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Branchen | Griechenland | Kreativwirtschaft

Steigende Attraktivität für audiovisuelle Werke

Griechenland gewährt großzügige Rückerstattungen und Steuererleichterungen. Diese sollen Filmproduzenten und Hersteller von Computerspielen ins Land locken. 

Von Michaela Balis | Athen

Für griechische und ausländische Produzenten hat es Vorteile ihre Filme und Serien in Griechenland zu drehen: Sechs Monate nach Beendigung der Filmproduktion gewährt ihnen der Staat einen Barrabatt (Cash Rebate) von 40 Prozent auf die förderfähigen Ausgaben in Form einer Rückzahlung. Diese Summe können die Filmemacher als Kreditgarantie bei den griechischen Banken nutzen. Hinzu kommen Steuererleichterungen in Höhe von 30 Prozent der förderfähigen Ausgaben. Sie werden vom steuerbaren Einkommen des Zuwendungsempfängers abgezogen, vorausgesetzt er ist in Griechenland steuerpflichtig.

Kosten müssen im Inland entstehen

Die förderfähigen Ausgaben können bis zu 80 Prozent der gesamten Produktionskosten betragen. Sie dürfen 30 Millionen Euro nicht überschreiten. Es gelten jedoch Mindestbeträge, die erreicht sein müssen. Ausgaben werden gefördert, wenn sie im griechischen Inland aufkommen.

In speziellen Fällen können auch ausländische Rechnungen geltend gemacht werden: „Bei teuren Produktionen, bei denen die förderfähigen Ausgaben über 8 Millionen Euro liegen, kann die Hälfte dieser Ausgaben für bestimmte Tätigkeiten ("above the line"- und "below the line"-Tätigkeiten) über ausländische Rechnungen beglichen werden“, informiert Panos Papahadzis. Er ist der Gründer und Produzent des Produktionsunternehmens Argonauts Productions und Präsident des Branchenverbandes Audiovisual Producers´Association of Greece (SAPOE).

Die Rückzahlung kann auch in Kombination mit griechischen oder ausländischen Fördermitteln aktiviert werden. Jedoch nur unter der Bedingung, dass die Erstattung die 50 Prozent, bei internationalen Werken sind es 60 Prozent, der gesamten Produktionskosten nicht überschreitet.

Mindestgrenzen für förderfähige Ausgaben

Audiovisuelle Produktion

Förderfähige Ausgaben

Kino- und Fernsehfilme

mindestens 100.000 Euro

Dokumentar-, Trick-, Kurzfilme

mindestens 60.000 Euro

Computerspiele (Digital Games)

mindestens 30.000 Euro

Serien

  gesamte Kosten (Fernsehserie)

mindestens 100.000 Euro

  gesamte Kosten (Dokumentarserie)

mindestens 60.000 Euro

  Fernsehserien mit mindestens 70 Folgen

mindestens 15.000 Euro pro Folge

  Fernsehserien allgemein

mindestens 25.000 Euro pro Folge

  Dokumentarserie

mindestens 10.000 Euro pro Folge

Quelle: Nationales Zentrum für audiovisuelle Medien und Kommunikation Griechenland EKOME 2021

Um die Fördermittel zu nutzen, müssen die Anträge für den Barrabatt und die Steuererleichterung online erfolgen. Diese können über das ganze Jahr und bis zu zehn Tagen vor dem Beginn der Filmproduktion oder der Nachproduktion gestellt werden. Die Kosten liegen zwischen 150 und 1.500 Euro.

Antragsteller müssen in Griechenland angemeldet sein

Die Anreize gelten für Unternehmen, die in Griechenland ansässig sind. Der Antragsteller muss über eine griechische Steuernummer sowie über ein Konto bei einer griechischen Bank verfügen. Das bedeutet, dass ausländische Produzenten entweder mit einer griechischen Gesellschaft zusammenarbeiten oder vor Ort eine Zweigstelle (Branch) eröffnen müssen. „Bei teuren Produktionen können die ausländischen Produzenten anstelle einer Zweigstelle, eine Zweckgesellschaft (SPV, Special Purpose Vehicle) in Griechenland gründen“, informiert Papahadzis. Er erwähnt außerdem die Möglichkeit einer Koproduktion für ausländische Unternehmen, besonders wenn die Produktionskosten noch nicht gedeckt sind: "Der griechische Partner kann vor Ort staatliche sowie öffentliche Mittel oder privates Kapital mobilisieren".

Unterstützung bei der Partnersuche

Bei der Auswahl griechischer Produktions- und Postproduktionsgesellschaften können sich ausländische Unternehmen an den Branchenverband SAPOE wenden. Auch spezialisierte Rechtskanzleien und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften stehen den Produzenten zur Seite.

„Die richtige Auswahl von Mitarbeitern ist extrem wichtig, auch im Bereich der Postproduktion“, erklärt Panos Bisdas, Gründer und geschäftsführender Vorstand der griechischen Post Production Gesellschaft Authorwave. „Die technische Ausstattung, moderne Studios sowie ein schnelles Internet, zum Beispiel 1.000 Mbit/s, sind ausschlaggebend für das Ergebnis“, fügt er hinzu.

Förderanreize sorgen für wachsendes Interesse

„Die Anreize für audiovisuelle Produktionen positionieren Griechenland neu auf der Weltkarte“, betont Panos Kouanis, Präsident und geschäftsführender Vorstand des Nationalen Zentrums für audiovisuelle Medien und Kommunikation (EKOME). „Es handelt sich um einen sehr wichtigen Schritt, zumal die Branche schon seit 20 Jahren solche Anreize, die schon lange in anderen Ländern gelten, verlangt“, informiert Papahadzis. „Das griechische Cash Rebate ist eine sehr günstige Regelung auch im Vergleich zur Konkurrenz“, fügt er hinzu.

„Griechenland bietet besonders wettbewerbsfähige Konditionen“,

stimmt Bisdas zu.

Die deutsch-griechische Regisseurin, Sonia Liza Kenterman, spricht aus Erfahrung: „Die Mittel vom EKOME haben uns erlaubt meinen letzten Film so zu drehen, wie wir es uns erträumten". Die neuen Regelungen kamen in einer schweren Zeit für Griechenland während der Wirtschaftskrise und ließen die Produzenten aufatmen“, fügt sie hinzu.

Das griechische Parlament verabschiedete das Gesetz 4487 über die Förderung von audiovisuellen Werken im Jahr 2017 inmitten der griechischen Wirtschaftskrise. Im Jahr 2020 wurde es überarbeitet.

Griechische Kulissen gelten als besonders attraktiv

Insgesamt haben 167 griechische und internationale Projekte, darunter auch hochbudgetierte Produktionen von Disney+, Netflix und Amazon Studios, mit einem Gesamtbudget von über 252 Millionen Euro, Griechenland ihr Vertrauen geschenkt, informiert Kouanis. Auch deutsche Gesellschaften wie beispielsweise The Match Factory Production, Fiction Park und Elemag Pictures konnten sich bereits für die griechischen Kulissen begeistern.

Im Jahr 2021 sei die Nachfrage ausländischer Produktionsgesellschaften explodiert und soll nächstes Jahr noch besser werden. Genauso begeistert erzählt Papahadzis von der Vielfalt der weltweiten Landschaft, die in Griechenland anzutreffen sei.

"Neben den Anreizen, bietet Griechenland eine vielfältige Auswahl an Drehstandorten", bestätigt Kouanis. Der EKOME-Präsident rundet die griechischen Vorzüge ab und schwärmt von dem perfekten Licht, das hinzukomme und fünfzehn regionalen Filmbüros, die ihre Unterstützung anbieten.  

„Außerdem zeichnen hochqualitative Dienstleistungen, moderne Ausstattung sowie gut ausgebildete und mehrsprachige Mitarbeiter eine gewisse Anzahl von griechischen Gesellschaften aus“, informiert Bisdas.

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