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Branchenbericht Iran Solarenergie
Dubai (GTAI) - Iran möchte bis 2022 den Anteil der erneuerbaren Energien an den Kraftwerkskapazitäten auf 5 Prozent erhöhen. Aber selbst dieses relativ bescheidene Ziel ist nun stark gefährdet.
22.08.2018
Die Lockerung der Wirtschaftssanktionen Anfang 2016 und die Einführung eines attraktiven Einspeisetarifs hatten zu lebhaftem Interesse ausländischer Firmen an EE-Projekten (erneuerbare Energien) geführt. Die meisten der von westlichen Investoren geplanten Projekte scheiterten allerdings an fehlenden Projektfinanzierungen, weil Banken zur Vergabe von Krediten für Iran-Geschäfte nicht bereit sind. Mit der Reaktivierung der US-Sanktionen und der sich nun abzeichnenden schweren Wirtschaftskrise dürfte ein Großteil der geplanten EE-Projekte vorerst nur noch geringe Chancen auf Realisierung haben.
Iran möchte die Kapazitäten von EE-Kraftwerken bis 2021/22 (iranisches Jahr 1400; 21.3. bis 20.3.) auf 5 Gigawatt (ohne große Wasserkraftwerke) erhöhen, derzeit sind es 0,6 Gigawatt. Durch Fertigstellung neuer EE-Projekte konnten 2017/18 die Kapazitäten des EE-Sektors um 0,23 Gigawatt erhöht werden. Der Zuwachs setzte sich aus Steigerungen um rund 150 Megawatt bei Fotovoltaik, um 68 Megawatt bei Windkraft, um 10 Megawatt bei Waste-to-Energy (WTE) und um 9 Megawatt bei kleinen Wasserkraftwerken zusammen. Im 1. Quartal 2018/19 kamen zwei Fotovoltaik-Anlagen mit 10 und 3,5 Megawatt hinzu.
Es ist unklar, in welchem Umfang die fertiggestellten EE-Projekte bereits Strom in das nationale Netz einspeisen. Nach Angaben der Iran Power Generation and Transmission Company (Tavanir) stiegen 2017/18 die Kapazitäten der EE-Anlagen nur um 100 auf 364 Megawatt.
Iran: Installierte EE-Kraftwerke (in MW; Stand: Juni 2018) *)
Staatliche Betreiber | Private Betreiber | Alle Betreiber | |
Insgesamt | 179,3 | 375,1 | 554,4 |
.Wind | 98,9 | 160,9 | 259,8 |
.Fotovoltaik | 7,9 | 180,4 | 188,3 |
.Biomasse | 0,0 | 10,6 | 10,6 |
.Kleine Wasserkraft-.werke | 72,5 | 13,6 | 86,1 |
Waste to Energy | 0 | 9,6 | 9,6 |
*) ohne große Wasserkraftwerke, die über eine Kapazität von 12 GW verfügen
Quelle: Renewable Energy and Energy Efficiency Organization (SATBA)
Nach Angaben der für den Abschluss der Stromabnahmeverträge zuständigen Renewable Energy and Energy Efficiency Organization (SATBA) wurden bis Juni 2018 mit insgesamt 270 Unternehmen Verträge (Power Purchase Agreement/PPA) für geplante EE-Projekte mit einer Gesamtkapazität von 3.966 Megawatt abgeschlossen. Davon entfallen 2.405 Megawatt auf Fotovoltaik-Anlagen und 1.474 Megawatt auf Windkraft, die restlichen 87 Megawatt verteilen sich auf Biomasse (7 Megawatt), kleine Wasserkraftwerke (16 Megawatt) und Wärmerückgewinnungsanlagen (64 Megawatt; WTE etc.).
Im Juli 2018 erklärte SATBA-Chef Mohammad Sadeqzadeh, seine Behörde unterzeichne täglich drei bis vier neue PPA. Weiter sagte Sadeqzadeh, in den vergangenen zwei Jahren hätten private Investoren 100 Billionen Rial in EE-Projekte investiert. Dieser Wert entspricht 2,6 Milliarden US-Dollar (US$) zum durchschnittlichen freien Wechselkurs. Hier scheint eine größere Zahl genehmigter, aber noch nicht realisierter beziehungsweise nicht abgeschlossener EE-Projekte eingerechnet zu sein.
Das Investitionsvolumen der 2016/17 und 2017/18 fertiggestellten EE-Projekte dürfte zwischen 300 Millionen und 400 Millionen US$ gelegen haben. Im Juli 2018 sollen Projekte mit einer Kapazität von etwa 500 Megawatt im Bau gewesen sein. Ob alle begonnenen Vorhaben fortgeführt werden, erscheint fraglich.
Die ausländischen Investoren hatten bislang "nur" mit der fehlenden Finanzierungsbereitschaft westlicher Banken zu kämpfen. Jetzt sind zusätzliche Probleme hinzugekommen. Nach der im Mai 2018 verkündeten Reaktivierung der US-Sanktionen sind die meisten (der wenigen) Transaktionskanäle, die zur Überweisung der Einspeisevergütungen ins Ausland genutzt werden konnten, wieder geschlossen worden. Ein Transfer etwa nach Deutschland ist kaum noch möglich.
Es kommt hinzu, dass Iran derzeit unter wachsender Devisenknappheit leidet und ein Wechsel der in lokaler Währung gezahlten Einspeisevergütungen in Hartwährung zunehmend auf Schwierigkeiten stößt. Aufgrund der US-Sanktionen werden Irans Öleinnahmen spätestens ab November 2018 sehr deutlich sinken.
Die in Rial gezahlten Einspeisevergütungen werden zwar jährlich an die Inflations- und die Euro-Wechselkursentwicklung angepasst (Adjustment Formula). Angesichts des drastischen Währungsverfalls und der wechselnden Devisenkontrollpolitik der iranischen Zentralbank (mit mehreren Wechselkursen) ist die aktuelle "Adjustment Formula" aber unzureichend. Der drastische Währungsverfall und die hohe Inflation führen zu entsprechend in Rial stark steigenden Einspeisevergütungen, was ebenfalls zum Problem werden könnte.
Der größte ausländische EE-Investor in Iran ist das Heidelberger Unternehmen Athos Solar, das mittlerweile in der Provinz Hamedan fünf Fotovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 38,5 Megawatt betreibt. Die ersten beiden 7 Megawatt Anlagen wurden im Februar 2017 in Anwesenheit des damaligen Energieministers Hamid Chitchian und des deutschen Botschafters, Michael Klor-Berchtold, in Betrieb genommen. Die zur Realisierung der fünf Anlagen notwendigen etwa 35 Millionen Euro mussten vollständig aus Eigenkapital finanziert werden, Kredite waren nicht zu haben.
Einige Komponenten der Fotovoltaik-Anlagen konnten von lokalen Herstellern bezogen werden. Die Module wurden von Canadian Solar bezogen. Am lokalen Projektunternehmen, Aftab Mad Rah Abrisham, ist Athos Solar mit 100 Prozent beteiligt.
Unternehmen 2) | Leistung (in MW) | Herkunftsland der ausländischen Beteiligung | Standort (Provinz) | Investition (in Millionen Euro) |
Aftab Mad Rah Abrisham | 38,5 | Deutschland | Hamedan 3) | 35,0 |
Tosee Faragir Jask 4) | 10,0 | Deutschland | Kerman | 14,0 |
Solar Energy Arka 4) | 10,0 | Deutschland | Kerman | 14,0 |
Tosee Energyhaye No Maxsun Deshir 5) | 3,5 | Deutschland | Yazd | 4,5 |
Abouyand Damghan | 1,3 | Deutschland | Semnan | k.A. |
Iran Tablou 6) | 0,6 | Deutschland | Albourz | 0,7 |
Ghadir Energy | 10,0 | Griechenland | Isfahan | 16,0 |
Tosee Solar Ghadir | 10,0 | Griechenland | Yazd | 10,0 |
Aftab Kavir Taban Part | 10,0 | Südafrika | South Khorasan | 14,0 |
Pars Ray Energy Bahar | 10,0 | Frankreich | Teheran | k.A. |
Soheil Consulting Renewable Energy Engineering | 8,0 | Frankreich | Teheran | k.A. |
Sarzamin Abi 2 Qshem | 10,0 | Italien | Hormuzgan | 7,0 |
Behnad Energy Pars Lian | 4,0 | Türkei | Fars | 4,1 |
Mehrad Energy Arvand | 1,2 | Österreich | Kerman | k.A. |
1) iranische Jahre (21.3. bis 20.3.), für 2018/19 sind Projekte berücksichtigt, die bis Juni 2018 abgeschlossen wurden; 2) für den Betrieb einer EE-Anlage ist die Gründung eines lokalen Unternehmens erforderlich; 3) fünf Athos Solar Projekte an verschiedenen Standorten; 4) deutscher Partner: die Durion/München; 5) deutscher Partner: Visprion/München; 6) deutscher Partner: Kirchner Solar Group/Alheim
Quellen: Renewable Energy and Energy Efficiency Organization (SATBA), Firmenabgaben
Auch die Münchener Durion GmbH konnte bei der Finanzierung ihrer beiden 10 Megawatt Fotovoltaik-Projekte in der Provinz Kerman nicht auf Fremdkapital zurückgreifen. Durion ist eine Tochter der schweizerischen Durion Energy AG, deren Shareholder die International Power Invest AG (Schweiz) und Dynavolt Renewable Energy Technology Company (China) sind.
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