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NeuseelandLand- und Forstwirtschaft, übergreifend / Land-, Forstwirtschaftsmaschinen
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Branchenbericht Neuseeland Land- und Forstwirtschaft, übergreifend
Sydney (GTAI) - Neuseeland investiert in den Anbau von Obst und Gemüse. Da es an Arbeitskräften mangelt, dürfte auf Farmen und in Lagerhäusern verstärkt Robotik zum Einsatz kommen.
11.07.2019
Neuseelands Landwirtschaft ist sehr innovationsfreudig und treibt die Mechanisierung immer weiter voran. Die Nachfrage nach Landtechnik dürfte nach Angaben von IBIS World im Zeitraum 2019/20 bis 2022/23 um durchschnittlich 1,2 Prozent pro Jahr steigen (auf Basis der Landeswährung). Im Geschäftsjahr 2018/19 (1. Juli bis 30. Juni) lag das Marktvolumen bei umgerechnet rund 962 Millionen US-Dollar (US$). Insgesamt wird rund 65 Prozent der Nachfrage durch Importe gedeckt. Deutschland ist dabei vor den USA das wichtigste Lieferland und erzielte 2018 einen Anteil von 21,5 Prozent.
Die Stückzahl der verkauften Traktoren erreichte 2018 mit 4.640 Einheiten einen neuen Rekord. Für 2019 erwartet die NZ Tractor and Machinery Association (TMSA), dass sich der Absatz auf einem hohen Niveau von 4.300 bis 4.500 Stück einpendelt. Gestützt wird die Nachfrage nach Landtechnik durch steigende Anbauflächen. "Während in den vergangenen Jahren vor allem Flächen zur Beweidung von Milchkühen hohes Wachstum erfuhren, erlebt Neuseeland nun einen Boom beim Anbau von Obst und Gemüse", erklärt Andrew MacLean von Federated Farmers of New Zealand.
Viele Milchbauern setzen auf Diversifizierung und wandeln Weideflächen um. Insbesondere der Anbau von Äpfeln, Kiwis, Avocados, Kirschen und Wein ist beliebt. Diese Sorten verzeichnen eine hohe Exportnachfrage und Profitabilität.
Einfuhr von Landtechnik nach Neuseeland (in Mio. US$)
SITC Warengruppe | 2017 | 2018 | davon aus Deutschland (2018) |
721 Landmaschinen | 331,6 | 368,8 | 49,1 |
72249 Traktoren | 225,4 | 259,1 | 86,0 |
Gesamt | 557,6 | 627,9 | 135,1 |
Der Obst- und Gemüseanbau nimmt in Neuseeland bereits eine Fläche von etwa 135.000 Hektar ein. Eine Stärke liegt dabei im Anbau von Äpfeln, die insbesondere bei chinesischen Verbrauchern gefragt sind. Im Jahr 2018 waren rund 10.500 Hektar mit Apfelbäumen bepflanzt. Der Sektor expandiert weiter: So will beispielswiese der Produzent Rockit Global seine Plantagen in der Region Hawke's Bay bis 2025 auf 600 Hektar verdreifachen. Auch in der Region Nelson-Tasman dürfte es durch den sich bis 2022 im Bau befindlichen Waimea-Damm neue Anbauflächen geben.
Die Produktion von Kiwifrüchten erzielte in der Saison 2019 mit 600 Millionen Tonnen einen neuen Rekord. In den letzten zwei Jahren stieg die Anzahl der Erzeuger um 160. Insgesamt sind in Neuseeland rund 2.400 Kiwi-Farmer aktiv. Bis 2024 soll die bewirtschaftete Fläche auf 14.000 Hektar anwachsen (2018: 12.700 Hektar). Die weltweite Vermarktung von neuseeländischen Kiwis wird zentral durch das Unternehmen Zespri gesteuert. Zespri setzt vor allem auf die Marke SunGold und will bis 2025 jedes Jahr 700 Hektar an zusätzlicher Anbaufläche lizenzieren.
Der Weinanbau in Neuseeland durchlebt eine Phase der Konsolidierung. Die Zahl der Erzeuger ging von rund 1.100 im Jahr 2010 auf derzeit etwa 700 zurück. Die Weingüter werden im Gegenzug immer größer und erreichen mittlerweile eine durchschnittliche Fläche von 54 Hektar (2010: 29 Hektar). Bis 2023 sollen die Rebstöcke des Landes um insgesamt weitere 2.000 Hektar anwachsen. Im Jahr 2018 erstreckte sich der Weinanbau über rund 38.000 Hektar.
Verstärkt treten in Neuseeland auch institutionelle Agrarinvestoren wie My Farm Investments, Hortinvest, oder Craigmore in Erscheinung. Diese fördern mit ihren zahlreichen Projekten den Aufschwung des Obst- und Gemüseanbaus: Craigmore konvertierte etwa 1.000 Hektar Weideland in Flächen für den Gartenbau um. Die Flächen für den Anbau von Avocados könnten in den kommenden Jahren um 20 Prozent wachsen (2018. 3.800 Hektar). Exporte von Frischgemüse sollen nach Prognose des Landwirtschaftsministeriums bis 2023 auf 350.000 Tonnen anwachsen (2018: 277.000 Tonnen).
Als problematisch erweist sich der Mangel an Arbeitskräften und steigende Löhne. Zahlreiche Erzeuger berichten von großen Schwierigkeiten ausreichend Saisonarbeiter zur Erntezeit zu rekrutieren. Dadurch drohen teilweise Ernteverluste.
Allein der Kiwi-Erzeugung fehlten Anfang 2019 nach Angaben von Industrievertretern rund 1.400 Arbeitskräfte. Beklagt werden unter anderem zu strenge Immigrationsvorschriften und hoher bürokratischer Aufwand. Die Situation droht sich weiter zuzuspitzen, denn über die kommenden zehn Jahre wird im neuseeländischen Gartenbau ein zusätzlicher Bedarf von etwa 26.000 Arbeitskräften erwartet.
Die Lösung des Arbeitskräftemangels soll eine stärkere Mechanisierung sein. Zu den Innovationsvorreitern in der neuseeländischen Landwirtschaft gehört die deutsche BayWa AG. Diese ist sowohl an dem neuseeländischen Erzeuger T&G Global als auch an dem US-amerikanischen Startup Abundant Robotics beteiligt. Anfang 2019 wurde in den Apfelhainen von T&G Global in Hawke's Bay ein von Abundant Robotics entwickelter Ernteroboter getestet.
Dies könnte dazu beitragen, die Folgen des Personalmangels zu mildern, denn ein geschulter Arbeiter könnte die Steuerung gleich mehrerer Ernteroboter übernehmen. Auch der Weinanbau wird mechanisiert: Unternehmen wie Valley Harvesting bieten die mechanisierte Traubenernte bereits als Dienstleistung an.
In moderne Technik investieren auch die die Lager- und Packhäuser. So übernehmen in einige Packhallen für Äpfel bereits Roboter die Arbeit. Ein von dem neuseeländischen Startup Robotics Plus entwickelter Apple Packer kann pro Minute 120 Äpfel verpacken. Auch für moderne Kalibriermaschinen ergeben sich aufgrund des stetig steigenden Produktionsvolumens gute Chancen. Für Kiwifrüchte werden in Neuseeland derzeit 56 Pack- und 67 Kühlhäuser betrieben. Das Unternehmen EastPack eröffnete 2019 das erste vollautomatisierte Kühlhaus Neuseelands, neben Robotik kommt dabei auch künstliche Intelligenz zum Einsatz.
Zu den Bereichen mit steigendem Ausrüstungsbedarf zählen auch Getreideanbau und Forstwirtschaft. So will Neuseeland bis 2025 die Selbstversorgung mit Mahlweizen sicherstellen. Derzeit werden noch rund zwei Drittel des nationalen Bedarfs durch Importe gedeckt. Für die Selbstversorgung müsste die jährliche Produktion um 250.000 Tonnen steigen, wofür eine zusätzliche Anbaufläche von 25.000 bis 30.000 Hektar benötigt wird. Helfen könnten dabei große Bewässerungsprojekte wie Central Plains Water, Kurow-Duntroon und Hurunui in der fruchtbaren Region Canterbury. In Hurunui sollen beispielsweise bis zu 9.000 Hektar bewässert werden.
Die Holzernte in Neuseeland erreichte in der Saison 2019 mit 37 Millionen Kubikmetern einen historischen Höchststand. Rund 60 Prozent wird in unverarbeiteter Form exportiert. Aufgrund hoher Nachfrage aus China dürfte die Produktion weiter zulegen. Neuseeland verfügt über einen großen Baumbestand. Bis 2023 sollen sich die Nutzwälder um 8,4 Prozent auf knapp 1,9 Millionen Hektar ausweiten. Profitieren dürfte der Sektor auch durch das bis 2028 laufende staatliche One Billion Trees Programme, das auch Anpflanzungen in Plantagen zulässt.
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