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Bericht Wirtschaftsumfeld | EAWU | Außenhandel

Bangladesch will Freihandelsabkommen mit EAWU schließen

Bangladesch hat der Eurasischen Wirtschaftsunion Anfang Januar 2022 ein Freihandelsabkommen vorgeschlagen, um den Handelsumsatz von 2,6 Milliarden US-Dollar weiter zu steigern.

Von Edda Wolf | Bonn

Eine Delegation aus Bangladesch hat Anfang Januar 2022 auf einem Besuch bei der Eurasischen Wirtschaftskommission (EWK) offiziell den Abschluss eines Freihandelsabkommens (FTA) vorgeschlagen, damit diese die Zustimmung der EAWU-Mitgliedstaaten einholen kann. Russland, Belarus, Kasachstan, Armenien und Kirgisistan erzielten im Jahr 2020 einen Handelsumsatz von rund 2,6 Milliarden US-Dollar mit Bangladesch. Nach Ansicht beider Seiten kann dieser um ein Vielfaches gesteigert werden, wenn ein Freihandelspakt unterzeichnet wird.

Treffen der Arbeitsgruppe für Zusammenarbeit in Moskau

Um den bilateralen Handel voranzutreiben, hatten die Eurasische Wirtschaftsunion (EAWU) und Bangladesch am 31. Mai 2019 in Moskau ein Memorandum über Zusammenarbeit unterzeichnet. Später wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, um die wirtschaftliche Zusammenarbeit in 19 Bereichen (Energie, Industrie, Arzneimittel, Herstellung umweltfreundlicher Produkte, Verkehrsinfrastruktur und andere) zu verbessern.

Das erste Treffen der Arbeitsgruppe fand im November 2021 in Moskau statt. Dabei wurde die bangladeschische Delegation vom Sekretär des Handelsministeriums Noor Mohammad Mahbubul Haq geleitet, während die EWK von ihrem Minister für Integration und Makroökonomie Sergej Glaziev vertreten wurde. In der Sitzung bekundete Bangladesch Interesse am Abschluss eines Freihandelsabkommens mit der EAWU und die EWK regte an, diesbezüglich einen formellen Vorschlag zu unterbreiten. Dies ist jetzt erfolgt.

Handelsumsatz der EAWU mit Bangladesch um 11 Prozent gestiegen

Eurasien - vor allem Russland – ist ein wachsender Markt für Bangladesch, mit dem der bilaterale Handel erheblich zunimmt. Das bangladeschische Handelsministerium hat bereits eine Machbarkeitsstudie durchgeführt mit dem Ergebnis, dass die Unterzeichnung eines Freihandelsabkommens mit der EAWU zu einer Steigerung der Exporte führen könne. „Nachdem wir die Zustimmung der EWK erhalten haben, werden wir ein Verhandlungsteam bilden und formelle Gespräche beginnen“, erklärte ein Beamter aus Bangladesch. 

EWK-Minister Sergei Glaziev stellte für die EAWU fest: „Selbst im letzten Jahr [2020] hatten wir trotz der Schwierigkeiten ein Wachstum des Umsatzes um 11 Prozent auf 2,6 Milliarden US-Dollar. Unser Handel ist ausgewogen, seine positive Dynamik lässt uns auf die weitere Nutzung gemeinsamer Wettbewerbsvorteile zählen. Ein bedeutender Teil unseres Exports besteht aus Maschinen, Geräten und Fahrzeugen - über 40 Prozent. Von bangladeschischer Seite erhalten wir hochwertige Konsumgüter: Textilien und Strickwaren, Lebensmittel, Meeresfrüchte.“ „Wir glauben, dass es durchaus möglich ist, einen Handelsumsatz von 3 Milliarden US-Dollar zu erreichen“, sagte Glaziev.

Bangladesch will mehr Lebensmittel und Textilien in die EAWU-Länder liefern

Bangladesch sieht für sich ein großes Potenzial für den Export von Tiefkühlkost, Garnelen, Strickwaren und Jutewaren in die EAWU-Länder. Im Fiskaljahr 2019-20 exportierte Bangladesch Waren im Wert von 498 Millionen US-Dollar in die EAWU-Mitgliedsländer, während die Importe von dort 1,106 Milliarden US-Dollar betrugen. Im Fiskaljahr 2020-21 sind die Exporte Bangladeschs in die EAWU auf 677 US-Dollar gestiegen (nach Angaben des Export Promotion Bureau von Bangladesch, die von den Zahlen der UN Comtrade Datenbank abweichen).

Noch wachsen die Ausfuhren jedoch nicht im gewünschten Ausmaß aufgrund fehlender Duty-Free-Möglichkeiten und der Komplexität der Direktbankgeschäfte mit Russland infolge der US-Sanktionen. Aus diesem Grund hat die Bangladesh Bank die Initiative ergriffen, um durch die Unterzeichnung eines Freihandelsabkommens und den Währungsaustausch mit der russischen Zentralbank eine zollfreie Exportfazilität sicherzustellen.

Bangladesch intensiviert Freihandelsgespräche mit wichtigen Partnerländern

Bangladesch plant, ab 2026 auf den Status als am wenigsten entwickeltes Land (Least Developed Country - LDC) zu verzichten. Damit verliert Dhaka den bevorzugten Marktzugang in vielen Exportdestinationen und viele Subventionen. Vor dem formellen Auslaufen des Entwicklungsland-Status intensiviert Bangladesch seine Bemühungen, mit potenziellen Handelspartnern Freihandelsabkommen (FTA) und Präferenzhandelsabkommen (PTA) abzuschließen, um eventuelle Verluste im Handel mit westlichen Staaten auszugleichen. Bangladesch hat im Dezember 2020 ein erstes bilaterales PTA mit Bhutan unterzeichnet und treibt die FTA-Gespräche mit mehreren asiatischen Ländern, darunter Indien, Indonesien, Malaysia und Sri Lanka, sowie der EAWU voran. 

FTA mit Bangladesch ermöglicht Marktzugang zu südasiatischen Handelsblöcken

Außerdem ist Bangladesch Mitglied der asiatischen Handelsbündnisse SAARC und BIMSTEC. Die Südasiatische Vereinigung für regionale Kooperation (englisch: South Asian Association for Regional Cooperation - SAARC) umfasst Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, Indien, Malediven, Nepal, Pakistan und Sri Lanka. Ein Freihandelsabkommen mit Bangladesch kann diese Märkte potenziell öffnen, sollte eine Beschaffungs- oder Produktionsstätte in Bangladesch errichtet werden. Dem regulatorischen Aspekt der SAARC und insbesondere den Ursprungsregeln muss Aufmerksamkeit geschenkt werden. 

Die Bay of Bengal Initiative for Multi-Sectoral Technical and Economic Cooperation (BIMSTEC) umfasst Bangladesch, Bhutan, Indien, Myanmar, Nepal, Sri Lanka und Thailand. Dabei hat Thailand ein Freihandelsabkommen mit Indien und koordiniert See- und Hafenverbindungen. 

Beide Handelsblöcke sind interessante Märkte für Unternehmen mit Sitz in der EAWU (besonders Russland): Die SAARC kommt auf ein BIP von 3,67 Billionen US-Dollar und einen Anteil von 21 Prozent der Weltbevölkerung. BIMSTEC erzielt ein BIP von 2,7 Billionen US-Dollar und hat einen Anteil von etwa 22 Prozent an der weltweiten Gesamtbevölkerung. 

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EAWU-Länder: Import von Waren aus Bangladesch (in US$)

Land

2016

2017

2018

2019

2020

Russland

690.707.687

904.051.232

894.665.512

991.055.768

895.031.526

Kasachstan

36.026.255

45.830.769

48.198.546

34.605.786

30.033.045

Belarus

18.079.600

31.784.600

59.025.100

34.218.500

25.453.100

Armenien

11.841.981

13.857.586

19.822.837

16.244.293

12.080.065

SUMME

756.655.523

995.524.187

1.021.711.995

1.076.124.347

962.597.736

Anmerkung: Zu Kirgisistan sind keine Zahlenangaben verfügbar.Quelle: UN Comtrade Datenbank

EAWU-Länder: Export von Waren nach Bangladesch (in US$)

Land

2016

2017

2018

2019

2020

Russland

827.032.276

846.451.305

733.511.117

1.117.773.970

1.528.690.534

Belarus

135.084.200

88.521.700

83.580.400

115.132.800

87.197.600

Kasachstan

1.216.268

1.229.000

1.946.533

1.690.028

955.038

Armenien

k.A.

k.A.

k.A.

k.A.

723

SUMME

963.332.744

936.202.005

819.038.050

1.234.596.798

1.616.843.895

Anmerkung: Zu Kirgisistan sind keine Zahlenangaben verfügbar.Quelle: UN Comtrade Datenbank

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