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Infrastrukturausbau kurbelt Bausektor an

Die philippinische Baubranche soll sich relativ schnell von der Krise erholen. Als Triebfedern des starken Wachstums gelten Infrastrukturprojekte und eine wachsende Bevölkerung.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Die philippinische Bauwirtschaft soll sich 2021 wieder deutlich erholen und die Folgewirkungen der Pandemie hinter sich lassen. Nach Einschätzung der Marktanalysegesellschaft Fitch Solutions dürfte der Sektor im laufenden Jahr sogar ein zweistelliges Wachstum von 13 Prozent aufweisen.

Das Comeback der Branche wird in erster Linie von Infrastrukturprojekten angekurbelt, da diese 2021 auf der Prioritätenliste der Regierung ganz oben stehen. Der Staatshaushalt für 2021 sieht Medienberichten zufolge eine Steigerung von mehr als 50 Prozent für das Bauministerium Department of Public Works and Highways (DPWH) auf 14,3 Milliarden US-Dollar (US$) vor. Für das Verkehrsministerium Department of Transportation (DOTr) sind immerhin rund 4,4 Prozent mehr und damit 1,8 Milliarden US$ einkalkuliert.

Zahlreiche Infrastrukturprojekte

Das DPWH hat für das laufende Jahr 24 Projekte geplant - darunter 21 im Straßenbau, die für eine bessere Anbindung der Landesteile außerhalb der Hauptstadtregion sorgen sollen. Im Budget des DOTr finden sich zu einem großen Teil Vorhaben aus dem Bereich Schienenverkehr, wie das Metro Manila Subway Project und die North-South Commuter Railway.

Auch soll der Aspekt Hochwasserschutz künftig eine wichtigere Rolle spielen, da der Taifun Ulysees im November 2020 Schäden in Höhe von rund 200 Millionen US$ im landwirtschaftlichen als auch im Infrastrukturbereich verursacht hatte. Fitch erwartet, dass rund 2,1 Milliarden US$ für drei Projekte in diesem Bereich ausgegeben werden.

Angesichts diverser Vulkanausbrüche, Erdbeben und Überflutungen in jüngerer Vergangenheit könnten zudem künftig die Investitionen in den Bau von Schutzeinrichtungen für betroffene Bewohner anziehen. Ebenso gibt es Forderungen, öffentliche Gebäude und Schulen baulich zu verbessern, da diese häufig als Evakuierungseinrichtungen genutzt werden. Übergreifend sollten in den Philippinen Bauvorhaben an Bedeutung gewinnen, welche die strategische Infrastruktur widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel und seinen Auswirkungen machen.

Build, Build, Build soll wiederbelebt werden

Nach Meinung der Marktanalysten von Fitch werden die geplanten Budgetausweitungen dafür sorgen, dass die Regierunsinitiative Build, Build, Build wieder ins Rollen kommt. Das Programm wurde von Präsident Rodrigo Duterte für den Zeitraum 2016 bis 2022 aufgelegt, um die marode Infrastruktur des Landes zu verbessern.

Allerdings sorgte die Coronakrise für einen starken Rückgang der Aktivitäten. Zahlreiche Projekte verzögerten sich, einige wurden sogar komplett storniert. Die Regierungsausgaben für Infrastruktur brachen in den ersten elf Monaten 2020 um 22 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode ein. Doch 2021 soll es wieder aufwärts gehen.

Bereits im September 2020 hatte die Regierung eine revidierte Projektliste mit nun 104 Vorhaben im Gesamtwert von rund 85 Milliarden US$ veröffentlicht. Der Schwerpunkt liegt im Bereich Massentransport. Drei Viertel der Investitionen sind dabei für die Inselregion Luzon vorgesehen.

Positive Auswirkungen auf Industrie und Wachstum

Mittelfristig erwarten Branchenvertreter vor allem von den geplanten Flughafenprojekten positive Auswirkungen auf den Tourismus, der in den Philippinen noch viel Potenzial hat. Sie sehen die Perspektiven für den Bausektor in diesem Bereich nach Abklingen der Pandemie äußerst optimistisch. Übergreifend gilt der Bausektor als einer der im Krisenjahr 2020 am stärksten betroffenen Branchen in den Philippinen.

Der Ausbau der Infrastruktur soll nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds eine wesentliche Rolle bei der Ankurbelung des Wirtschaftswachstums spielen. Im vergangenen Jahr war das asiatische Land durch die Coronapandemie in die heftigste Rezession seit Dekaden gezogen worden. Der lang anhaltende Lockdown in weiten Teilen des Landes mit erheblichen Einschränkungen der Mobilität von Arbeitnehmern führte zu einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um rund 10 Prozent.

Aus diesem Grund plant das Handels- und Industrieministerium Department of Industry and Trade eine Revision der Roadmap für den Bausektor, in der die Ziele für die Branche bis 2030 ausgewiesen sind. In der bisherigen Version sollte sich ihr Beitrag zur Gesamtwirtschaft zwischen 2018 bis 2030 mehr als verfünffachen.

Mittelfristig hohes Wachstum erwartet

Private Analyseinstitute wie Oxford Economics teilen den Optimismus, sind allerdings vorsichtiger. Dessen Prognosen gehen davon aus, dass der philippinische Bausektor bis 2030 um 5,5 Prozent pro Jahr auf 117,5 Milliarden US$ wachsen soll und damit über dem regionalen Durchschnitt von 4,2 Prozent liegen würde. 2019 erreichte der Umsatz der lokalen Bauindustrie den Schätzungen zufolge 65,2 Milliarden US$.

Die Ökonomen erwarten, dass sich die Umsätze im Tiefbau mit einem jährlichen Anstieg um 6,4 Prozent bis 2030 auf 59,4 Milliarden US$ fast verdoppeln.

Der Wohnungsbau wiederum dürfte gemäß der Prognosen nach einer Delle 2020 um 4,8 Prozent per annum zulegen und 2030 eine Produktion von 40,6 Milliarden US$ erzielen. Der Aufwärtstrend soll sich dabei nicht nur auf Manila konzentrieren, sondern in vielen Landesteilen um sich greifen. Das Segment wird angekurbelt von einer jungen und vor allem in den Ballungszentren wachsenden Bevölkerung, die sich positiv auf die Nachfrage nach Wohnraum auswirken wird. Experten gehen von hohen Wertsteigerungen insbesondere bei Luxusimmobilien aus, während der Markt für niedrigpreisige Wohnungen wenig Dynamik aufweisen soll.

Der Gewerbebau soll mit einer durchschnittlichen Steigerung von 4,3 Prozent bis 2030 einen Umsatz von 17,5 Milliarden US$ erzielen. Im geschäftlichen Bereich sehen Branchenvertreter die florierende Busines Process Outsourcing (BPO)-Branche als Triebfeder des Wachstums. Daher gäbe es vor allem bei Büroimmobilien viele Projekte in der Pipeline – so die Stimmen.

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