Nachfrage nach Textilmaschinen erholt sich

Taiwans Markt für Textilmaschinen gilt gemeinhin als zyklisch. Bei den Auftragseingängen ist seit Anfang 2021 nach den Erschütterungen im Zuge der Coronakrise wieder ein Aufwärtstrend zu erkennen. Zuvor hatten taiwanische Textilfirmen nach Einschätzung von Tom Landwehr, General Manager des Handelshauses Illies Engineering (Taipei) Ltd., 2016 und 2018 massiv investiert. Aus diesem Grund hatten die Käufe in den Folgejahren etwas nachgelassen.

Branchenexperten sehen für die kommenden Jahre einen rückläufigen Trend bei der Massenproduktion von Textilien in Taiwan voraus, da die großen Volumina in Ländern mit günstigeren Lohnkosten vom Band laufen werden. Es gibt aber dennoch gute Geschäftschancen, da die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen wichtiger Firmen vor Ort sind. „Innovationen muss man den Kunden in Taiwan vorstellen“, so Landwehr. Der taiwanische Markt ist nach Einschätzung des Firmenchefs aufgrund seiner Drehscheibenfunktion für die ganze Region größer und bedeutender als die nackten Statistiken hergeben.

Taiwans Fachverband schätzt dabei hochwertige Technologien made in Germany und setzt auf eine engere künftige Zusammenarbeit. Die Textilmaschineneinfuhren aus Deutschland sind im 1. Quartal 2021 um fast 17 Prozent gewachsen. Deutschland war 2020 mit einem Importwert von 44 Millionen US-Dollar (US$) der drittwichtigste Lieferant Taiwans von Textilmaschinen. Allerdings waren die Einfuhren im Zuge der Coronakrise um 25 Prozent eingebrochen. Übergreifend ließen die taiwanischen Branchenimporte im vergangenen Jahr um 17 Prozent nach.

Komponenten aus Deutschland gefragt

Etwa die Hälfte der Importe aus Deutschland setzt sich aus der HS-Position 8448 zusammen, die in erster Linie Komponenten für bereits in Betrieb befindliche Anlagen enthält. Dabei kann es sich nach Einschätzung von Experte Landwehr um Ersatzteile, aber auch um Teile für Um- oder Aufrüstungen sowie um Schlüsselkomponenten handeln, um die Qualität der Maschinen zu erhöhen. In dieser Kategorie zeichnete sich in den ersten Monaten 2021 auch schon wieder ein deutlicher Aufwärtstrend mit zweistelligen Zuwachsraten der Lieferungen ab.

Der enorm starke Anstieg der HS-Gruppe 8451 im 1. Quartal 2021 um mehr als 400 Prozent im Vergleich mit der Vorjahresperiode könnte vom Thema Nachhaltigkeit beeinflusst worden sein. Taiwanische Firmen müssen derzeit nachrüsten, um lokale Regularien und die Anforderungen ihrer Kunden in Europa und den USA zu erfüllen.

Exporte legen wieder deutlich zu

Taiwan ist mit einem Wert von knapp 280 Millionen US$ (2020) auch ein großer Exporteur von Textilmaschinen. Die Produkte sind nach Einschätzung von Branchenkennern im Segment Standardmaschinen für Flächenproduktion angesiedelt und liegen vom Qualitätsniveau unterhalb der hochpreisigen Anlagen aus Europa, aber im Regelfall über den in China hergestellten Ausrüstungen.

Etwa drei Viertel der Branchenausfuhren setzen sich aus den Segmenten Stricken (HS-Position 8447), Färben (8451) sowie vor allem Näherei (8452) zusammen. Wichtigste Abnehmer von Textilmaschinen made in Taiwan sind China, Vietnam, die USA und Japan. Auf den weiteren Plätzen folgen Indonesien, Thailand, Deutschland sowie Indien und Bangladesch. Nach Aussage von Branchenvertretern sind taiwanische Ausrüstungen vor allem in Südostasien stark gefragt.

Übergreifend mussten aber auch die taiwanischen Ausfuhren von Textilmaschinen im vergangenen Jahr mit einem Minus von 10 Prozent Federn lassen. Im 1. Quartal 2021 konnte jedoch schon wieder ein deutlicher Aufwärtstrend bei den Auslandsbestellungen von 22 Prozent im Vergleich mit der Vorjahresperiode vermeldet werden. Nach Deutschland stiegen die Ausfuhren schon 2020 gegen den Trend um mehr als 30 Prozent auf knapp 30 Millionen US$ an. Dennoch ergibt sich daraus weiterhin aus taiwanischer Perspektive ein Handelsbilanzdefizit in Höhe von etwa 14 Millionen US$.

Leistungsschau für deutsche Firmen im November

Das German Trade Office Taipei (AHK) beziehungsweise DEinternational Taiwan Ltd. führt vom 15. bis 19. November 2021 im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) eine Leistungsschau im Rahmen des BMWi-Markterschließungsprogramms für deutsche Hersteller von Textilmaschinen, Zubehör und Bekleidungstechnik durch.

Das Angebot richtet sich vorwiegend an kleine und mittelständische Firmen mit einem Schwerpunkt unter anderem auf innovative Produktionstechnologien für technische Textilien, Vlies- und Faserverbundwerkstoffe sowie Färben und nachhaltige Prozesstechnik. Bereits im Juni 2021 hatte die AHK gemeinsam mit dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau ein Webinar über Marktpotenziale für Textilmaschinen in Taiwan organisiert.

Die Messe Titas (Taipei Innovative Textile Application Show) wird vom 13. bis 15. Oktober 2021 im Nangang Exhibition Center abgehalten. Bei der letzten Ausgabe nahmen nach Angaben des veranstaltenden Fachverbandes Taiwan Textile Federation 356 Aussteller aus elf Ländern teil. Die Messe Taiwan International Textile & Garment Machinery Exhibition wurde von 2020 auf 2022 verlegt. Bei der letzten Veranstaltung im Jahr 2018 hatten fast 10.000 Besucher und 115 Aussteller teilgenommen.

Massenproduktion einfacher Textilprodukte wurde verlagert

Der taiwanische Textilmarkt gilt als gut etabliert und fest verankert in den internationalen Lieferketten. Die lokalen Hersteller auf der Insel konzentrieren sich auf Forschung und Entwicklung sowie auf qualitativ hochwertige technische Textilien und Funktionstextilien. Die Massenproduktion einfacher Produkte wurde in andere Länder verlagert - vor allem nach Südostasien. Nach einer Delle im Zuge der Coronakrise wird die Branche voraussichtlich 2021 wieder an Dynamik gewinnen, was sich auch positiv auf die Nachfrage nach Textilmaschinen auswirken sollte.