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UkraineLand- und Forstwirtschaft, übergreifend / Land-, Forstwirtschaftsmaschinen
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Branchenbericht Ukraine Land- und Forstwirtschaft, übergreifend
Kiew (GTAI) - Der ukrainische Landtechnikmarkt hat sich 2016 und 2017 von den Einbrüchen in der Wirtschaftskrise erholt. Im Jahr 2018 könnte sich die Nachfrage abkühlen, die langfristigen Aussichten bleiben aber sehr gut. Hemmnisse für Investitionen sind der fehlende Bodenmarkt und hohe Kreditkosten. Bei Landtechnik ist die Ukraine in vielen Bereichen auf Importe angewiesen. Deutschland ist führendes Lieferland.
08.06.2018
Als eines der bedeutendsten Agrarländer der Welt ist die Ukraine gleichzeitig auch wichtiger Abnehmer von Landtechnik. Mit seinem bei weitem noch nicht ausgenutzten landwirtschaftlichen Potenzial und dem hohen Modernisierungsbedarf bietet der Markt langfristig sehr gute Perspektiven. Zusätzliche Impulse könnten dabei künftig von der zunehmenden Knappheit an Arbeitskräften ausgehen, die mehr Investitionen in Mechanisierung erfordert. Gebremst werden die Entwicklungsmöglichkeiten der Agrarwirtschaft und die Nachfrage nach Landtechnik bislang durch strukturelle Hemmnisse. Hierzu zählt das Moratorium auf den Verkauf von Agrarland, das Ende 2017 um ein weiteres Jahr verlängert wurde. Weitere Hindernisse für Investitionen sind die geringe Finanzkraft der kleinen und mittleren Betriebe sowie hohe Kreditkosten.
Für deutsche Landtechnikhersteller zählt die Ukraine zu den wichtigsten Absatzmärkten. In der Rangliste der deutschen Landtechnikexporte (SITC-Warengruppen 721 und 722) belegte das Land 2017 weltweit den siebten Rang. Russland kam im Vergleich auf Platz vier. Nach dem Einbruch in den Krisenjahren 2014 und 2015 sind die ukrainischen Landtechnikimporte 2016 und 2017 kräftig gestiegen. Für 2018 erwarten Marktkenner vor dem Hintergrund großer Lagerbestände bei den Händlern eine Abkühlung der Nachfrage.
2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | |
Importe 1) | 1.170,2 | 685,7 | 524,9 | 1.130,6 | 1.350,5 |
Exporte 1) | 198,0 | 153,4 | 87,3 | 82,2 | 105,0 |
Lokale Produktion 2) | - | 315,2 | 253,7 | 300,4 | 348,3 |
Marktvolumen 3) | - | 847,5 | 691,3 | 1.348,8 | 1.593,8 |
1) SITC-Warengruppen 721 und 722; 2) NACE-Produktionscode 28.3; 3) rechnerisch: Marktvolumen = Importe plus lokale Produktion minus Exporte
Quellen: Derzhstat; Berechnungen von Germany Trade & Invest
Die wichtigsten Käufer moderner, westlicher Landmaschinen und Stalltechnik sind die Agrarholdings, die hohe Erlöse aus dem Export von Agrargütern erzielen. Laut Marktkennern stehen sie für 80 bis 90 Prozent des Absatzes deutscher Hersteller. Schwerpunkt der Betriebe sind der Anbau von Getreide, Ölsaaten und Zuckerrüben sowie die Geflügelzucht. Angaben des Portals Latifundist zufolge bewirtschaften die zehn größten Holdings Flächen von 120.000 bis über 600.000 Hektar. Bei den großen Feldern können hochleistungsfähige, zuverlässige Traktoren und Landmaschinen westlicher Hersteller ihre Effizienzvorteile ausspielen. Zunehmend setzen die Holdings auch auf den Einsatz neuer Technologien wie Drohen. Unterstützung bei Investitionen erhalten die Holdings von internationalen Förderbanken.
Mittlere Betriebe mit Flächen bis zu 1.000 Hektar können sich häufig keine neue westliche Technik leisten. Hoch im Kurs stehen deshalb gebrauchte Maschinen, die aus Europa importiert werden. Eine Reihe von Händlern hat sich auf dieses Segment spezialisiert. Landtechnik ukrainischer Hersteller kaufen vor allem kleine Bauern. In Bezug auf Qualität und Leistungsfähigkeit können die lokalen Produzenten nicht mit den internationalen Playern mithalten.
Die Ukraine muss das Gros ihres Bedarfs an Landtechnik importieren. Mit Importen aus Deutschland in Höhe von fast 390 Millionen US-Dollar war die Bundesrepublik 2017 das wichtigste Lieferland für Landtechnik.
Landmaschinen und Traktoren (SITC 721+722) | 2008 | 2014 | 2016 | 2017 |
Gesamt, darunter aus | 1.385,3 | 685,7 | 1.130,6 | 1.350,5 |
.Deutschland | 356,4 | 161,0 | 301,8 | 389,2 |
.USA | 336,6 | 195,8 | 269,5 | 305,4 |
.Belarus | 215,3 | 46,2 | 110,5 | 81,7 |
Quelle: UN Comtrade
In den Jahren 2012 bis 2014 ist die Produktion von Land- und Forsttechnik in der Ukraine stark zurückgegangen. Seit 2015 zeigt der Ausstoß wieder nach oben, die Produktionszahlen liegen aber immer noch deutlich unter dem Niveau vergangener Zeiten. Laut Angaben des ukrainischen Statistikamtes erreichte die abgesetzte Produktion 2017 einen Wert von 348 Millionen US$ nach 300 Millionen US$ im Jahr 2016.
2011 | 2015 | 2016 | |
Traktoren | 6,8 | 4,2 | 4,9 |
Grubber | 7,4 | 3,4 | 3,7 |
Scheibeneggen | 7,4 | 2,3 | 2,8 |
Sämaschinen | 4,9 | 3,5 | 4,4 |
Mähwerke | 1,7 | 2,5 | 3,5 |
Mähdrescher (in Stück) | 399 | 100 | 154 |
Quelle: Derzhstat
Abgesehen von dem deutschen Unternehmen Düvelsdorf mit einer eigenen Produktionsstätte in Chmelnyzkyj halten sich ausländische Landtechnikhersteller mit einem direkten Engagement vor Ort bislang zurück. Angekündigte Pläne des Landwirtschaftsministeriums zum Aufbau von Joint-Ventures mit Herstellern wie Claas und John Deere haben sich bislang nicht realisiert. Allerdings hat Khersonmash 2017 die Lizenzfertigung des Mähdreschers Skif 280 des finnischen Herstellers Sampo Rosenlew aufgenommen.
Unternehmen | Internet | Produktion/Anmerkungen |
A3Tech | HYPERLINK "http://a3tech.com.ua" http://a3tech.com.ua | Werkzeuge zur Bodenbearbeitung; Aufnahme von Produktion von Traktoren der US-amerikanischen Firma CleBer (http://www.thinkoggun.com) geplant |
Agro Liga | http://agro-liga.com | Werkzeuge zur Bodenbearbeitung |
Agro-Soyus | http://www.agrosoyuz.com | Werkzeuge zur Bodenbearbeitung, Sämaschinen |
Agrotech | https://ozsm.com.ua | Werkzeuge zur Bodenbearbeitung |
Agrotechkomplekt | http://www.agrotk.com | Werkzeuge zur Bodenbearbeitung |
Berdyansk reapers | http://www.zhatki.com | Mähwerke |
Bratslav | http://www.bratslav.com | Tierzuchtausrüstungen |
Chersonskyj Mashinobudiwnyj Sawod | http://khersonmash.com.ua | Mähdrescher, Sämaschinen, Traktoren etc. |
Düvelsdorf | http://duevelsdorf.com.ua | Ballengreifer, Geräte für Forstwirtschaft u.a. |
Elvorti | http://www.elvorti.com | Werkzeuge zur Bodenbearbeitung |
Hydrosila | http://www.hydrosila.com | Hydraulische Verteiler, Stoßdämpfer für Landmaschinen |
Kharkiv Tractor Plant | http://xtz.ua | Traktoren und Kommunaltechnik; 2018 und 2019 Investitionen in Höhe von 10 Mio. Euro geplant |
Kharkov Bearing Plant (HARP) | http://harp.ua | Kugellager u.a. für Landmaschinen |
Lozova Machinery | http://lozovamachinery.com | Werkzeuge zur Bodenbearbeitung, Anhänger |
Slobozhan Industrieunternehmen | http://www.spk.in.ua | Traktoren |
Technotorg-Don | https://www.technotorg.com | Mähdrescher, Traktoren |
Variant Agro Build | http://variant-ab.com.ua | Tierzuchtausrüstungen, Getreidespeicher, Bewässerungsanlagen |
Veles Agro | http://www.velesagro.com | Sämaschinen, Werkzeuge zur Bodenbearbeitung |
Zavod Kobzarenko | http://www.kobzarenko.com.ua | Anhänger, Schaufeln u.a. |
ZAZ | http://www.zaz.ua | Kfz-Hersteller; Aufnahme von Montage von Traktoren des Herstellers LS (Korea, Rep.) geplant |
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest
Die ukrainische Regierung unterstützt Bauern bei der Anschaffung von Landtechnik lokaler Hersteller. Bis zu 25 Prozent der Kaufsumme können sich Landwirte zurückerstatten lassen. Für kleine Bauern gilt ein Satz von 40 Prozent. Insgesamt stellt die Regierung für die Fördermaßnahmen 2018 rund 33 Millionen Euro zur Verfügung.
Im Zuge des Assoziierungsabkommens mit der Europäischen Union passt die Ukraine viele Vorschriften an EU-Standards an. Es existieren keine Quoten-Beschränkungen für den Import von Landtechnik. Deutsche Hersteller sind seit langem vor Ort präsent und genießen einen sehr guten Ruf.
Wichtiger Erfolgsfaktor auf dem ukrainischen Markt sind die Nähe zu den Kunden und ein erstklassiger Service. Eine zentrale Rolle spielt deshalb die Auswahl und Weiterbildung der lokalen Mitarbeiter. Laut Branchenvertretern ist es hilfreich, wenn zur Unterzeichnung von größeren Geschäftsabschlüssen Mitarbeiter aus der Firmenzentrale anreisen. Dies schaffe Vertrauen. Problematisch für viele Unternehmen in der Ukraine ist die Finanzierung. Wer sich in dieser Hinsicht flexibel zeigt und den Kunden entgegenkommt, kann den Absatz steigern. Zu beachten sind jedoch die Risiken im Geschäftsumfeld.
Weitere Artikel zur Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie in Bulgarien, Rumänien, Russland, der Türkei und der Ukraine finden Sie unter: http://www.gtai.de/ernaehrung-gus-soe