Die thailändische Regierung will eine Smart Electronics Industry aufbauen und gewährt verschiedene Förderungen. Zahlreiche ausländische Unternehmen sind bereits vor Ort.
Die Regierung hat 2017 das Strategiepapier Thailand 4.0 vorgestellt und zählt den Aufbau einer Smart Electronics Industry zu ihren Entwicklungszielen. Die Behörde BOI (Board of Investment) gewährt Unternehmen, die neue Fertigungen von Elektroprodukten aufbauen, Befreiungen von der Körperschaftssteuer von drei bis acht Jahren, befreit sie von Einfuhrabgaben und vergibt weitere Privilegien. Diese sind vom technischen Niveau, den Entwicklungsaktivitäten und dem Standort eines Investitionsprojektes abhängig. Das BOI genehmigte 2019 insgesamt 206 ausländische Elektronik- und Elektrotechnik-Vorhaben, die einen Gesamtwert von 1,8 Milliarden US$ auswiesen. Im Vorjahr hatte die Behörde 169 Projekte im Wert von 1,1 Milliarden US$ gebilligt.
Japanische Investoren haben bisher am meisten investiert und sind mit dem Standort relativ zufrieden. Die Außenwirtschaftsförderstelle JETRO befragte im September 2019 insgesamt 42 japanische Betriebe in Thailand aus den Bereichen Elektrik und Elektronik. Davon wollte knapp die Hälfte der Befragten ihre Werke in den nächsten zwei Jahren erweitern. Alleine 2020 planen sie ungefähr 470 Millionen US$ für Ersatzinvestitionen und Erweiterungen ein.
Thailand ist eine Werkbank der Elektronikindustrie
Der Standort beherbergt zahlreiche Fertigungsdienstleister von Elektronik (Electronic Manufacturing Services, EMS). Ausländische Investoren haben dieses Segment in den 1990er Jahren aufgebaut. Inzwischen haben sich auch mehrere heimische Unternehmen international als EMS-Anbieter etabliert. Das Fachmagazin eeNews zählt drei thailändische Firmen zu den weltweit größten EMS-Unternehmen. Fabrinet lag 2018 mit einem Umsatz von 1,37 Milliarden US$ international auf Rang 16. Fabrinet beschäftigt in Thailand, den USA, Israel, Japan und China circa 10.000 Mitarbeitende.
Die thailändischen Gesellschaften Hana Microelectronics (Umsatz 2018: 707 Millionen US$) und SVI (483 Millionen US$) erreichten die Ränge 41 und 48. Hana Microelectronics fertigt in Thailand, China, den USA und Kambodscha. SVI verfügt über Fabriken im Industriepark Bangkadi im Norden von Bangkok, in Kambodscha, Österreich, Ungarn und in der Slowakei.
Technologische Sprünge fordern die Betriebe
Der Trend bei den Auftragsfertigungen geht zur Übernahme von höherwertigen Aufgaben, beispielsweise der Produktion von Elektromedizin oder Teilen für Medizintechnik, Sensoren oder Lasertechnik. Die Fähigkeiten in der Forschung und Entwicklung von elektronischen Bauteilen nehmen ebenfalls zu.
Das EMS-Werk des deutschen Unternehmens Bluechips Microhouse in Chiang Mai bietet beispielsweise vollständige Produktlösungen an. Infineon und das King Mongkut Institute of Technology Ladkrabang haben 2018 das Zentrum Automotive Electronics Lab and Learning Centre eröffnet. Das Electrical and Electronics Institute des Industrieministeriums verknüpft eigene Entwicklungseinrichtungen und Universitäten mit kleinen und mittleren Unternehmen. Es prüft auch Elektroprodukte und vergibt Zertifikate gemäß dem thailändischen Industriestandard.
Ein Mangel an Fachkräften hemmt allerdings die Bemühungen um noch höhere technische Niveaus. Mehrere Universitäten und Institute bieten ein Studium der Elektrotechnik an. Die Zahl der Absolventen sei aber zu gering, und das Bildungswesen berücksichtige die Anforderungen der Industrie nicht hinreichend, meinen Unternehmensvertreter.
Herstellung von Elektrohausgeräten für den Welt- und Inlandsmarkt
Bei der Fertigung von Elektrogeräten hat sich ebenfalls eine breit gemischte Industriestruktur entwickelt. Betriebe asiatischer Investoren wie Haier, Mitsubishi, LG, Sony, Samsung, Toshiba und andere internationale Konzern produzieren in großem Stil Waschmaschinen (Weltmarktanteil der thailändischen Produkte circa 10 Prozent), Kühlschränke (knapp 5 Prozent) und Unterhaltungselektronik.
Heimische Unternehmen haben sich hier als Zulieferer gut aufgestellt oder eine Herstellung von Klimaanlagen, Ventilatoren und Kochgeräten unter erfolgreichen Eigenmarkten aufgebaut. Ein großer Teil der Produktion wird auch hier exportiert. Die Abkühlung der Nachfrage auf den Auslandsmärkten und die Stärke der nationalen Währung Baht bereitet der Elektrogeräteindustrie derzeit allerdings Sorgen, während die Nachfrage im Inland relativ stabil wächst.
Inlandsverkäufe von Elektrogeräten legen zu
Der Inlandsmarkt für Elektrogeräte werde gemäß einer Prognose von Krungsri Research mittelfristig um 1 bis 3 Prozent jährlich zulegen. Eine Belebung des Wohnungsmarktes werde die Nachfrage nach Smart-Home-Geräten ankurbeln. Intelligente, vernetzte Unterhaltungselektronik, energiesparende Geräte und Beleuchtungen sind ebenfalls zunehmend gefragt. Der Online-Handel eröffnet dem Vertrieb von Elektrogeräten zudem neue Vermarktungskanäle.
Die Einzelhandelsverkäufe von technischen Konsumgütern wuchsen 2019 nominal um 4,5 Prozent, berechnen die Marktforscher von GfK TEMAX. Die Umsätze erreichten umgerechnet 9,8 Milliarden US$. Auf Telekommunikationsgeräte entfielen 5 Milliarden US$, auf Elektrogeräte für den Haushalt 2 Milliarden US$.
Von Thomas Hundt
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Bangkok