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Branchen | Russland | Bauwirtschaft, Transport & Logistik

Neuer Tiefseehafen erweitert Perspektiven für den Rohstoffhandel

Auf der russischen Pazifikinsel Sachalin sollen für mehr als 1,5 Milliarden Euro ein neuer Tiefseehafen sowie umfangreiche Logistikzentren entstehen.

Von Hans Peter Pöhlmann | Bonn

Russland will seine Rolle als Rohstofflieferant für die Märkte in Ostasien ausbauen. Die Errichtung einer leistungsfähigen Infrastruktur für den Seetransport an der Pazifikküste soll zudem den Handel über die Nordostpassage beflügeln. Der Investitionsbedarf für die Projekte, die die Insel Sachalin zu einem leistungsfähigen Standort für den Containerumschlag auf dem nördlichen Seeweg machen sollen, wird auf rund 1,5 Milliarden Euro geschätzt.

Poronaisk wird Umschlaghafen für Öl, Kohle und Gas

Von 2022 bis 2025 soll bei der Kleinstadt Poronaisk an der Ostküste der Insel Sachalin eine umfangreiche Hafeninfrastruktur sowie ein moderner multifunktionaler Tiefseehafen entstehen. Dazu gehören Umschlagterminals für Kohle, Öl und Gaskondensat. Die Jahreskapazität aller geplanten Terminals wird 14 Millionen Tonnen betragen.

Die Gazprombank und der lokale Investor Mnogofunkzionalny Grusowoi Rajon (MGR) haben sich auf Finanzierungsbedingungen geeinigt. Das Projekt wird im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft durchgeführt und kostet rund 35 Milliarden Rubel (423,4 Millionen Euro; Kurs der Europäischen Zentralbank vom 8. November 2021: 1 Euro = 82,66 Rubel).

Nachdem Ministerpräsident Michail Mischustin eine Genehmigung erteilt hatte, unterzeichneten MGR und die föderale Schifffahrtsbehörde Rosmorrechflot auf dem Sankt Petersburger Internationalen Wirtschaftsforum (SPIEF) im Juni 2021 den Konzessionsvertrag über 49 Jahre.

Die Hafenanlage von Poronaisk ist Teil des föderalen Projekts zur Entwicklung der Seehäfen. Grundlage hierfür ist der umfassende Plan zur Modernisierung und Erweiterung der Basisinfrastruktur bis 2024 (KPMI). Das Projekt wird mit rund 48 Millionen Euro (3,96 Milliarden Rubel) aus dem föderalen Haushalt bezuschusst. Im September 2020 legte das russische Verkehrsministerium eine überarbeitete Projektliste zur Modernisierung der Häfen bis 2030 vor, die die Umschlagkapazität um 353,3 Millionen Tonnen erhöhen soll. Knapp ein Drittel des geplanten Kapazitätswachstums entfällt auf Häfen im Fernen Osten.

Hafen in Korsakow soll Fracht- und Passagierverkehr steigern

Mit dem Umbau und der Erweiterung des Hafens von Korsakow wird an der Südküste Sachalins ein weiteres Großprojekt realisiert. Bis 2030 sollen ein Terminal mit einer Kapazität von bis 840.000 Containern pro Jahr, ein Fracht- und Passagierterminal sowie ein Fischereihafen mit einer Umschlagskapazität von bis zu 1 Million Tonnen pro Jahr gebaut werden. Darüber hinaus entsteht ein Werftbetrieb und ein Terminal für den Fährverkehr mit Japan. Die Gesamtsumme der Investitionen beträgt rund 1,1 Milliarden Euro. Die ursprünglich für 2025 geplante Fertigstellung wurde auf 2030 verschoben. Nachdem Sachalins Gouverneur Waleri Limarenko am 2. September 2021 beim Fernöstlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok das Modernisierungsprojekt für den Hafen Korsakow vorgestellt hat, erwarten Vertreter der Region, dass die Ausschreibung für Investoren in Kürze beginnt.

Ferner Osten legt beim Containerumschlag überproportional zu

Der Föderalbezirk Fernost gerät zunehmend in den Fokus der Regierung in Moskau. Ein Grund dafür liegt in der rasanten Zunahme des Frachtverkehrs in der Region. "In den nächsten Jahren wird der Containerumschlag im Fernen Osten um 6 Prozent zunehmen, während der Zuwachs in anderen großen Küstenbereichen Russland nicht mehr als 2 bis 3 Prozent betragen wird", erklärt Andrej Jaschtschenko vom Logistikunternehmen Delo Group gegenüber dem Onlineportal Morskije Westi. Russland will mit Hilfe der Investitionen seine Rolle als Drehscheibe für den internationalen Transport ausbauen. Die geografische Nähe der Insel zu den bevölkerungsreichen asiatischen Märkten, allen voran China, bietet darüber hinaus attraktive und stabile Absatzmöglichkeiten für Öl, Gas und petrochemische Produkte, Russlands wichtigste Exportgüter.

Sachalin hat ein großes Potenzial für den internationalen Handel

Die Insel Sachalin verfügt über ergiebige Öl- und Gasvorkommen und liegt strategisch günstig auf dem Seeweg zwischen China und dem Nördlichen Seeweg. Ein weiterer Vorteil ist die Brückenfunktion Richtung Japan. Das geplante Terminal für den Fährverkehr nach Japan soll diese Funktion untermauern. Der Bau einer Eisenbahnbrücke zwischen dem Festland und Sachalin wird von der Regierung weiterhin geprüft. Eine Realisierung dürfte positive Effekte auf den Handel mit Japan zeitigen. Erfolgreiche Investitionen stärken den Wirtschaftsstandort und beeinflussen die Wirtschaftlichkeitsprüfung für das Brückenprojekt positiv. Ein weiterer Faktor besteht darin, dass weder die Umschlagterminals der russischen Häfen in Fernost noch der Schienenverkehr der aktuellen Nachfrage nach Containertransporten zwischen Fernost und Europa gewachsen sind.

Regulierung bremst Investitionstätigkeit

Während der Coronapandemie war der Aus- und Neubau von Häfen in Russland ins Stocken geraten. Eine große Hürde für private Investoren, die Infrastruktureinrichtungen und Häfen privat betreiben wollen, stellt ein aktueller Gesetzentwurf zur Änderung des Seehafengesetzes dar. Sie müssen sich mit staatlichen Stellen und Regionen abstimmen und die Höhe der Investitionen, den Zeitplan für die Inbetriebnahme und das geplante Umschlagvolumen verbindlich angeben. Das hohe Haftungsrisiko wirkt abschreckend. Führende Branchenverbände haben sich gegen den Gesetzentwurf ausgesprochen.

Solange das Haftungsrisiko nicht verringert wird, bleiben staatliche Investitionen dominierend. Private Investoren haben die Möglichkeit, sich im Rahmen öffentlich-privater Partnerschaften zu beteiligen.

Investitionsprojekte in die Hafeninfrastruktur auf Sachalin

Projekt

Investitionen (in Mio. Euro)

Vorhaben / Geplante Kapazität

Geplante Inbetriebnahme

Projektbetreiber

Neubau eines Tiefseehafens bei Poronaisk

423,4

Bau von Terminals für den jährlichen Umschlag von

  • 5 Mio. Tonnen Kohle
  • 5,5 Mio. Tonnen Öl
  • 2,8 Mio. Tonnen Gaskondensat

2025

OOO MGR

(Generaldirektor: Alexander V. Fert)

Umbau und Erweiterung des Hafens Korsakow

1.089,8

Bau von Terminals für den jährlichen Umschlag von

  • 840.000 Containern,
  • 1 Mio. Tonnen Fisch;

Bau einer Werft und eines Fährterminals

2030

Bisher nicht bekannt

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest


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