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TSMC ist durch Engpässe in den globalen Kfz-Lieferketten in die Schlagzeilen geraten. Der Halbleiterhersteller soll helfen, die Lücken zu schließen und plant hohe Investitionen.
01.02.2021
Von Alexander Hirschle | Taipei
Der taiwanische Halbleitergigant TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing) hebt seine Investitionspläne für das laufende Jahr massiv an. Nachdem die Kapitalausgaben des Unternehmens schon 2019 einen Rekordwert von 17,2 Milliarden US-Dollar (US$) erreicht hatten, sollen 2021 zwischen 25 und 28 Milliarden US$ investiert werden. Das entspricht einer Erhöhung von bis zu 62 Prozent. Nach Informationen in lokalen Medien sollen 80 Prozent der Summe für die Entwicklung moderner Technologien wie 3-, 5- und 7-Nanometer-Chips verwendet werden. TSMC versucht auf diese Weise, die stark gestiegenen Nachfrage zu bedienen.
Im vergangen Jahr profitierte die taiwanische Firma enorm von dem weltweit explodierenden Bedarf an Laptops, Smartphones und Spielekonsolen im Zuge der Coronakrise. Der chinesische Handyhersteller Huawei hatte Pressemeldungen zufolge 2020 noch hohe Orders platziert, um sich mit Chips einzudecken. Die Huawei-Konkurrenten Xiaomi und Oppo wiederum wittern die Chance, Marktanteile an sich zu reißen und bauen ebenfalls hohe Lagerbestände an Halbleitern auf.
Die hohen Lagerbestände bedeuten auch keine zurückgehenden Bestellungen in absehbarer Zeit, signalisierte das taiwanische Unternehmen. TSMC-Chairman Mark Liu bestätigte in den lokalen Medien, dass der Aufbau hoher Lagerbestände im Zuge von Coronakrise und des Handelskonflikts zwischen den USA und China zum „neuen Normal“ in den Lieferketten geworden sei. Nach Einschätzung von Fachleuten avancierte Taiwan im vergangenen Jahr sogar zum wichtigsten Bindeglied der internationalen Lieferketten im Halbleiterbereich.
Auch dürften die Kassen bei TSMC gut gefüllt sein, nachdem 2020 mit einem Umsatzwachstum von rund 25 Prozent auf 47,8 Milliarden US$ und einer Steigerung des Nettogewinns um circa 50 Prozent abgeschlossen werden konnte. Auch die mittelfristigen Wachstumsperspektiven sehen rosig aus: TSMC korrigierte erst kürzlich seine prognostizierten Umsatzsteigerungen für den Zeitraum bis 2025 auf 10 bis 15 Prozent pro Jahr nach oben.
Die optimistischen Vorhersagen basieren auf einer erwarteten langfristigen hohen Nachfrage aufgrund von Megatrends wie der Implementierung des 5G-Kommunikationsstandards und dem Ausbau künstlicher Intelligenz. In internationalen Fachmedien kursieren seit geraumer Zeit - bisher unbestätigte - Gerüchte, dass der US-Hersteller Intel ab dem 2. Halbjahr 2021 Teile seiner neuen CPU-Produktion an TSMC auslagern will.
Geschätzte zwei Drittel der globalen Auftragsfertigung von Halbleitern (Foundry) stammt aus Taiwan, der überwiegende Teil dabei von TSMC. Der Hersteller gilt als der weltweit größte Auftragsfertiger und nach Einschätzung des Instituts TIER (Taiwan Institute of Economic Research) als die Firma mit dem umfassendsten Produktportfolio in diesem Bereich. Auch bevorzugen Abnehmer reine Auftragsfertiger, da diese nicht im Bereich Chipdesign oder bei Endgeräten wie Smartphones als Konkurrent auftreten.
2018 | 2019 | 2020 | 2020 Veränderung | |
---|---|---|---|---|
China | 55.591 | 59.247 | 75.035 | 26,6 |
Singapur | 11.691 | 12.021 | 14.470 | 20,4 |
Japan | 7.247 | 8.106 | 9.347 | 15,3 |
Südkorea | 6.508 | 6.969 | 8.651 | 24,1 |
Malaysia | 5.313 | 4.684 | 4.821 | 2,9 |
Philippinen | 2.818 | 2.490 | 2.623 | 5,3 |
USA | 1.505 | 1.507 | 1.616 | 7,2 |
Thailand | 1.247 | 1.191 | 1.365 | 14,7 |
Vietnam | 415 | 638 | 943 | 47,8 |
Deutschland | 1.142 | 1.076 | 913 | -15,1 |
Gesamt | 95.907 | 100.317 | 122.465 | 22,1 |
Branchenkenner geben im Zuge der Diskussionen um eine hohe Abhängigkeit von taiwanischen Halbleiterproduzenten aber zu bedenken, dass auch diese im Gegenzug auf Lieferungen hochwertiger Schlüsseltechnologien wie etwa Prozessanlagen und hochreine Prozesschemikalien angewiesen sind. Und diese kommen im Regelfall aus Japan, den USA und Europa.
Übergreifend hat die taiwanische Regierung das Ziel ausgeschrieben, die lokale Branchenproduktion von fast 109 Milliarden US$ im vergangenen Jahr bis 2030 auf rund 170 Milliarden US$ um mehr als 50 Prozent zu steigern. Schon 2020 konnte eine Steigerung von mehr als 20 Prozent erzielt werden. Um das Langfristziel zu erreichen, versucht TSMC weiterhin an der Speerspitze der technologischen Entwicklung voranzuschreiten.
So gab das Unternehmen bekannt, dass ab 2021 der Aufbau eines Forschungs- und Entwicklungszentrums für 2-Nanometer-Chips in Hsinchu geplant sei. Die Standortwahl fiel bewusst auf den Norden der Insel, um eine regionale Ausgewogenheit der Halbleiterproduktion zu gewährleisten. Dort sollen künftig - genau wie im zentralen und im südlichen Teil Taiwans - jeweils ein Drittel des Branchenoutputs vom Band laufen.
Die letztes Jahr angelaufene Produktion von 5-Nanometer-Chips ist vorwiegend im Southern Science Park in Tainan angesiedelt und wird dieses Jahr stark ausgeweitet. Für die in der zweiten Jahreshälfte 2022 anvisierte Produktion der 3-Nanometer-Technologie wurde ebenfalls Tainan als Standort ausgewählt. Trotz einer in Arizona geplanten 3,5 Milliarden US$ schweren Fabrik zur Produktion von 5-Nanometer-Chips betonen TSMC-Verantwortliche regelmäßig, dass das Herzstück der Produktion und die neuesten Technologien in Taiwan bleiben werden.
Der taiwanische Halbleitermarkt ist auch für Zulieferer hochinteressant. 2019 avancierte die Insel zum größten Abnehmer von Ausrüstungen in diesem Bereich. Stimmen aus der Industrie zufolge zeigen sich die Zulieferer von Ausrüstungen und Materialien angesichts des allgemeinen Aufwärtstrends optimistisch in Bezug auf ihre geschäftlichen Perspektiven. Auch in Taiwan tätige deutsche Firmen profitieren von dem Halbleiterboom auf der Insel. Im vergangenen Jahr wurden 712 Millionen US$ an Ausrüstungen „Made in Germany“ importiert, entsprechend einem Zuwachs um fast 25 Prozent.
Mehrere Firmen aus Deutschland sind als Lieferanten vor Ort aktiv und intensivieren zum Teil ihre Aktivitäten. So eröffnete die im Hsinchu Science Park angesiedelte Firma Suss Micro Tech im Dezember 2020 eine neue Produktionslinie sowie ein Demonstrations- und Trainingszentrum. Die Merck-Gruppe wiederum plant nach Informationen der „Taipei Times“ eine Erweiterung ihrer Fabrik in Kaohsiung. Auch BASF beliefert die Halbleiterindustrie mit Materialien.
2018 | 2019 | 2020 | 2020 Veränderung | |
---|---|---|---|---|
Japan | 4.126 | 5.540 | 5.159 | -6,9 |
Niederlande | 2.269 | 6.401 | 4.930 | -23,0 |
USA | 3.152 | 4.051 | 4.060 | 0,2 |
Singapur | 1.301 | 1.964 | 2.011 | 2,4 |
China | 582 | 518 | 1.049 | 102,5 |
Deutschland | 477 | 570 | 711 | 24,7 |
Malaysia | 581 | 777 | 696 | -10,5 |
Südkorea | 488 | 429 | 558 | 29,9 |
Gesamt | 13.540 | 21.218 | 20.218 | -4,7 |