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Marroko ist auf dem Weg zum internationalen Kfz-Hub

Marokkos Automobilsektor schaltet einen Gang nach oben. Der lokale Fertigungsanteil für die Exportindustrie soll weiter steigen.

Von Michael Sauermost | Casablanca

Der marokkanische Automobilsektor kommt wieder in Schwung. Ende Juli 2021 kam es zu einer Vereinbarung zwischen dem Industrieministerium und Renault Maroc. In der gemeinsamen Erklärung wurden die Ziele Renaults in Marokko für den Zeitraum 2021 bis 2030 formuliert.

Renault will den Anteil der lokalen Zulieferung erhöhen

Renault kündigte an, die lokale Integrationsrate der Fertigung auf 80 Prozent zu erhöhen. Ab 2025 soll das lokale Zuliefervolumen einen Wert von 2,5 Milliarden US-Dollar (US$) erreichen. Danach werden 3 Milliarden US$ anvisiert. Bereits im Jahr 2016 hatte Renault entsprechende Absprachen mit der Regierung getroffen. Damals wurden ein lokales Sourcing-Volumen von 1,5 Milliarden Euro und eine lokale Integration von 65 Prozent bis 2023 anvisiert.

Das Industrieministerium verspricht sich von der Erweiterung des Renault-Ökosystems vor Ort viel: Neben der Stärkung der lokalen Zulieferindustrie habe Marokko die Chance, sich im Bereich der Elektromobilität aufzustellen. Es sei ein logischer Schritt, dass die Branche ihren technischen Horizont weiter ausbaue.

Das indische Marktforschungsinstitut Mordor Intelligence geht davon aus, dass die marokkanische Automobilindustrie bis zum Jahr 2026 jährlich durchschnittlich um etwas mehr als 15 Prozent wachsen könnte. Das Umsatzvolumen könnte sich dadurch von 8 Milliarden US$ im Jahr 2020 auf bis zu 22 Milliarden US$ erhöhen.

Ausländische Investitionen und staatliche Anreize sollen auch in Zukunft dafür sorgen, dass diese für den Export wichtige Branche weiter wächst. Dadurch könne Marokko die Entwicklung zu einem internationalen Hub für die Automobilindustrie fortsetzen. Derzeit verfügt das Königreich über eine Produktionskapazität von 700.000 Fahrzeuge pro Jahr.

Kfz-Exporte ziehen wieder an

Seit nunmehr sieben Jahren ist die Automobilindustrie Marokkos führender Exportsektor. Im "Coronajahr" 2020 erreichten die  Exporte umgerechnet 7,6 Milliarden US$. Das waren laut Office des Changes knapp 10 Prozent weniger als 2019. Für 2021 zeichnet sich allerdings bereits eine Erholung ab. So stiegen die Ausfuhren in den ersten sechs Monaten gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode um etwa ein Fünftel auf 4,8 Milliarden US$.

Dem Industrieministerium zufolge werden die in Marokko produzierten Fahrzeuge weltweit in 75 Länder exportiert. Außerdem sei Marokko seit 2017 der führende Autohersteller in Afrika und habe das Potenzial, sich im Jahr 2021 unter die Top-3 der Pkw-Lieferländer in der Europäischen Union zu positionieren. Das Königreich wolle an Indien und China vorbeiziehen, um bis 2025 den Status der wettbewerbsfähigsten Automobilindustrie der Welt zu erlangen, lauten die ehrgeizigen Ambitionen des Ministeriums.

Absatzmarkt wieder in der Spur

Der lokale Automobilmarkt zeigt sich 2021 wieder leicht erholt. Im 1. Halbjahr wurden rund 94.000 Neufahrzeuge abgesetzt. Das waren etwa 17,5 Prozent mehr als in der vergleichbaren Vorjahresperiode. Der marokkanische Verband der Automobilimporteure (AIVAM) spricht von einer "Normalisierung" des Absatzmarktes. Nachdem die Absatzzahlen 2020 durch die Covid-19-Krise drastisch gesunken waren, mache sich nun auch ein Nachholbedarf bemerkbar.

Dacia und Renault lagen im Herstellerranking mit Marktanteilen von 29,6 beziehungsweise 14,4 Prozent vorne. An dritter Stelle folgt Hyundai mit 7,7 Prozent. Die Hersteller Peugeot (6,9), Opel (4,9), Citroën (4,6), VW und Skoda (jeweils 4,6) sowie Toyota mit einem Anteil von 2,8 Prozent komplettierten im 1. Halbjahr 2021 die Top-10. Der Verband weist jedoch darauf hin, dass dieses Ranking stärker als vor der Coronapandemie durch die Verfügbarkeit von Beständen beeinflusst wurde.

Auch in der Kategorie leichter Nutzfahrzeuge, die ein Gewicht von bis 3,5 Tonnen haben, gab es laut AIVAM in den ersten sechs Monaten 2021 Rückenwind. Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2020 gab es ein Plus von 83,4 Prozent. Marktführer war die chinesische Autogruppe DFSK mit einem Anteil von knapp 20 Prozent. Auch in diesem Segment fuhr Renault in der Spitzengruppe mit und verbuchte rund 13 Prozent der Absätze.

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