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Für einige Medizintechnikprodukte herrschen Preisobergrenzen. Staatliche Ausschreibungen werden auf einem zentralen Portal veröffentlicht.
25.01.2021
Von Edwin Schuh | Bogotá
Den Gesundheitssektor plagen schon seit geraumer Zeit Finanzierungsprobleme. Die Gesundheitskassen EPS (Entidades Promotoras de Salud) haben bei den Krankenhäusern und anderen Gesundheitsdienstleistern hohe Schulden angehäuft, die sich laut des Klinikverbands ACHC (Asociación Colombiana de Hospitales y Clínicas) Ende 2019 auf 3,2 Milliarden US-Dollar (US$) beliefen. Davon waren 61,3 Prozent in Verzug, also älter als 60 Tage. Hunderte von Krankenhäusern stecken deshalb in Finanzierungsengpässen und mehrere EPS wurden bereits liquidiert. Die Regierung versprach, den Gesundheitssektor durch den Beschluss "Acuerdo de Punto Final" mit Schuldenbegleichungen in Höhe von umgerechnet 1,8 Milliarden US$ zu sanieren - allerdings stockt dieses Vorhaben bislang.
Die Covid-19-Pandemie hat im Gesundheitssektor zu noch knapperen Kassen geführt, da das Budget der öffentlichen Kliniken zur Behandlung der Covid-Patienten verwendet wurde. Die Privatkliniken wiederum finanzieren sich hauptsächlich durch chirurgische Eingriffe - die allerdings seit Ausbruch der Pandemie kaum stattfanden. Zahlreiche Kliniken haben daher ihre Investitionspläne aufgeschoben, bis sich ihre finanzielle Lage verbessert.
Während das Institut INVIMA (Instituto Nacional de Vigilancia de Medicamentos y Alimentos) für die Zulassung von Medizintechnikprodukten zuständig ist, stellt das Gesundheitsministerium MinSalud (Ministerio de Salud y Protección Social) die Regeln für den Vertrieb von Pharmazeutika und Medizintechnik auf. Die Wettbewerbsbehörde SIC (Superintendencia de Industria y Comercio) geht gegen Kartelle, Preisabsprachen und sonstige Missachtungen des freien Wettbewerbes vor.
Das Gesundheitsministerium hat im Zuge des Dekrets 705/2016 die Kompetenz zur Preiskontrolle von Medizinprodukten an die staatliche Komission Comisión Nacional de Precios de Medicamentos y Dispositivos Médicos (CNPMDM) übergeben. Sie regulierte bislang in erster Linie die Preise von Pharmazeutika und Verhütungsmitteln, es wurden aber auch Höchstpreise für Koronarstents und Katheter verschiedener Hersteller festgelegt, unter anderem der deutschen Firma B. Braun. Weitere Preiskontrollen für Medizintechnik könnten zukünftig folgen, insbesondere für Hörgeräte und orthopädische Implantate, so der Fachverband für medizinische Geräte und Zubehör CDMIS (Cámara de Dispositivos Médicos e Insumos para la Salud). Eine Liste der Medizintechnikprodukte mit regulierten Preisen ist hier verfügbar.
Die Bewerbung von medizintechnischen Produkten wird im Dekret 4725 von 2005 reglementiert (Artikel 58): Demzufolge darf Medizintechnik der Klasse I (geringes Risiko) in den Massenmedien beworben werden, dazu gehören TV und Presse. Medizintechnische Produkte der Klassen IIA (mittleres Risiko), IIB (hohes Risiko) und III (sehr hohes Risiko), die nur von Gesundheitspersonal verwendet oder verschrieben werden, dürfen nur in technischen oder wissenschaftlichen Publikationen beworben werden. Falls Medizintechnik der Klassen IIA, IIB oder III dennoch in den Massenmedien beworben werden soll, muss vorher die Genehmigung der Nationalen Aufsichtsbehörde für Medikamente und Nahrungsmittel INVIMA (Instituto Nacional de Vigilancia de Medicamentos y Alimentos) eingeholt werden.
Landesweite öffentliche Ausschreibungen werden auf dem Portal Colombia Compra Eficiente veröffentlicht. Für Medizintechnik muss in der Suchmaske die Kategorie „42000000 – Equipo Médico, Accesorios y Suministros“ ausgewählt werden. Wichtige Ausschreiber sind das Militär, öffentliche Krankenhäuser und der nationale Berufsbildungsdienst SENA. Zum Jahresende, wenn der Rest des Etats ausgegeben werden muss, gibt es üblicherweise vermehrt Ausschreibungen. Der Vergabeprozess über die staatliche Plattform sei sehr transparent und professionell, berichten Brancheninsider. Private Kliniken und auch einige öffentliche Einrichtungen nutzen allerdings nicht das staatliche Portal, sondern schreiben über eigene Onlineplattformen aus.
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