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SerbienEnergie, übergreifend / Tiefbau, Infrastrukturbau / Infrastruktur
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Branchenbericht Serbien Energie, übergreifend
Bonn (GTAI) - Serbien investiert massiv in seine Infrastruktur - mit Milliardenkrediten aus dem Ausland. Neue paneuropäische Autobahnabschnitte sind geplant. Bahnstrecken, Flughäfen und Wasserstraßen werden ausgebaut.
15.01.2020
Die serbische Regierung präsentierte Ende 2019 ihren neuen Entwicklungsplan "Srbija 2025" (Serbien 2025). Demnach plant Belgrad in den nächsten Jahren Investitionen von bis zu 14 Milliarden Euro. Ein Großteil des Geldes soll in Infrastrukturprojekte fließen.
Investitionen in: | Mio. Euro |
Straßeninfrastruktur | 5.000 |
Eisenbahn | 3.033 |
Abwassernetz und Wasseraufbereitung (ohne Belgrad) | 3.000 |
Schulen und Gesundheitseinrichtungen | 700 |
Digitale Infrastruktur | 500 |
Energieeffizienz | 500 |
Landwirtschaft | 300 |
Wasserstraßen | 274 |
Tourismus | 200 |
Unternehmertum | 100 |
Weitere Projekte | k.A. |
Quellen: Büro des Präsidenten der Republik Serbien (28.12.2019); Pressemeldungen
Die Projekte sollen vor allem mit Krediten aus dem Ausland finanziert werden. Neben China und Europa kommt das Geld aus Russland, der Türkei und Aserbaidschan. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) hat bislang über 1 Milliarde Euro in nachhaltige Infrastrukturentwicklung in Serbien investiert und ist auch in aktuellen Projekten engagiert. Hinzu kommen die Europäische Investitionsbank (EIB) und die Weltbank.
Der Ausbau der Straßeninfrastruktur orientiert sich vor allem am Paneuropäischen Verkehrskorridor X (zehn). Dieser verbindet Salzburg in Österreich mit der griechischen Stadt Thessaloniki. Zwei der vier Zweige des Korridors führen durch Serbien: der erste von Budapest nach Belgrad und der zweite von Nis ins bulgarische Sofia (mit Verlängerung bis Istanbul).
Auch an einer Autobahnverbindung zwischen Serbien und Bosnien-Herzegowina wird gearbeitet. Diese wird die derzeitige Fahrzeit von fünf Stunden für die 290 Kilometer von Sarajevo nach Belgrad deutlich verringern. Finanziert wird die Autobahn unter anderem von der Türkei. Auch Banja Luka im Norden von Bosnien-Herzegowina soll besser angebunden werden.
Eine weitere neue Autobahn wird von der serbischen Hauptstadt Belgrad an die Adriaküste führen. Die Strecke verläuft über Cacak, Pozega und Podgorica nach Bar in Montenegro. Bis zur montenegrinischen Grenze ist sie 270 Kilometer lang. Nach Angaben des Staatsunternehmens Koridori Srbije wurde ein Teilabschnitt der Strecke mit einem 300-Millionen-Euro-Kredit aus Aserbaidschan finanziert. Derzeit sind rund 100 Kilometer für den Verkehr geöffnet.
Projekt | Verbindung | Länge in Kilometern |
Korridor X | Horgos-Novi Sad (Projekt Nord) | 108 |
Nis-bulgarische Grenze (Projekt Ost) | 105 | |
Grabovnica-Levosoje (Projekt Süd) | 74 | |
Umfahrung Belgrad | 47 | |
Belgrad-Adriaküste | Belgrad-montenegrinische Grenze | 269 |
Morava-Korridor | Pojate-Preljina | 110 |
Autobahn Novi Sad-Ruma | Novi Sad-Ruma | 40*) |
Orient-/East-Med-Korridor | Nis-Pristina | 110 |
Autobahn Belgrad-Sarajevo | Belgrad-Sarajevo | 290*) |
*) Schätzungen
Quellen: Koridori Srbije; Ministerium für Bau, Transport und Infrastruktur; Pressemeldungen
Serbien wird nach Fertigstellung des Korridors X und Teilen des Korridors XI (Belgrad-Adriaküste) über rund 900 Autobahnkilometer verfügen. Insgesamt geplant sind 1.200 Kilometer. Hinzu kommen nach Angaben der serbischen Straßenverwaltung Putevi Srbije knapp 16.000 Kilometer Staatsstraßen. Insgesamt verfügt Serbien über rund 45.000 Straßenkilometer, davon sind rund 30.000 Kilometer befestigt.
Die serbische Eisenbahngesellschaft (Zeleznice Srbije) wurde 2015 privatisiert und umstrukturiert. Aus dem Staatskonzern sind vier neue Unternehmen entstanden: eine übergeordnete Holding sowie jeweils ein Unternehmen für das Schienennetz (Infrastruktura zeleznice Srbije), den Personenverkehr (Srbija Voz) und den Güterverkehr (Srbija Kargo). Die Umstrukturierung ist noch nicht komplett abgeschlossen. Der aktuelle Prozess wird aber sowohl von der Regierung als auch vom Internationalen Währungsfonds (IWF) als zufriedenstellend bezeichnet.
Srbija Voz plant, bis zu 18 neue Zuggarnituren zu kaufen. Ende 2019 bewilligte die EBWE hierfür einen Kredit über 100 Millionen Euro.
Eines der wichtigsten Projekte im Schienenverkehr ist die Modernisierung der Strecke von Budapest nach Belgrad. Diese ist Teil der chinesischen Belt and Road Initiative (BRI) und des paneuropäischen Verkehrskorridors X. Derzeit wird am Abschnitt Belgrad - Stara Pazova gearbeitet. Der rund 35 Kilometer lange Streckenabschnitt kostet über 310 Millionen Euro. Nach der Modernisierung der Strecke werden Geschwindigkeiten von bis zu 200 Kilometer pro Stunde möglich sein. Dadurch wird sich die Fahrzeit von Belgrad nach Budapest mehr als halbieren.
Die Verbindung von Belgrad nach Presevo und weiter nach Nordmazedonien soll ebenfalls erneuert werden, plant das Ministerium für Bau, Transport und Infrastruktur. Derzeit arbeitet die China Road and Bridge Corporation (CRBC) an der Projektdokumentation. Der Auftragswert für die Strecke Belgrad-Presevo liegt bei knapp 1 Milliarde Euro.
Insgesamt verfügt Serbien über ein rund 4.000 Kilometer langes Schienennetz. In den Schienenverkehr wurde seit den 1990er Jahren kaum investiert. Erst seit den 2000er Jahren fließen wieder Gelder.
Die Regierung hat für den zweitgrößten serbischen Flughafen in Nis ein neues Förderkonzept beschlossen. Dabei wurden zwölf strategische Flugverbindungen erarbeitet. Für deren Betrieb sollen Fluglinien mit bis zu 5 Millionen Euro subventioniert werden. Dadurch werden bis zu einer halben Million Passagiere pro Jahr in Nis erwartet. Auch für zwei weitere Flughäfen, Morava/Kraljevo und Ponikve, gibt es Entwicklungspläne.
Der größte Flughafen des Landes ist aber der Nikola Tesla Airport in Belgrad. Nach Angaben des Betreibers Vinci Airports wurden dort 2018 knapp 6 Millionen Passagiere abgefertigt. Für 2019 wurde mit einem Wachstum um rund 9 Prozent gerechnet.
Über 200 Millionen Euro werden in verschiedene Projekte an den Flüssen Donau und Save investiert bis Ende 2024. Die EIB finanziert die Wasserbauvorhaben mit einem Kredit über 100 Millionen Euro. Die Europäische Kommission stellt einen Investitionszuschuss über 11,4 Millionen Euro zur Verfügung.
Serbien will den Transportanteil auf Wasserstraßen in den nächsten Jahren verdoppeln, so die Ministerin für Bau, Transport und Infrastruktur, Zorana Mihajlovic. Seit 2010 bis heute ist das Transportvolumen auf Wasserstraßen in Serbien bereits um 11 Prozent pro Jahr gestiegen.
Nach wie vor basiert die Energieversorgung in Serbien vor allem auf Kohle. Bis Ende 2019 sollte der Anteil erneuerbarer Energien am Endverbrauch auf 27 Prozent gesteigert werden; erreicht hat Serbien etwa 20 Prozent. Vor allem Wasserkraft ist eine wichtige Energiequelle, gefolgt von Biomasse.
Internationale Geber treiben Windkraftprojekte in Serbien voran. In Mramorak wurde 2019 der 300-Millionen-Euro teure Windpark Cibuk 1 mit einer Kapazität von 158 Megawatt eröffnet. Von der EBWE und der International Finance Corporation (IFC) stammen dabei 215 Millionen Euro. Die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gewährt ein Darlehen über 80 Millionen Euro für den 66-Megawatt-Windpark Kostolac.
Weitere Informationen zu Serbien finden Sie unter http://www.gtai.de/serbien