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Branchenbericht Indonesien Fahrzeuge, übergreifend
Jakarta (GTAI) - Nach vielen Jahren der Steigerung schrumpft die indonesische Automobilbranche. Lediglich der Export legt zu. Für 2020 wird wieder ein leichtes Wachstum erwartet.
28.01.2020
Der erfolgsverwöhnte indonesische Automobilsektor hat 2019 einen Dämpfer erhalten. War zu Jahresbeginn noch ein leichtes Wachstum prognostiziert worden, so schließt die Branche das Jahr mit einem deutlichen Minus ab: Die Gesamtverkäufe im Inland (Retail) sanken gegenüber 2018 um 9,5 Prozent auf 1,043 Millionen verkaufte Einheiten, bei Pkw gaben sie um 9,1 Prozent auf 798.000 Stück nach.
Als Grund für den Rückgang sehen Experten die leichte Abschwächung der Konjunktur sowie den bis April 2019 andauernden Präsidentschaftswahlkampf, der viele Menschen von einem Neukauf abgehalten habe. Für 2020 prognostiziert der indonesische Automobilverband Gaikindo ein Verkaufsplus von 5 Prozent.
Die Produktionszahlen hingegen sanken 2019 lediglich um 4,2 Prozent auf 1,287 Millionen Stück. Bei Pkw steht sogar nur ein Minus von 0,9 Prozent zu Buche. Grund dafür ist der um 25,5 Prozent gestiegene Export von CBU-Pkw (Completely Built-Up) auf 332.000 Einheiten. Damit haben sich die Ausfuhren, für die nahezu ausschließlich die japanischen Hersteller vor Ort verantwortlich sind, in den vergangenen zehn Jahren versechsfacht. Die CBU-Importe dagegen sind 2019 um 12,2 Prozent auf 74.000 Stück zurückgegangen. Damit hat sich der Import seit der Einführung einer Luxussteuer auf entsprechende Einfuhren im Jahr 2014 halbiert.
Bemerkenswert ist die Anzahl der Ausfuhren von CKD-Automobilen (Completey Knocked-Down) in Höhe von 511.000 Einheiten. Das entspricht einer Versechsfachung gegenüber 2018. Allerdings erklärt Gaikindo auf Nachfrage, dass die Zahlen von 2018 nicht akkurat waren. Im Jahr 2019 habe es in diesem Segment dennoch eine große Steigerung gegeben. Der mit Abstand höchste Wert von CKD-Exporten stammt laut Gaikindo aus dem Jahr 2016 und liegt bei 203.000 Einheiten. Die Zahl von 2019 zeigt, mit welcher Geschwindigkeit die japanischen Hersteller Indonesien zu einem Exporthub ausbauen.
Im Oktober 2019 hat Volkswagen zusammen mit dem indonesischen Partner Indomobil östlich von Jakarta die Fertigung des Tiguan Allspace - Listenpreis 43.000 bis 50.000 US-Dollar (US$) - gestartet. Das Modell wird in seinen Teilen (Medium Knocked-Down) aus Mexiko importiert und vor Ort zusammengesetzt. Laut Gaikindo-Statistik hat Volkswagen 2019 in Indonesien 350 Einheiten abgesetzt. Bis in die 1970er Jahre war VW eine der dominierenden ausländischen Automobilmarken im Land gewesen.
Die erste in Indonesien produzierte chinesische Automobilmarke bleibt weiterhin auf Wachstumskurs. Der erst 2017 gestartete Wuling setzte 2019 respektable 22.000 Einheiten ab und sichert sich damit bereits 2,2 Prozent des Retailmarktes. Damit steigerte Wuling seine Verkäufe um 39 Prozent - während praktisch alle größeren Marken große Einbußen verzeichnetet.
General Motors hat den Verkauf des Chevrolet in Indonesien eingestellt und dessen Produktion in die Hände seines Kooperationspartners Wuling gelegt. Wuling fertigt den Chevrolet (in seiner weitgehend baugleichen Variante des Wuling-Modells Almaz) jetzt ausschließlich für den Export. Im indonesischen Markt bleibt Chevrolet nur noch in den Bereichen After Sales und Kundenservice präsent.
Der südkoreanische Hyundai-Konzern hat den Bau einer 1,5 Milliarden US$ teuren Automobilfabrik vor den Toren Jakartas angekündigt. Im ersten Schritt sollen dort Teile gefertigt werden und Automobile vom Band laufen. Später soll laut Presseberichten noch eine Batterieproduktion für Elektromobile hinzukommen. Allerdings gibt sich Hyundai dabei ein Zeitfenster bis 2030, um dieses Vorhaben gegebenenfalls überdenken zu können.
In den indonesischen Medien kursieren zahlreiche Meldungen über Milliardeninvestitionen der großen internationalen Automobilkonzerne in die Fertigung von Batterien und Elektromobilen im Archipel. Bestätigt ist bislang aber nichts. Der Wunsch ist stärker als die Wirklichkeit.
Indonesiens Regierung ist bestrebt, das Land in das Zeitalter der Elektromobilität hieven. Künftig sollen Millionen vor Ort gefertigte, batteriebetriebene Fahrzeuge über die Straßen des Landes rollen. Vordergründig geht es dabei um die Verbesserung der Luftqualität in den staugeplagten Städten und den Einsatz des heimischen Nickels in den Batterien. Ein ebenso bestimmendes Motiv dürfte aber das Einsparen von Mineralölimporten sein. Getankt würde dann allerdings überwiegend mit Strom aus Kohle, einem im Land im Überfluss vorhandenen Rohstoff.
Bezeichnung | Internetadresse | Anmerkungen |
Kementerian Perindustrian | http://www.kemenperin.go.id | Industrieministerium |
Gaikindo | http://www.gaikindo.or.id | Verband der Automobilhersteller |
GIAMM | - | Verband der Automobilzulieferer |
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