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Branchenbericht Thailand Fahrzeuge
Die Kfz-Industrie Thailands ist breit aufgestellt, steht aber vor Herausforderungen. Investitionen in Elektrofahrzeuge und Batterietechnik geben neue Impulse.
12.05.2020
Von Thomas Hundt | Bangkok
Thailand hat eine international erfolgreiche Kfz-Industrie aufgebaut und ist weltweit der zwölftgrößte Hersteller von Fahrzeugen. Innerhalb von Südostasien ist der Standort sogar der größte Produzent. Aus thailändischen Werken rollt jedes zweite Kfz im ASEAN-Raum. Die Industrie fertigte 2019 insgesamt 2 Millionen Kfz.
Kategorie | 2018 | 2019 | Veränderung |
---|---|---|---|
Pkw | 877.015 | 795.254 | -9,3 |
Lkw | 32.073 | 31.085 | -3,1 |
Busse | 529 | 259 | -51 |
Sonstige*) | 1.258.077 | 1.187.112 | -5,6 |
Insgesamt | 2.167.694 | 2.013.710 | -7,1 |
Die Branche produzierte 2019 die Hälfte der Fahrzeuge für den Inlandsmarkt, die andere ging in den Export. Die wichtigsten Abnehmer sind Länder in Südostasien sowie Australien. Kfz werden auch in die USA, Europa und den Nahen Osten verschifft. Die schwächere Nachfrage in Industrieländern bereitete den exportierenden Betrieben bereits 2019 Sorgen. In diesem Jahr ist die Lage noch schwerer einzuschätzen.
Die Forschungseinrichtung Thailand Automotive Institute zählt 17 Hersteller von Pkw, alle sind mehrheitlich in ausländischer Hand. Einige thailändische Unternehmen bieten ihre Dienste als Montagebetriebe an und fertigen im Aufrag von internationalen Konzernen. Ausländische Konzernzentralen entscheiden also über ein mehr oder weniger an Investitionen. Der US-amerikanische Autobauer GM zieht sich derzeit komplett zurück und verkauft seine beiden Fabriken an Great Wall Motors. Der chinesische Konzern erweitert mit dem Zukauf seine bereits vorhandene Produktionsbasis. Die zusätzlichen Kapazitäten sollen sowohl den Inlandsmarkt als auch die ASEAN-Region bedienen.
Neue Produktionslinien in wichtigen Absatzmärkten wie Vietnam oder Indonesien wirken sich wiederum negativ aus, wenn damit Fahrzeugimporte aus Thailand ersetzt werden. Andererseits haben Ford, General Motors (GM) und Toyota ihre Fabriken in Australien vor wenigen Jahren geschlossen und bedienen den Markt nun unter anderem über Exporte aus Thailand.
Bei der Fertigung von Lkw geben die internationalen Konzerne Mitsubishi Fuso, Isuzu, Hino, Scania und Volvo den Takt an. Sie haben in den letzten Jahren ihre Kapazitäten erweitert. Sie greifen ebenfalls auf die breite heimische Zulieferindustrie zurück.
Der durchschnittliche Anteil an lokalen Bauteilen bei Nutzfahrzeugen und Pkw beträgt 80 bis über 90 Prozent. Bei den 521 Tier-1-Zulieferern, die ganze Fahrzeugmodule herstellen, handelt es sich ebenfalls zu zwei Dritteln um ausländische Firmen. Sie beliefern oft mehrere Autoproduzenten und stellen ihr Portfolio im Rhythmus neuer Markteinführungen um. Die mehr als 1.600 Tier-2-Betriebe, die Komponenten für die Modul- oder die Autoproduzenten fertigen, gehören wiederum zu zwei Dritteln thailändischen Eigentümern, die innovativer werden müssen.
Der Fachverband Autoparts der Federation of Thai Industries zählte 2019 ebenfalls rund 2.000 Zulieferer, die einen Branchenumsatz von ungefähr 50 Milliarden US-Dollar erzielten. Sie sind in internationale Wertschöpfungsketten eingebunden und punkten erfolgreich auf Auslandsmärkten. Unmittelbar belastet sie derzeit allerdings der Absturz der Kfz-Märkte.
Gleichzeitig investieren sie in neue Antriebstechnik und Elektromobilität. Der deutsche Zulieferer Dräxlmaier eröffnete Mitte 2019 ein Werk, das Batteriemodule für mehrere Plug-in-Hybrid-Modelle von BMW fertigt. Mercedes-Benz nahm im Dezember 2019 auf dem eigenen Werksgelände gemeinsam mit den lokalen Partnern Thonburi Automotive Assembly und Thonburi Energy Storage Systems eine Fabrik für Plug-In-Hybrid-Batterien in Betrieb. In dem Werk in Samut Praka soll ab 2021 auch der rein elektrische Mercedes-Benz EQC von den Bändern rollen.
Der TÜV SÜD unterzeichnete 2019 mit dem Industrieministerium und dem Thailand Automotive Institute eine Kooperationsvereinbarung, die den Aufbau eines Batterietestzentrums vorsieht. Es soll Antriebsbatterien für Elektrofahrzeuge, stationäre Speichersysteme und Batterien für elektrische Zweiräder unter tropischen Einsatzbedingungen untersuchen. Es werde das größte und modernste Testzentrum für Li-Ionen-Batterien in Südostasien für 13,5 Millionen Euro entstehen.
Toyota verkauft bereits seit 2009 Hybrid-Fahrzeuge in Thailand. Die Tochtergesellschaft TTK Logistics eröffnete daher im August 2019 mit lokalen Partner ein Werk, das ungefähr 20.000 Nickel-Metallhydrid-Batterien pro Jahr recyceln kann.
Der nationale Investitionsförderstelle Board of Investment (BOI) befreit Investoren, die Elektrofahrzeuge und dazugehörige Komponenten fertigen, für acht Jahre von der Körperschaftssteuer und gibt weitere Vergünstigungen. Diese Förderungen für hybride und vollelektrische Modelle haben die Niederlassungen von Toyota, Honda, Nissan, Mazda, Mitsubishi, Mercedes-Benz, BMW, SAIC Motor-CP (thailändisch chinesisches Joint Venture) FOMM (thailändisch japanisches JV) und Mine Mobility aus Thailand beantragt. Einige Projekte wurden schon umgesetzt, andere sind noch in der Planung.
Unternehmen | Investitionssumme | Projektstand | Anmerkungen |
---|---|---|---|
Nissan Motor Thailand | 330 | Umsetzung 2020 | Fertigung und Verkauf von Hybridfahrzeugen |
Energy Absolute | 200 | Fertigstellung Mitte 2020 | Fertigung und Verkauf von Elektrofahrzeugen, Aufbau einer Batteriefertigung |
Mitsubishi Motors Thailand | 167 | Genehmigung vom BOI im April 2020 | Aufbau einer Fertigung von 9.500 Elektro- und 29.500 Hybridfahrzeugen |
Hino Motors | 100 | Baustart Juli 2019, Inbetriebnahme 2021 | Werk und Testzentrum für Lkw, Busse |
Thailand Post und Banpu Next | k.A. | 2019 bis 2023 | Banpu stellt der Post verschiedene Elektrofahrzeuge für Tests zur Verfügung |
Die Importe von Kfz-Teilen gingen 2019 leicht zurück. Sie dürften 2020 aufgrund der Produktionsrückgänge auf breiter Front einbrechen. Der deutsche Lieferanteil bei den unten genannten Einfuhren von Kfz-Teilen betrug 2019 rund 7 Prozent. Die japanische Dominanz zeigt sich auch hier mit einem Lieferanteil von 40 Prozent, gefolgt von Importen aus dem ASEAN-Raum (16 Prozent) und aus China (13 Prozent).
2019 | Veränderung 2019/18 | 2019 aus Deutschland | |
HS 8511, 8512 Kfz-Elektrik | 917 | -3,4 | 53 |
HS 8706, 8707, 8708 Karosserien, Stoßstangen etc. | 6.866 | -2,8 | 549 |
HS 8544.30 Zündkabelsätze | 417 | 0,1 | 12 |
HS 8407.31-34, 8408.20 Motoren | 912 | 6,5 | 43 |
Summe | 9.110 | -1,9 | 656 |