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E-Mobility

Hybride verkaufen sich gut. Auch E-Autos legen zu, machen aber erst einen kleinen Teil der Flotte aus. Der Ausbau der Ladesäulen könnte nun besser in Gang kommen.

Von Oliver Döhne | Mailand

Hohe Zuwachsraten

Mit etwas Verspätung im Vergleich zu anderen europäischen Ländern steigt nun auch in Italien der Absatz von Plug-in-Hybriden und rein batteriebetriebenen Fahrzeugen (BEV) deutlich an.

Plug-in-Fahrzeuge wuchsen 2021 um 157 Prozent am stärksten, lagen Ende 2021 mit 70.527 Neuzulassungen bei einem Marktanteil von 4,8 Prozent aber noch unter deutschen Verhältnissen. Erfolgreichste Plug-in-Modelle waren 2021 die einheimischen Jeep Compass  und Jeep Ranger sowie der BMW X1.  

Ähnliches gilt für BEV, deren Absatz sich 2021 auf rund 57.274 mehr als verdoppelte und einen Marktanteil von 4,6 Prozent erreichten, aber unter dem Niveau der anderen großen europäischen Märkte blieben. Die Liste der meistverkauften BEV führten Dacia Spring Electro, Fiat 500, Renault Twingo und Smart fortwo an. 

Da die Kaufprämien zumindest bis 2024 weiterlaufen sollen, besitzt Italien in allen Kategorien auch jetzt schon gutes Absatzpotenzial, obwohl die elektrischen Modelle noch vergleichsweise teuer sind. 

Wachsende Flotte Elektrofahrzeuge braucht Infrastruktur

Der Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur lief in Italien bislang auch deshalb so wenig dynamisch, da bislang noch keine größere elektrische Flotte über die Straßen rollt. Ende 2021 waren es schätzungsweise 235.721 Fahrzeuge, wobei der Großteil erst im vergangenen Jahr hinzukam.

Dem standen laut Informationsdienst Motus-E 13.233 Ladesäulen an 10.503 Orten gegenüber, jede Säule hatte im Durchschnitt 2,5 Ladegeräte. Davon befanden sich 79 Prozent auf öffentlichen Straßen, 21 Prozent auf privatem, aber öffentlich zugänglichem Gelände wie Supermarktparkplätzen.

Ultraschnelle Ladestationen machen nur rund 2,5 Prozent der Anlagen aus, eine schnelle Gleichstromladung ist nur in etwa 6 Prozent möglich. Laut Motus-E sind auf Autobahnen bislang 118 Ladestationen aktiv, davon 78 Prozent mit einer Spannung von über 43kW. Pro 100 Km schätzt der Informationsdienst die tatsächlich nutzbaren Anlagen für schnelle oder ultraschnelle Ladung auf lediglich 1,2. 

Auch sind die Ladesäulen sehr ungleich über das Land verteilt, 17 Prozent befinden sich in der Lombardei, jeweils 10 Prozent im Latium und Piemont, jeweils 9 Prozent im Veneto und der Emilia-Romagna sowie 8 Prozent in der Toskana. 

Ausbaupläne für Ladestationen

Da aber nun auch die Neuzulassungen von BEV und PHEV (Plug-in Hybrid Electric Vehicle) in Italien zunehmen, rückt der Ausbau der Ladeinfrastruktur zunehmend ins Zentrum. Im Recovery Plan hat sich Italien vorgenommen, bis 2025 mindestens 7.500 Schnellladestationen an den Autobahnen sowie weitere 13.755 Ladestationen in den Städten aufzubauen. Ein Zwischenziel, auf das sich Italien verpflichtet hat, ist die Vergabe von 2.500 Schnellladestationen bis zum 2. Quartal 2023 mit fertigem Aufbau bis zum 2. Quartal 2024. Bis zum 4. Quartal 2025 sollen die gesamten 7.500 Stationen in Betrieb sein.

Motus-E schätzt, dass von den insgesamt geplanten 21.400 Ladestellen rund die Hälfte Schnelllader zwischen 100 und 200 kW, ein Viertel superschnelle über 200 kW sein werden und ein weiteres Viertel zwischen 50 und 100 kW abdecken wird. Zusätzlich vorgesehen sind in diesem Zusammenhang 100 experimentelle Stationen für die Stromspeicherung.

Für einen schnelleren Ausbau sorgt unter anderem ein Dekret zur Entbürokratisierung, das Ladestellen von ausufernden Baugenehmigungen entbindet und zu einem schnelleren grünen Licht der Behörden führen soll. Als Anreiz für private Ladestationen im Rahmen von Gebäudeenergieeffizienz-Maßnahmen gibt es unter anderem Steuergutschriften im Rahmen des Superbonus 110. 

Städte elektrifizieren Nahverkehr

In vielen Städten laufen Initiativen zu schadstoffarmem Personen- und Warentransport. Zentren von Großstädten werden zunehmend für Verbrennungsmotoren gesperrt, Busflotten auf Elektro (und mittelfristig auch auf Wasserstoff) umgestellt. Im Rahmen des Recovery Plan will Italien bis 2026 insgesamt 3.360 Stadtbusse mit niedrigem Schadstoffausstoß anschaffen. Auch im Überlandwarenverkehr könnten E- und Wasserstoff-Lkw bald an Bedeutung gewinnen. 

Stellantis hat mit Technologiepartnern ein Pilotprojekt für Vehicle-to-Grid-Technologie (V2G) in Turin gestartet, das nach Fertigstellung das größte seiner Art weltweit sein soll. Ziel ist es, die Interaktion zwischen elektrisch betriebenen Fahrzeugen und dem öffentlichen Stromnetz zu erforschen und zu testen. Das Energieunternehmen Enel X plant ein Leasingmodel zum landesweiten Austausch von 60.000 Bussen durch elektrische Modelle und könnte damit ein Geschäftsvolumen von bis zu 20 Milliarden Euro in Gang setzen. Enel X kooperiert darüber hinaus mit Jaguar Land Rover Italia am Ausbau der Ladeinfrastruktur. 

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