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Vietnam will sein Gesundheitswesen digitalisieren. Das Fehlen von Standards und Planungs-Know-how aber erschwert den Aufbau übergreifender Systeme.
01.02.2021
Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Hanoi
Vietnam plant die umfassende Digitalisierung des Gesundheitswesens. Die Digitalisierungsstrategie 4888 aus 2019 sowie Beschluss 5316 vom Dezember 2020 geben den Fahrplan vor.
Erste Programme zur Einführung digitaler Krankenakten und E-Health-Books, einem elektronischen Gesundheitsbuch in dem ab der Geburt bis zum Tod über eine Personal-ID sämtliche Gesundheitsdaten abgelegt werden, wurden 2019 gestartet. 2025 sollen 95 Prozent aller Patienten elektronisch erfasst sein. Telemedizin und eine elektronisch stärkere Anbindung von regionalen Satellitenkrankenhäusern sollen die Gesundheitsversorgung auf dem Land verbessern. Die Fernüberwachung von Patienten (Remote Patient Monitoring (RPM)) könnte in Zukunft die dezentrale Versorgung ausweiten und qualitativ verbessern.
Zudem sollen elektronische Krankenhausmanagementsysteme dazu beitragen, stationäre und ambulante Patientenbehandlungen effizienter zu gestalten. Erste Krankenhäuser wenden künstliche Intelligenz (KI) gerade im Bereich von Krebserkrankungen an und auch Robotik hat Einzug in die ersten Operationssäle gefunden.
Die Digitalisierungspläne der Regierung haben durch die Pandemie Anschub bekommen. Elektronische Patienten- und Prozessverwaltung, Ferndiagnostik und -verschreibungen oder bargeldloses Zahlen finden vor allem in städtischen Zentren vermehrt Anwendung. Auch Gesundheits-Apps haben gerade in den Zeiten akuter Erkrankungswellen rasanten Zulauf erfahren.
Das Ministerium für Information und Kommunikation und das Gesundheitsministerium haben in Kooperation mit dem größten Telekommunikationsanbieter des Landes, Viettel, eine Telemedizinplattform auf den Markt gebracht. Diese bindet lokale Krankenhäuser in entlegenen Regionen ohne technischen Aufwand an die städtischen Spezialkliniken und deren Expertise an. Unter anderem ermöglicht die Anwendung, Bilder in Echtzeit und dreidimensional zu übertragen. Dadurch werden Spezialisten landesweit in die Lage versetzt, bei Operationen virtuell zu assistieren.
Auch wenn die Digitalisierung der Krankenhäuser auf der Agenda der Regierung ganz oben steht, dürfte die Umsetzung dieser Pläne sowohl im Hinblick auf das Know-how der beteiligten Personen als auch in Bezug auf die Finanzierung schwierig werden. Bereits die Planung eines auf mehrjährigen Betrieb hin angelegten IT-Systems ist komplex. Entsprechende Planungskapazitäten aber sind in den Krankenhäusern und Aufsichtsbehörden bislang noch nicht umfassend vorhanden. Das Fehlen technischer Standards und Vorgaben erschwert den Aufbau einheitlicher Krankenhausverwaltungssysteme.
Zudem ist Pflege und Betrieb von umfassenden IT-Systemen und Datenbanken kostenintensiv. Diese Folgekosten aber werden noch zu selten in die Planungen einberechnet.
Weitergehende Informationen finden Sie unter Digital Health in Vietnam