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Branchenbericht Portugal Solarenergie
Lissabon (GTAI) - Das Wetter spielte mit, die Stromnetze hielten Stand, Wasser- und Windkraft konnten ihre Stärken ausspielen. Trotz des steigenden Stromverbrauchs gelang es Portugal, diesen im März 2018 zu über 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen zu decken. Im gesamten Dürrejahr 2017 waren es nur 40 Prozent. Ein Ausbau der Fotovoltaik auf Marktbasis soll für mehr Diversifizierung sorgen. An Orten, wo die Projektdichte die vorhandene Einspeise- und Netzkapazität übersteigt, entscheidet ein Losverfahren.
28.05.2018
Der März 2018 war in Portugal der regenreichste Monat seit 1931. Das brachte die Wasserkraftwerke auf Touren und führte zu einem Rekordergebnis bei der Produktion erneuerbarer Energien. Diese überstieg im Monat März mit 4.812 Gigawattstunden (GWh) nach Angaben des portugiesischen Dachverbands für erneuerbare Energien APREN den gesamten Stromkonsum des portugiesischen Festlands (4.647 GWh).
Die Wasserkraft deckte 55 Prozent, die Windkraft 42 Prozent der Stromnachfrage ab. "März zu 100 Prozent erneuerbar", überschrieben APREN und der Verband ZERO für ein nachhaltiges Erdsystem ihre Nachricht über das Monatsergebnis. Die Verbände erwarten, dass es solche Monate in naher Zukunft häufiger geben wird.
Von dem beeindruckenden Durchschnittswert einmal abgesehen, haben in einzelnen Phasen auch im März fossile Kraftwerke (Erdgas) oder Stromimporte den Bedarf ergänzend abgedeckt. Dies wurde aber durch Phasen höherer Ökostromproduktion ausgeglichen, vor allem durch Wind- und Wasserkraft. Der Beitrag der erneuerbaren Energiequellen bei der Abdeckung des Strombedarfs lag an jedem Tag des Monats März zwischen einem Minimum von 86 Prozent und einem Maximum von 143 Prozent. Zweimal kam es zu Phasen, in denen das portugiesische Festland den Strom rund 70 Stunden hintereinander ausschließlich aus erneuerbaren Quellen bezog.
Es war eine Bewährungsprobe für die Netzinfrastruktur, die die Integration großer Mengen erneuerbaren Stroms problemlos bewältigt hat. Die Netzbetreibergesellschaft REN hatte das Netz für die neuen Quellen, vor allem für Windkraft, schon länger gerüstet und verstärkt. Im Februar 2018 wurde das Datenzentrum von Riba de Ave eingeweiht, nach Angaben von REN eine High-Tech-Infrastruktur, die das Sicherheitstelekommunikationsnetz erheblich verstärkt. Auch investiert die Gesellschaft weiterhin in den Ausbau der Übertragungsnetze.
Als erfreuliches Ergebnis der hohen Beteiligung erneuerbarer Quellen nennt APREN die Absenkung des Durchschnittspreises auf dem iberischen Strommarkt um fast 10 Prozent auf 39,75 Euro pro Megawattstunde. Im März 2017, als Ökostrom nur 62 Prozent des Verbrauchs abdeckte, betrug der Preis 43,94 Euro pro Megawattstunde. Weitere positive Aspekte seien ein hoher Stromexport und die Vermeidung von 1,8 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2) gewesen.
Portugals verregneter, aber mit Blick auf die Strombilanz glänzender März 2018 zeigt, was bei konsequenter Weiterentwicklung erneuerbarer Quellen möglich ist. Das iberische Land gehört nicht zufällig zu den Ländern der Europäischen Union (EU) mit dem höchsten grünen Anteil an der Stromerzeugung (2017: 53,7 Prozent gemäß EU-Direktive). Trotz der Rezessionsphasen zwischen 2009 und 2013 ist die installierte Kapazität erneuerbarer Quellen zwischen 2007 und 2017 um rund 6.000 Megawatt (MW) auf 13.773 MW gestiegen. Das geht aus der Statistik der Generaldirektion für Energie und Geologie DGEG hervor. Gegenwärtig entfällt etwas mehr als die Hälfte der Kapazitäten auf Wasserkraft, deshalb schwankt die Bilanz je nach Niederschlagsdichte sehr. Der installierte Anteil der Windkraft beträgt 39 Prozent. Mit je etwas über 4 Prozent halten sich Fotovoltaik und Biomasse die Waage.
2017 wurden auch Selbstversorgungsanlagen und kleine Produktionseinheiten erfasst, mit einer installierten Kapazität von 89 MW (vorrangig Fotovoltaik). Es ist die erste Registrierung, seit im Jahr 2015 die Versorgung für den Eigenbedarf attraktiver wurde.
Der Ausbau geht weiter. Priorität haben reife Technologien wie die Solarkraft, auf Marktbasis (ohne staatliche Förderung). Bereits 2017 wurden laut Statistik zusätzliche 100 MW Fotovoltaik-Kapazitäten installiert. Mehr als 800 MW wurden von der Regierung lizensiert. Dies geschah zuletzt im März 2018 für das Projekt des Solarkraftparks Morgavel in Sines. Laut der Wirtschaftszeitung Jornal de Negocios sind Kapazitäten von 45 MW und Investitionen von 25 Millionen Euro vorgesehen. Weitere Vorhaben werden geprüft.
An einigen Orten übersteigt die geplante Kapazität der Projekte inzwischen das Aufnahmevermögen der Einspeisepunkte und des Übertragungsnetzes. So entschied die Regierung per Gesetz Nr. 114/2017 vom 29. Dezember 2017, in solchen Fällen ein Losverfahren einzusetzen. Ein erstes wurde am 6. April 2018 durchgeführt. Das Ergebnis findet sich auf der Website der DGEG (http://www.dgeg.gov.pt ).
Auch neue Biomasseprojekte stehen an. Nach den verheerenden Bränden 2017 sieht der neue Nationale Forstschutzplan eine nachhaltige Nutzung forstlicher Biomasse und den Bau zusätzlicher kommunaler Biomasseanlagen vor.
Quelle | 2008 | 2015 | 2016 | 2017 |
Insgesamt Erneuerbare Quellen 1) | 15.140 | 25.514 | 33.448 | 24.108 |
.Wasserkraft | 7.298 | 9.800 | 16.909 | 7.492 |
.Große Anlagen über 30 MW | 6.281 | 8.669 | 14.909 | 6.568 |
.. Pumpspeicherkraftwerke | 499 | 1.139 | 1.186 | 1.735 |
.Anlagen 10 bis 30 MW | 445 | 379 | 780 | 345 |
.Anlagen bis 10 MW | 573 | 752 | 1.221 | 579 |
Wind | 5.757 | 11.608 | 12.474 | 12.253 |
Biomasse 2) | 1.500 | 2.518 | 2.481 | 2.571 |
.mit KWK 3) | 1.338 | 1.723 | 1.721 | 1.775 |
.ohne KWK | 163 | 795 | 760 | 796 |
Feste Siedlungsabfälle | 561 | 584 | 610 | 640 |
.erneuerbare Fraktion | 281 | 292 | 305 | 320 |
Biogas | 71 | 294 | 285 | 287 |
Geothermie | 192 | 204 | 172 | 217 |
Fotovoltaik | 41 | 799 | 822 | 968 |
1) unter Ausschluss der Fraktion nicht erneuerbarer Siedlungsabfälle; 2) unter Einschluss pflanzlicher, forstlicher Abfälle und Schlämme; 3) Kraft-Wärme-Kopplung
Quelle: Generaldirektion für Energie und Geologie DGEG (estatísticas rápidas Nr. 160)
2008 | 2015 | 2016 | 2017 | |
Erneuerbare Quellen insgesamt normiert (laut Direktive 2009/28/EU) | 18.737 | 28.183 | 29.205 | 29.507 |
.Wasserkraft | 11.169 | 12.074 | 12.627 | 12.396 |
.Windkraft | 5.482 | 12.002 | 12.513 | 12.749 |
Bruttostromproduktion und Importsaldo 2) | 54.901 | 53.551 | 54.007 | 54.916 |
Anteil der erneuerbaren (real) in % | 27,6 | 47,6 | 61,9 | 43,9 |
Anteil der erneuerbaren (laut EU-Direktive) in % | 34,1 | 52,6 | 54,1 | 53,7 |
1) vorläufige Angaben; 2) Bruttoproduktion + Importsaldo geschätzt für 2014; ohne Pumpspeicherkraftwerke
Quelle: Generaldirektion für Energie und Geologie DGEG (estatísticas rápidas Nr. 160)
Weitere Informationen über Portugal finden Sie unter http://www.gtai.de/portugal