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Im Staatshaushalt 2021 sind 744 Millionen Euro für Wasserprojekte eingeplant. Der Fachverband Seopan hat eigene Vorschläge erarbeitet und spekuliert dabei auf die EU-Hilfspakete.
08.02.2021
Von Oliver Idem | Madrid
In Spanien fließen 2021 insgesamt knapp 744 Millionen Euro seitens der Zentralregierung in Wasserprojekte. Abhängig von der Projektauswahl im Rahmen der Next-Generation-Hilfsgelder der Europäischen Union (EU) könnten weitere Vorhaben in diesem Bereich profitieren. Mit insgesamt 79,8 Milliarden Euro wird Spanien innerhalb von drei Jahren so viele nicht rückzahlbare Zuschüsse erhalten wie kein anderes Land der EU.
Greifbar sind bereits die Pläne der spanischen Zentralregierung für 2021. Der Haushalt wurde im Dezember 2020 verabschiedet. Federführend für den Wassersektor ist das Umweltministerium Ministerio para la Transición Ecológica y el Reto Demográfico. Dieses stattet eine Generaldirektion und ein Generalsekretariat 2021 mit insgesamt knapp 744 Millionen Euro aus.
Wie das Fachmagazin Tecnoagua berichtet, sind knapp 643,5 Millionen Euro für die Dirección General del Agua vorgesehen. Von dieser Summe entfallen 258,3 Millionen Euro auf das Management und die Infrastruktur im Wasserbereich. Darunter fallen sowohl neue Projekte als auch der Ersatzbedarf. Für 142,7 Millionen Euro soll die Wasserqualität verbessert werden. Erstmals erhält die Secretaría General de Reto Demográfico ein eigenes Budget in Höhe von 100 Millionen Euro. Diese sind unter anderem für Abwassersysteme und Kläranlagen in Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohner vorgesehen.
Der Infrastrukturverband Seopan hat im Dezember 2020 gemeinsam mit dem Ingenieurverband Tecniberia eigene Vorschläge für die Nutzung von Ressourcen aus dem Hilfspaket Next Generation EU unterbreitet.
Das Makroprojekt 2 enthält vor allem Vorschläge zur Wasseraufbereitung im Wert von 3,417 Milliarden Euro ohne Mehrwertsteuer. Hinzu kommen Projekte im Bereich Abwasser und Wiederverwendung, die sich auf 393 Millionen Euro summieren.
Die Erfolgsaussichten lassen sich schwer abschätzen. Spanien als größter Zuschussempfänger von Next Generation EU befindet sich in einem mehrstufigen Prozess, um die Gelder und konkrete Vorhaben zusammenzubringen. Die Zentralregierung in Madrid sammelt Vorschläge von Branchenverbänden wie Seopan, den Autonomen Gemeinschaften des Landes und weiteren Akteuren. In der Folge trifft die Regierung eine Auswahl und stimmt diese mit der EU ab.
In jedem Fall werfen die Vorschläge ein Licht darauf, wo Investitionsbedarf im Wassersektor in Spanien besteht. Die Zentralregierung hat sich Anfang 2020 in ihrem Koalitionsvertrag das Ziel gesetzt, die Verfügbarkeit von Wasser zu verbessern und eine nachhaltigere Nutzung zu etablieren. Ein Wasserkreislaufgesetz soll dazu erarbeitet werden.
Spanien hat erheblichen Handlungsbedarf im Wassersektor. Seopan weist darauf hin, dass seit 2018 Sanktionen wegen der Nichterfüllung von EU-Wasservorgaben bestehen. Diese beziehen sich darauf, dass nur wenige Gemeinden über die technischen Möglichkeiten zur Abwasserbehandlung verfügen.
Allgemein ist Spanien im Bereich Wasser- und Abwasserleitungen gut erschlossen. Insgesamt hat das Netz eine Länge von 225.000 Kilometern. Allerdings sind 39 Prozent der Versorgungsleitungen und 58 Prozent der Abwasserleitungen älter als 30 Jahre. Veraltete Infrastruktur wird eher schleppend saniert. Von 2.300 Kläranlagen im Land befinden sich die meisten in keinem guten Zustand.
Die Wiederverwendung von Wasser befindet sich noch auf einem relativ geringen Niveau. Die Kommunen verwenden nur etwa 7 Prozent der Ressourcen erneut.
In der Landwirtschaft besteht ein Dilemma hinsichtlich der erfolgreichen Entwicklung der vergangenen Jahre und der Ressourcenknappheit. Der Agrarsektor ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und stellte im Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 seine Leistungsfähigkeit bei der Versorgung der Bevölkerung unter Beweis. Zudem sind landwirtschaftliche Produkte aus Spanien auf dem Weltmarkt erfolgreich und beeinflussen die Handelsbilanz positiv.
Auf der anderen Seite ist Spanien besonders anfällig für den Klimawandel und verzeichnete in den vergangenen 30 Jahren überdurchschnittlich starke Temperatursteigerungen. Hinzu kommt, dass durch rund 500.000 illegal errichtete Brunnen die Wasserreserven angezapft werden. Eine oft nicht ausreichende Abwasserbehandlung sorgt für Risiken durch Rückstände von Düngemitteln und Insektiziden.
Mit einem Verbrauch von etwa 80 Prozent des verfügbaren Wassers bietet die Landwirtschaft aber auch ein enormes Einsparpotenzial. Entsprechend geht der Trend vermehrt zur effizienteren Tröpfchenbewässerung. Immer mehr Landwirte stellen ihre Systeme um. Zur Ressourcensteuerung kann moderne Technologie einen großen Beitrag leisten. Die Nutzung aktueller Daten rund um Boden und Klima, die Konfiguration der eigenen Anlagen und Systeme und ein effizienter Umgang mit Wasser und Strom haben noch viel Anwendungspotenzial in Spanien.