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Branchen | Frankreich | Landmaschinen

Hersteller halten an Investitionsplänen fest

Die Landtechnikbranche erholte sich nach Ende der Betriebsschließungen 2020 kräftig. Trotz Lieferengpässen zu Jahresbeginn 2021 bleibt das Investitionsklima gut.

Von Peter Buerstedde | Paris

Nachdem die französische Regierung Mitte März 2020 eine strikte Ausgangssperre verhängt hatte, stellten auch viele Hersteller von Landtechnik den Betrieb ein. Nach etwa vier bis acht Wochen gelang es den meisten Firmen, die Produktion wieder aufzunehmen. Nachschubprobleme verursachten vielfach die in der Krise zum Teil unterbrochenen Lieferketten. Daher konnten die Unternehmen, trotz kräftiger Nachfrage, die Produktion nicht so schnell und stark wieder hochfahren, wie es die gute Nachfrageentwicklung erlaubt hätte.

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Im 1. Halbjahr 2021 liegt die Produktion weiter unter dem Durchschnitt des Vorkrisenniveaus von 2019. In einer Umfrage des Herstellerverbandes Axema (Union des Industriels de l'Agroéquipement) vom Mai 2021 schätzten 86 Prozent der Hersteller die Auftragslage als gut oder sehr gut ein. Der Verband erwartet ein Wachstum des Inlandsmarkts um 5 bis 7 Prozent. Aber viele Hersteller leiden weiter unter Nachschubproblemen bei Rohstoffen und Vorprodukten.

Vor allem der Stahlpreis spielt bei der Produktion von Landtechnik eine wichtige Rolle. Nach der Axema-Umfrage wollten 95 Prozent der Mitgliedsfirmen ihre Preise erhöhen und 86 Prozent ihre Lieferfristen verlängern. Ganze 13 Prozent erwarteten aufgrund von Nachschubproblemen Produktionsunterbrechungen und 6 Prozent Fabrikschließungen.

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Die Produktion von Landtechnik ist nach Angaben des Verbandes Axema 2020 mit einem Wert von 4,6 Milliarden Euro um 3,5 Prozent zurückgegangen. Sie bewegt sich damit aber weiter auf einem hohen Niveau. Der leichte Rückgang folgt auf ein Rekordjahr 2019. Frankreich war 2019 nach Deutschland und Italien der drittwichtigste Hersteller von Landtechnik in der Europäischen Union (EU) mit einen Anteil von 14 Prozent. Die französischen Exporte von Landtechnik fielen 2020 um 8,5 Prozent. Damit sank der Exportanteil von 75 auf 71 Prozent.

Bedeutender Standort für US- und deutsche Hersteller

Seit Jahrzehnten ist das Land ein wichtiger Standort für US-amerikanische und deutsche Hersteller, die zum Teil französische Produzenten aufgekauft haben. So hatte John Deere 2015 den Hersteller von Pflanztechnik Monosem übernommen. Alamo Group, ebenfalls aus den USA, hatte 2004 Rousseau gekauft. Seit 2010 gehört die Firma Grégoire, die Oliven- und Trauben-Erntemaschinen herstellt, zur italienischen Gruppe SDF. Claas aus Deutschland wiederum hatte bereits 2003 die Landwirtschaftssparte von Renault und damit eine Traktorfabrik in Le Mans übernommen. Zuletzt war im Januar 2019 der Hersteller von Gülletanks und Miststreuern, Pichon Industries, von der dänischen Firma Samson aufgekauft worden.

Hersteller von Landmaschinen in Frankreich

Anzahl an Firmen: 516
davon 80 Firmen mit 50 Millionen Euro Umsatz und mehr
Gesamtumsatz: 13,3 Milliarden Euro
Beschäftigte: 26.740


Hersteller: 460 mit 8,1 Milliarden Euro Umsatz
Importeure: 56 Firmen mit 5,2 Milliarden Euro Umsatz


Quelle: Axema 2021

Quelle: Axema


Frankreich ist bei Traktoren, Pressen und Heumaschinen sowie bei Maschinen für den Pflanzenschutz der zweitgrößte Hersteller nach Deutschland. Für Traktoren, die etwa ein Drittel der Landtechnikproduktion ausmachen, liegt das Land nach Angaben von Axema knapp vor Italien, das mehr kleinere Traktoren herstellt. In Frankreich befinden sich Traktorfabriken des US-Herstellers AGCO (Massey-Ferguson) in Beauvais, von Kubota aus Japan in Bierne und von Claas aus Deutschland in Le Mans. 

Wichtige Hersteller auf französischer Seite sind Kuhn (Teil der Schweizer Bucher-Gruppe), Exel Industries, Manitou Pellenc und MX-Extend. Axema zählt insgesamt 62 französische Hersteller mit einem Jahresumsatz von 10 Millionen Euro und mehr. Hinzu kommen 383 Unternehmen mit Umsätzen unter 10 Millionen Euro.

Die Exportquote des Sektors lag 2020 bei 71 Prozent. Aber gerade einige der ausländischen Hersteller erreichen noch höhere Exportanteile. Claas exportiert 75 Prozent seiner Traktorproduktion und AGCO sogar 85 Prozent.

Investitionsprojekte werden fortgeführt

Die Hersteller investieren weiter und haben vielfach auch in der Krise an ihren Projekten festgehalten. Die US-Firma AGCO hatte im Januar 2020 kurz vor Ausbruch der Krise Investitionen von 40 Millionen Euro am Standort ihrer Traktorfabrik in Beauvais angekündigt. Dabei ging es um die Personalisierung von Traktoren auch durch additive Fertigung sowie um ein Atelier für die Reparatur von Gangschaltungen. Geplant ist auch die Relokalisierung von Hydraulikelementen, die derzeit in Osteuropa oder Asien produziert werden.

Anfang Juli 2021 bestätigte AGCO die Investitionspläne. Die Firma spricht inzwischen von 50 Millionen Euro Investitionsvolumen. Ein Problem bereitet eine Schnellstraße, die die beiden Grundstücke der Fabrik voneinander trennt. Hier soll eine Brücke mit Zuschüssen der Stadt Beauvais, der Region und des Staates gebaut werden.

Claas hat im Mai 2021 ein dreijähriges Investitionsprogramm über 40 Millionen Euro abgeschlossen. Durch die Automatisierung der Produktionslinie in Le Mans sollen mehr verschiedene und stärker personalisierte Traktoren hergestellt werden können. Ab 2025 sollen in Le Mans 60 Traktoren pro Tag vom Band laufen. Damit würde die Jahresproduktion von 10.000 auf 13.000 ansteigen.

Fördermittel auch für Produzenten

Auch Claas plant einige Traktorteile, die bisher aus China zugeliefert werden, wieder in Frankreich zu produzieren. Dafür soll eine Spritzkabine eingerichtet werden. Für das Vorhaben erhält die Firma Fördermittel vom französischen Staat aus dem Konjunkturpaket France Relance. Dieses Paket umfasst Hilfen zur Anschaffung von Landtechnik, etwa um den Einsatz von Agrarchemie zu reduzieren.

Zahlreiche Hilfsprogramme können aber auch direkt von der Industrie in Anspruch genommen werden - und auch von deutschen Herstellern in Frankreich. Dabei geht es um die Förderung der Modernisierung, Ausweitung oder Digitalisierung der Produktion. Claas und Manitou (auch für wasserstoffbetriebene Gabelstapler) erhalten beispielsweise Mittel aus einem Fonds zur Modernisierung der Automobilindustrie. 

Smart-Farming weitet sich aus

Auch in Frankreich weitet sich die Nutzung und auch die Entwicklung von Smart-Farming-Technologien aus. Der Einsatz ist noch höchst unterschiedlich je nach Segment. Lesen Sie dazu den GTAI-Bericht zur Digitalisierung in der Landwirtschaft in Frankreich.


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