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Branchen | Israel | Forschung und Entwicklung

Forschungsschmiede Israel absorbiert weiter Kapital

Israels Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) nahmen auch 2020 zu. Ausländische Gelder tragen den positiven Trend mit. Der FuE-Sektor fragt zahlreiche Importprodukte nach.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Trotz Coronakrise baute Israel 2020 seine Position als Forschungsstandort weiter aus. Damit schloss es ein Boom-Jahrzehnt mit positivem Ausklang ab. Der FuE-Aufwand erreichte 22,2 Milliarden US-Dollar.

Der FuE-Sektor ist auch handelsintensiv

Die Aussichten für die kommenden Jahre sind günstig. Das alte Rollenverständnis, demzufolge die Zuarbeit für das einheimische produzierende Gewerbe die Hauptaufgabe der Forschungs- und Entwicklungstätigkeit sei, ist Geschichte. Stattdessen hat sich der Sektor zu einer der wichtigsten Exportbranchen entwickelt.

Die schnell expandierenden FuE-Ausgaben bedeuten eine zunehmende Nachfrage nach zahlreichen Importprodukten, insbesondere wissenschaftliche Ausrüstungen. Hinzu kommt, dass das Beschaffungsverhalten des Sektors sich weitestgehend nach Wirtschaftlichkeitskriterien richtet, da der Anteil der gewerblichen Wirtschaft an der FuE-Tätigkeit sehr hoch ist. Im Jahr 2020 lag er bei 90,3 Prozent. Unter diesen Umständen bieten sich ausländischen Herstellern relevanter Ausrüstungen gute Absatzmöglichkeiten.

Alle Indikatoren weisen nach oben

In laufenden Binnenpreisen stieg der FuE-Aufwand 2020 nach Angaben des Zentralamts für Statistik (Central Bureau of Statistics) um 9,8 Prozent. In realen Binnenpreisen fiel der Anstieg mit 1,1 Prozent bescheidener aus: An der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gemessen, das real schrumpfte, war das allerdings eine gute Leistung. Daher erhöhten sich die FuE-Aufwendungen von 5,1 Prozent des BIP im Vorjahr auf 5,4 Prozent.

Noch positiver fiel die Entwicklung der Dollarwerte aus. Angesichts der Aufwertung des Neuen Schekels gegenüber der US-Währung schnellten die FuE-Ausgaben in laufenden Dollarpreisen 2020 um 13,6 Prozent nach oben.  Ausländische Geldgeber finanzieren etwas mehr als die Hälfte aller in Israel getätigten FuE-Ausgaben, ein wichtiges Indiz für Israels auch im Coronajahr anhaltende Attraktivität als internationaler Forschungsstandort.

 

Entwicklung der israelischen Forschungs- und Entwicklungsausgaben 2015 - 2020

Jahr

FuE-Ausgaben in Mrd. US$, laufende Preise

Davon: aus dem Ausland

Veränderung der FuE-Ausgaben zum Vorjahr in realen Binnenpreisen in %

FuE-Ausgaben im Verhältnis zum BIP in %

2015

12,9

6,6

6,0

4,3

2016

13,5

7,5

9,2

4,5

2017

16,9

8,9

6,0

4,7

2018

18,3

9,5

4,4

4,8

2019

19,5

10,0

13,0

5,1

2020

22,2

11,5 *)

1,1

5,4

*) SchätzungQuelle: Zentralamt für Statistik (Central Bureau of Statistics)

Multis dominant

Die wichtigste ausländische Finanzierungsquelle sind Großunternehmen, vor allem aus den USA, die in Israel eigene FuE-Zentren unterhalten. Aber auch eine Reihe deutscher Konzerne ist vor Ort, wie die Softwareunternehmen SAP und Software AG sowie Bayer, Merck, Deutsche Telekom, Carl Zeiss, Siemens, Daimler-Benz und Bosch.

Auch einzelne Forschungsaufträge an israelische Firmen und akademische Einrichtungen sowie Mittel aus internationalen Kooperationsprogrammen spielen eine beträchtliche Rolle. Dagegen sind Spenden - die Begünstigten sind in der Regel Hochschulen - keine nennenswerte Finanzierungsquelle, auch wenn sie im Einzelfall erhebliche Beträge erreichen können.

Mitarbeiterzahl nimmt zu

Ein weiteres Indiz für das nachhaltige Erstarken des Forschungs- und Entwicklungswesens ist dessen Mitarbeiterzahl. Die Zahl der Forschungs- und Entwicklungsmitarbeiter stieg in der gewerblichen Wirtschaft in den Jahren 2016 bis 2019 um 47 Prozent und erreichte 130.000. Die israelische Regierung visiert für die kommenden Jahre eine Erhöhung der Gesamtzahl der Hightech-Mitarbeiter um 50 Prozent an.

Forschungsintensivste Wirtschaft der Welt

Wie aus Angaben des Zentralamts für Statistik hervorgeht, nimmt Israel im Bereich Forschung und Entwicklung den Spitzenplatz ein. Laut einem im August 2021 veröffentlichten internationalen Vergleich führte das Land mit seinen FuE-Ausgaben, die 2019 bei 5,1 Prozent des BIP lagen, das internationale Feld an, gefolgt von Südkorea mit 4,6 Prozent.

Dieser hohe Anteil führt dazu, dass Israel sich Forschung und Entwicklung je Einwohner auch in absoluten Zahlen mehr kosten lässt, als es in vielen Ländern mit höherem Pro-Kopf-BIP der Fall ist. Nach Angaben des Statistikamtes belegte Israel auch bei dieser Kennziffer mit 2.175 US$ (2019) weltweit Rang eins. Die USA kamen mit 2.001 US$ auf Rang zwei, während der deutsche FuE-Aufwand je Einwohner laut diesem Vergleich um 18 Prozent unter dem israelischen Niveau lag.


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