Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Peru | Bergbau und Rohstoffe

Peruanischer Bergbau erholt sich

Hohe Weltmarktpreise sorgen für Optimismus im Sektor. Die Wahl des Linken Pedro Castillo zum Präsidenten könnte Investoren allerdings abschrecken.

Von Janosch Siepen | Bogotá

Die Zeichen im peruanischen Bergbau stehen wieder auf Wachstum. Gerade Bergbauexporte sind im 1. Quartal 2021 um knapp ein Drittel gewachsen (im Vergleich zum 1. Quartal 2020). Vor allem Kupfer- und Goldexporte legten zu. Die positiven Zahlen sind wichtig für die Erholung der peruanischen Wirtschaft, da der Bergbau 63,6 Prozent aller Exporte ausmacht.

Zahlreiche Projekte geplant

Das Energie- und Bergbauministerium MINEM teilte außerdem mit, dass Investitionen im Bergbausektor in der 1. Jahreshälfte 2021 bereits um 10,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum wuchsen. Im Jahr 2021 soll der Bau von sieben Projekten beginnen (im Wert von über 3,5 Milliarden US-Dollar; US$). Mehrere davon werden vermutlich verzögert starten, da sie sich in Gebieten mit sozialen Konflikten befinden oder die Finanzierung gestoppt wurde. Peru hat im September 2021 ein Portfolio von 46 Bergbauprojekten im Bau im Wert von 56 Milliarden US$.

Aktuelle Bergbauprojekte in Peru

Name

Investitionen (in Mio. US$)

Projektstand

Anmerkungen

Quellaveco

5.500

Im Bau, im 1. Halbjahr 2021 rund 563 Millionen US$ investiert, 2022 wird die Produktion anlaufen

Projekttyp: Kupfer; Betreiber: Anglo American Quellaveco

La Granja

5.000

Vormachbarkeitsstudien, noch kein Baubeginn festgelegt, Umweltstudie steht noch aus

Kupfer; Rio Tinto

Galeno

3.500

Umweltstudie steht noch aus, auch noch kein offizieller Baubeginn festgelegt, Betrieb ab Ende 2027 geplant

Gold, Silber, Kupfer; Lumina

Hierro Apurímac

2.900

Weder Umweltstudie fertig noch Baubeginn bekannt, soll bei Betrieb 20 Mio. Tonnen/Jahr Eisenerz produzieren

Eisenerz; Apurimac Ferrum

Haquira

2.824

Umweltstudie im Gange, Baubeginn für Ende 2021 geplant, Betrieb ab Ende 2024

Gold, Kupfer; Minera Antares

Los Chancas

2.800

Umweltstudie wird durchgeführt, nach Betriebsbeginn soll die Mine rund 130.000 Tonnen Kupfer jährlich fördern, Datum für Baubeginn noch ausstehend

Kupfer; Southern Peru Copper, Sucursal del Perú

Michiquillay

2.500

Umweltstudie abgeschlossen, Genehmigung steht aus, technische Untersuchung der Mineralvorkommen ab 2022, Betrieb ab Ende 2028

Gold, Silber, Kupfer; Activos Mineros

Río Blanco

Machbarkeitsstudien mit u.a. Bürgereinbindung, Baubeginn voraussichtlich ab Ende 2023

Kupfer; Río Blanco

Pampa de Pongo

2.200

Studien zu Umweltfragen und Bürgerbeteiligung laufen, Bau wird 2 Jahre dauern und voraussichtlich Ende 2021 beginnen

Eisenerz; Jinzhao Mining Perú

Yanacocha Sulfides

2.100

Finanzierungsentscheidung im Dezember 2021, danach dreijähriger Bau, Betrieb ab 2024

Gold, Kupfer; Minera Yanacocha

Quelle: BNamericas, Recherchen von Germany Trade & Invest

Der Bau der Projekte Mina Justa, Quellaveco und Ampliación Toromocho begann 2018 und umfasst Investitionen von über 8 Milliarden US$. Die Bergwerke sollen zwischen 2021 und 2022 mit der Produktion beginnen. In rund einem Jahr soll beispielsweise die Quellaveco Kupfermine ihren Betrieb aufnehmen. Die Mine soll ein Beispiel für „intelligenten Bergbau“ sein, vollkommen durch erneuerbare Energien betrieben und durch innovative Technologien wie selbstfahrende Bergbaufahrzeuge unterstützt werden. Chinalcos Ausbau seiner Toromocho Kupfermine hat eine Umweltlizenz erhalten und wird bald beginnen. 

Der Anstieg der Kupferpreise seit Februar 2021 auf inzwischen 4,50 US$ pro Pfund stimuliert die Investitionen in den Sektor. Peru ist zweitgrößter Kupferförderer weltweit. Branchenexperten gehen davon aus, dass die Kupferproduktion in diesem Jahr um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr wächst. Ab 2023 wird Peru dann 3 Millionen Tonnen Kupfer pro Jahr fördern, erwartet MINEM. Künftig soll auch Lithium im Land produziert werden. Der peruanische Kongress verabschiedete dazu im Juli ein Gesetz zur Erforschung, dem Abbau und der Verarbeitung von Lithium.

Im Juli 2021 startete Peru zudem das Innovationsprogramm „Minergy Scouting“ für den Bergbausektor, das Technologiefirmen mit Bergbauunternehmen zusammenbringen soll. Diese können so Probleme im Bereich der Organisationsentwicklung, Gemeindebeziehungen, Umwelt, Aktivitäten, Produktivität, Arbeitsgesundheit und Sicherheit angehen. Das Programm wird von der Nationalen Gesellschaft für Bergbau, Erdöl und Energie (SNMPE) lanciert. Diese hat die Teilnahmebedingungen und weitere Informationen in einem Dokument zusammengefasst.  

Neuer Antrieb für Goldsektor

Im 1. Halbjahr 2021 lag die peruanische Goldproduktion 8,2 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Jedoch liegt dieses Niveau noch deutlich unter den Werten vor der Pandemie. 

Allerdings sollen neue Projekte die Goldproduktion in Peru wieder vorantreiben. Das neue Yanacocha Sulfuros Projekt ist eines davon. Anleger werden voraussichtlich bald grünes Licht geben, so dass der Bau beginnen kann. Das gilt auch für das San Gabriel Projekt von Minas Buenaventura, dessen Bau im März 2022 starten soll. Insgesamt zählt das peruanische Bergbauministerium 24 Goldprojekte für Investitionen von 178 Millionen US$ in der Explorationsphase.

Wahl Castillos sorgt für Unsicherheit

Die Wahl des linken Kandidaten Pedro Castillo zum Präsidenten könnte potenzielle Investoren im Bergbausektor abschrecken, auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass Castillo Minen verstaatlichen wird, wie im Wahlkampf angekündigt. Momentan wird allerdings bereits diskutiert, wie man die Profite aus dem Bergbau zwischen Staat und Unternehmen aufteilt. Gemäß einer Branchenstudie des regionalen Informationsdienstleisters BNamericas rutschte Peru von Platz 2 der attraktivsten Investitionsstandorte in der Region deutlich ab. Während im Jahr 2020 knapp ein Drittel der Befragten Peru als besten Investitionsstandort für Bergbau in der Region sahen, waren 2021 nur noch 8 Prozent dieser Meinung. Laut Jan Patrick Häntsche von der Deutsch-Peruanischen Industrie- und Handelskammer (AHK Peru) herrscht im Land eine Abwartehaltung. Momentan sei noch schwer abzuschätzen, was passieren wird. "Die kommunistischen Pläne aus dem Wahlkampf sind mit dem aktuellen Parlament nicht durchsetzbar", sagt Häntsche.  Es könne allerdings durch die fehlende Mehrheit von Castillos Partei im Parlament zu einem politischen Stillstand kommen. Insgesamt wolle die neue peruanische Regierung mehr Geld vom Bergbau haben, aber keinen Rückgang der Aktivität oder Produktion, sagt Häntsche.

Die AHK Peru rät deutschen Unternehmen zu einem Unternehmensvertreter vor Ort, um erfolgreich im peruanischen Bergbau zu sein. Deutsche Technologie hat großes Potenzial. Gerade Mining 4.0, Remote Control Systeme, die Wasserwirtschaft im Bergbau sowie In-Pit Crushing und Convey Systeme (IPCC) böten dabei Chancen. Jorge Isla vom deutschen Antriebshersteller SEW Eurodrive spricht von einem neuen Bergbauboom in Peru. Sein Unternehmen verzeichne deutliche Umsatzsteigerungen, daher sei er trotz der unklaren politischen Situation des Landes nicht pessimistisch. Das liege vor allem auch an den noch niedrigen Produktionskosten im peruanischen Bergbau im Vergleich zu beispielsweise Chile. "Es ist zudem erfolgskritisch, direkt vor Ort in den Bergbauregionen präsent zu sein. Außerdem empfiehlt es sich, lokales Personal zu beschäftigen, dass sich mit dem Land auskennt", sagt Isla. 

Weitere Infos finden Unternehmen unter anderem beim German Mining Network, dem Cluster Canasta Tecnologica Alemana (CTA) oder dem Kompetenzzentrum für Bergbau und Rohstoffe der AHK Peru. Zudem läuft bereits die Ausschreibung zu einem Markterschließungsprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums zum Thema „Neueste Technologien für den Bergbau in Peru und Chile“, an dem deutsche Unternehmen teilnehmen können.

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.