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Marktchancen

Im Rahmen des "National Renewable Energy Program" werden zahlreiche Solarprojekte realisiert. Zudem benötigt der geplante grüne Wasserstoffsektor Mega-Solaranlagen.

Von Robert Espey | Dubai, Riad

Starker Ausbau der Solarkapazitäten in Vorbereitung

Das "National Renewable Energy Program" (NREP) strebt bis 2023 eine EE-Kapazität (Erneuerbare Energien) von 27,3 Gigawatt an, dieser Zeitplan erscheint allerdings wenig realistisch. Bis 2030 sind 58,7 Gigawatt anvisiert, davon sollen 40 Gigawatt auf Photovoltaik (PV), 16 Gigawatt auf Wind und 2,7 Gigawatt auf CSP (Concentrated Solar Power) entfallen.

Zuständig für einen Teil der NREP-Projekte ist das zum Energieministerium gehörende, 2017 gegründete "Renewable Energy Project Development Office" (REPDO). Die Organisation ist für 30 Prozent der angestrebten NREP-Kapazitätsziele verantwortlich. Alle REPDO-Projekte werden als BOO-Basis (Build, Own, Operate) ausgeschrieben. Die Investoren schließen mit der Saudi Power Procurement Company (SPPC), einer Tochter der Saudi Electricity Company, einen langfristigen Stromabnahmevertrag (Power Purchase Agreement/PPA) ab, zumeist über 25 Jahre.

Im Rahmen der ersten REPDO-Ausschreibungsrunde wurden 2018 das 300 Megawatt Sakaka PV-Kraftwerk und die 400 Megawatt Dumat al Jandal Windkraftanlage an private Betreiber vergeben. Das PV-Kraftwerk ist im April 2021 offiziell in Betrieb genommen worden. Hauptinvestor ist Acwa Power (Saudi-Arabien). Der staatliche Public Investment Fund (PIF) hält seit November 2020 eine 50-prozentige Beteiligung an Acwa Power, zudem wurde eine strategische Kooperation vereinbart.

Das 400 Millionen US$ Windkraftprojekt ging an ein Konsortium aus EDF Renewables (Frankreich) und der Abu Dhabi Future Energy Company (Masdar). Mit der Fertigstellung wird erst 2023 gerechnet.

Die National Agricultural Development Company hat 2019 an Frankreichs Engie einen 60 Millionen US$ EPC-Auftrag (Engineering, Procurement, Construction) für ein 30 Megawatt PV-Kraftwerk in Haradh vergeben. Die Anlage soll noch 2021 fertiggestellt werden.

Sieben PV-Projekte im Frühjahr 2021 vergeben

Im Frühjahr 2021 wurden sieben PV-Projekte mit einer Gesamtkapazität von rund 3 Gigawatt vergeben. Bei einer planmäßigen Fertigstellung 2023/2024 würden 2024 die Gesamtkapazitäten aller Solar- und Windkraftwerke auf etwa 3,8 Gigawatt steigen.

Von den im Frühjahr vergebenen PV-Projekten gehören sechs Vorhaben zur zweiten REPDO-Ausschreibungsrunde. Das größte Projekt, das 1,5 Gigawatt Sudair Kraftwerk, gehört aber nicht zum REPDO-Programm. Investoren der 725 Millionen US$ Anlage sind Acwa Power und der PIF, der Hauptbauauftrag ging an Indiens Larsen & Toubro. Sudair ist das erste große Solarprojekt mit direkter PIF-Beteiligung. Der Staatsfonds will bis 2030 in Solar- und Windprojekte mit einer Gesamtkapazität von etwa 40 Gigawatt investieren.

An ein Konsortium aus Acwa Power und der Gulf Investment Corporation (GIC) gingen die PV-Projekte Al Faisalia (600 Megawatt; Investitionssumme: 640 Millionen US$) und Qurrayat (200 Megawatt; 200 Millionen US$). An der in Kuwait ansässigen GIC sind alle sechs GCC-Mitgliedsstaaten (Gulf Cooporation Council) zu gleichen Teilen beteiligt. Die Verhandlungen über die Finanzierung der beiden Projekte sollen in Kürze abgeschlossen werden. Den Hauptbauauftrag für Al Faisalia hat die lokale Al Babtain Contracting Company erhalten.

Der für Al Faisaliah ausgehandelte Stromabnahmevertrag sieht einen Tarif (Levelised Cost of Electricity/LCOE) von 1,04 US-Cent pro Kilowattstunde vor. Dies ist weltweit ein neuer Tiefstpreis. Für Qurrayat wurden 1,79 US-Cent pro Kilowattstunde vereinbart.

Eine 320 Millionen US$ PV-Anlage (300 Megawatt) in Jeddah hat ein Konsortium aus EDF Renewables, Masdar und der lokalen Nesma Group gewonnen. Der mit der SPPC ausgehandelte Preis pro Kilowattstunde beträgt 1,62 US-Cent. Gebaut wird die Anlage von Larsen & Toubro.

Ein 300 Megawatt PV-Kraftwerk in Rabigh ging an Marubeni für einen Preis pro Kilowattstunde von 1,70 US-Cent. Der 184 Millionen US$ Bauauftrag wurde an China Energy Construction Gezhouba International vergeben.

Drei lokale Unternehmen (Al-Blagha Holding, Alfanar Group, Desert Technologies) haben die Ausschreibungen für ein 50 Megawatt PV-Kraftwerk in Medina und eine 20 Megawatt-Anlage in Rafha gewonnen. Die Tarife liegen bei 1,94 US-Cent beziehungsweise 3,49 US-Cent pro Kilowattstunde.

Saudi-Arabien: Geplante Solarprojekte (Auswahl; Investitionssummen in Millionen US-Dollar; Stand: Juli 2021)

Projekt

Investitions-summe

Projekt-stand *)

Projektbetreiber

NEOM: Renewable Energy: Solar Power Park

1.600

ST

Acwa Power/NEOM/Air Products 

Renewable Energy Program Round 3 B: 700 MW PV Ar Rass Power Plant

900

AP

Renewable Energy Project Development Office 

Renewable Energy Program Round 3 B: 300 MW PV Saad Power Plant

400

AP

Renewable Energy Project Development Office

Renewable Energy Program: Round 3 A: 120 MW PV Wadi Al Dawaser Power Plant

180

AP

Renewable Energy Project Development Office

Renewable Energy Program: Round 3 A: 80 MW PV Layla Power Plant

120

AP

Renewable Energy Project Development Office

40 MW PV Al Aflaj Power Station

80

OH

Taqnia / Saudi Electricity Company

300 MW PV Power Plant at Yanbu Industrial City

60

ST

Marafiq/RCJY/SABIC 

50 MW PV Captive Solar Plant

60

ST

Arabian Cement Company 

8 MW Farasan Island PV Plant Expansion

30

ST

Saudi Electricity Company 

*) ST = Studie, AP = Angebotsprüfung, OH = On Hold (vorläufig gestoppt)Quelle: MEED Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest

Derzeit sind in der laufenden dritten REPDO-Ausschreibungsrunde Projekte mit insgesamt 1,2 Gigawatt PV im Angebot. Ein 850 Megawatt Windkraftwerk in Yanbu befindet sich noch in einer frühen Planungsphase. Außerhalb des NREP gibt es weitere geplante Solar- und Windkraftprojekte. Den Bau von PV-Anlagen prüfen unter anderem die Yanbu Industrial City (300 Megawatt) und die Arabian Cement Company (50 Megawatt).

Saudi-Arabien möchte den Bau von Solardachanlagen forcieren. Im Rahmen des "Shamsi Program" besteht die Möglichkeit zum Anschluss von Dachanlagen an das nationale Stromnetz.

Aufbau des grünen Wasserstoffsektors erfordert Mega-Solaranlagen

Angesichts der für die Solarstromerzeugung sehr günstigen klimatischen Bedingungen bietet Saudi-Arabien gute Voraussetzungen für eine wettbewerbsfähige Produktion von grünem Wasserstoff. Riad strebt an, zu einem weltweit führenden Erzeuger und Exporteur von grünem Wasserstoff zu werden. Eine detaillierte Wasserstoffstrategie hat das Königreich noch nicht präsentiert.

Zentrum der grünen Wasserstoffproduktion soll das Mega-Regionalentwicklungsprojekt NEOM im derzeit noch dünn besiedelten Nordwesten Saudi-Arabiens werden. Das 500 Milliarden US$ Projekt befindet sich noch in einem frühen Stadium. NEOM bietet sowohl für Solar- als auch für Windenergie gute Voraussetzungen.

Kooperation mit Deutschland

Deutschland und Saudi-Arabien wollen im Wasserstoffsektor eng kooperieren. Im März 2021 haben Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Saudi-Arabiens Energieminister Abdulaziz bin Salman Al Saud eine "Gemeinsame Absichtserklärung zur Gründung einer Wasserstoffzusammenarbeit zwischen Deutschland und Saudi-Arabien" unterzeichnet.

Der PIF plant in NEOM gemeinsam mit Acwa Power und dem US-Unternehmen Air Products & Chemicals ein 5 Milliarden US$ Projekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff beziehungsweise Ammoniak. Dort laufen derzeit Planungen für den Bau einer 1,5 Milliarden US$ Ammoniak-Fabrik mit einer Jahreskapazität von 1,2 Millionen Tonnen. Zur Stromversorgung des Wasserstoff-Ammoniak-Projekts sind ein 4 Gigawatt Solar- und Windkraftpark vorgesehen.

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