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Branchen | Frankreich | IT-Sicherheit

Markt für Cybersicherheit wächst stark

Der Markt für digitale Sicherheit wächst stark. Frankreich verfügt über starke Akteure in allen Bereichen.

Von Peter Buerstedde | Paris

Nach einer Studie des Beratungsunternehmens Decision Etudes & Conseil für den Verband ACN (Alliance pour la confiance numérique) stiegen die Umsätze im Bereich digitale Sicherheit von 2019 auf 2020 um 6,4 Prozent. Darunter fallen neben Cybersicherheit auch digitale Lösungen und Elektronik für die Zugangs- und Identitätskontrolle sowie die Überwachung und Lokalisierung. In der Cybersicherheit (Software und Dienstleistungen) wurden 2020 rund 8,3 Milliarden Euro umgesetzt mit einem Wachstum von 11,5 Prozent. Die Regierung hatte im Februar 2021 dem Sektor das Ziel vorgegeben, bis 2025 Umsätze von 25 Milliarden zu erreichen. Das entspräche einem jährlichen Wachstum von etwa 25 Prozent.

Umsätze mit digitaler Sicherheit (in Millionen Euro)

Segment

2019

2020

Veränderung (in %)

Digitale Sicherheitstechnik

5.122

5.072

-1,0

Produkte und Software Cybersicherheit

3.885

4.307

+10,9

Dienstleistungen Cybersicherheit

3.600

4.041

+12,3

Gesamt

12.606

13.419

+6,4

Quelle: Alliance pour la confiance numérique (ACN) 2021

Die Aussichten für den Markt sind gut. Die Bedrohungslage durch Cyberkriminalität verschärft sich weiter und gleichzeitig steigt das Bewusstsein für die Gefahren. In der Krise hat sich das Wachstum der Branche nur leicht verlangsamt, weil der Sektor von den Einschränkungen kaum betroffen war und die Digitalisierung einen deutlichen Schub erfahren hat - unter anderem durch Telearbeit und die Ausweitung des elektronischen Handels.

Olympische Spiele 2024 als Vitrine

Technologische Entwicklungen wie 5G-Netze, Industrie 4.0, Smart City, die Energiewende und Autonomes Fahren dürften den Bedarf an Cybersicherheit in den kommenden Jahren antreiben. In Frankreich kommen staatliche Fördermaßnahmen im Bereich der Cybersicherheitsstrategie hinzu sowie Großveranstaltungen, allen voran die Olympiade 2024 in Paris, die dem gesamten Sicherheitssektor in Frankreich als Vitrine dienen soll.

Frankreich verfügt über eine Reihe starker Akteure in der Cybersicherheit, die sich auf eine exzellente Forschung stützen können. Frankreich gilt als stark in der Künstlichen Intelligenz (KI), was sich auch daran ablesen lässt, dass große Technologiefirmen wie Google und Facebook Forschungseinrichtungen in Frankreich etabliert haben. Auch das staatliche Forschungsinstitut INRIA ist sehr anerkannt im Bereich KI.

Neben dem Cyber Campus, der Ende 2021 im Pariser Geschäftsviertel La Defense die Arbeit aufnehmen soll, gibt es weitere wichtige Cluster, die Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Start-ups zusammenbringen, darunter Systematic in Paris (Deeptech), Safe in Südfrankreich (für Sicherheit im Zusammenhang mit der Luftfahrtindustrie), SCS ebenfalls in Südfrankreich, Pôle d'excellence Cyber in der Bretagne (Cybersicherheit zur Landesverteidigung), TES und Images et Reseaux in der Normandie sowie Cap Digital in Paris.

Französische Mittelständler vielfach Nischenanbieter

Nach Darstellung des Verbandes ACN sind französische Unternehmen traditionell stark in Feldern vertreten, die auf KI, Kryptografie und Post-Quanten-Technologien beruhen, Bereiche, die sich stark entwickeln. Ein Manko sei, dass kleine und mittlere Unternehmen auf bestimmte Nischen spezialisiert seien und daher maßgeschneiderte Lösungen anböten, die nicht für mittelständische Kunden geeignet seien. Sie arbeiteten daher überwiegend für große vorwiegend französische Firmen. 

Größte Unternehmen im Bereich digitale Sicherheit in Frankreich (Umsatz in Millionen Euro)*

Unternehmen

Umsatz 2020 in Frankreich

Umsatz 2020 weltweit

Thales

1.656

4.384

Airbus D&S

520

727

Atos

419

1.028

Idemia

400

2.050

IBM

313

2.571

Orange Cyberdefense

310

768

IN Groupe

290

320

Cap Gemini

267

1.307

Docaposte

246

246

Sopra Steria

232

564

*) Unternehmen in den Segmenten digitale Sicherheitstechnik, Cybersicherheitssoftware und -dienstleistungenQuelle: Alliance pour la confiance numérique (ACN) 2021

Die größten Unternehmen am Markt stammen aus Frankreich und waren 2020 nach Erhebungen von ACN für 77 Prozent der Umsätze des Sektors in Frankreich verantwortlich. Ausländische Firmen stehen für 23 Prozent der Umsätze der niedergelassenen Unternehmen. Insgesamt schätzt ACN den Marktanteil ausländischer Anbieter in Frankreich am gesamten Markt für digitale Sicherheit auf 30 bis 40 Prozent.

Der Verband beklagt, dass inländische Firmen keinen Vorzug erhielten, sondern häufig der Preis, etwa bei öffentlichen Beschaffungen, entscheidend sei. Daher würden häufig US-amerikanische und chinesische Firmen zum Zuge kommen, da sie günstiger anbieten könnten.

Allerdings profitieren französische Anbieter wiederum von Vorgaben etwa durch die Datenschutzbehörde CNIL (Commission nationale de l'informatique et des libertés), die von internationalen Normen abweichen. Die Agentur ANSSI versucht ihrerseits mit Zertifizierungen und Labels den Unternehmen die Auswahl von Anbietern von Sicherheitslösungen und Cloud-Diensten zu erleichtern und einheimische Anbieter zu fördern. Für Cloud-Dienste gibt es das Label SecNumCloud, das auf der ISO-Norm 27001 aufbaut. Die Zertifizierung muss durch einen von der ANSSI zertifizierten Dienstleister (PASSI) erfolgen.

Konsolidierung setzt sich fort

Der Markt für digitale Sicherheit durchläuft eine Konsolidierungsphase mit zahlreichen Übernahmen. Thales ist vor allem in der Rüstungsindustrie aktiv. Das Unternehmen ist aber durch die Übernahme des niederländischen Chipkartenherstellers Gemalto 2019 zum Weltmarktführer für digitale Identifikationstechnik geworden. Unternehmen wie Idemia und IN Groupe sind ebenfalls wichtige Akteure in diesem Segment.

Atos, IBM, Orange Cyberdefense, Cap Gemini und Sopra Steria sind die größten IT-Servicefirmen auf dem Markt und führend in der Cybersicherheit. Docaposte wiederum ist eine Tochterfirma der französischen Post (La Poste). Atos hat seit Ende 2019 sieben Firmen aufgekauft, darunter Cryptovision aus Deutschland. Auch Cap Gemini und Sopra Steria wachsen durch Übernahmen, Sopra Steria etwa durch den Kauf von Bluecarat aus Deutschland im Jahr 2018. Übernahmen erfolgen in beide Richtungen. So hatte Rohde & Schwarz Cybersecurity aus München 2017 die französische Firma DenyAll aufgekauft.

Wachsende Start-up-Szene

Die Entwicklungsbank BpiFrance hat im Juni 2021 eine neue Liste von 150 französischen Start-ups veröffentlicht (+19 gegenüber 2019), die sich mit Cybersicherheit befassen. Davon weist sie 13 als Scale-ups (Start-ups mit starkem Wachstum) aus, weil sie 2020 mehr als 35 Mitarbeiter beschäftigten. Aus diesem Kreise könnten die drei von Präsident Emmanuel Macron geforderten Einhörner (Unicorns, Start-ups mit einer Bewertung über 1 Milliarde US-Dollar) hervorgehen. Eine Ausnahmeerscheinung ist das Start-up Cybelangel, das bereits für zahlreiche Großunternehmen arbeitet.

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