstandort. Rechtsunsicherheit, eine schwer berechenbare Bürokratie und mangelnde Corporate-Governance-Standards machen ausländischen Unternehmen das Leben schwer. Ein Befreiungsschlag soll die Anfang 2021 umgesetzte Liberalisierung des Investitionsrechts sein.

Dabei wurde die Forstwirtschaft teilweise geöffnet. Sie unterliegt aber selbst dort, wo eine vollständige ausländische Eigentümerschaft möglich ist, weiterhin Beschränkungen, die derzeit laut Experten ein Engagement erschweren. Grundsätzlich benötigen Investoren in der Praxis - unabhängig von der formellen Marktoffenheit - einen starken einheimischen Partner.

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

AHK Indonesien ("Ekonid")

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Ministerium für Umwelt und Forstwirtschaft (KLHK)

Reguliert die Forstwirtschaft

Indonesian Investment Coordinating Board (BKPM)

Investitionsbehörde

Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Jakarta

Koordiniert zahlreiche Forstprojekte

Asosiasi Pulp dan Kertas Indonesia (APKI)

Verband der Papier- und Zellstoffindustrie

Asosiasi Pengusaha Hutan Indonesia (APHI)

Verband der Holzkonzessionäre

Indogreen Environment & Forest Expo

Messe für nachhaltige Forstwirtschaft


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