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Branchen | Hongkong | Schmuck und Uhren

Importe von Schmuck und Uhren auf Rekordkurs

Die Inlandsumsätze der Hongkonger Juweliere liegen weiter am Boden. Rasche Besserung ist nicht in Sicht. Entsprechende Einfuhren steuern 2021 aber auf 26 Milliarden US-Dollar zu.

Von Roland Rohde | Hongkong

Viele Juweliergeschäfte machten 2020 und 2021 aufgrund ausbleibender Touristen vom chinesischen Festland im Zuge der Coronapandemie einen verwaisten Eindruck. Unzählige Läden gingen pleite. Die entsprechenden Mietpreise fielen teils um mehr als 50 Prozent. Das bescherte den überlebenden Betrieben immerhin eine starke Kostenentlastung, schließlich gehören die Immobilienpreise in Hongkong zu den höchsten der Welt.

Die Lage hat sich im Laufe des Jahres 2021 ein wenig gebessert. Die einheimische Bevölkerung gibt vor Ort etwas mehr Geld aus, da sie nicht mehr verreisen kann. In der Branche sprechen Experten auch von "Revenge Spending". Der Begriff beschreibt das Phänomen eines massiven Konsumverhaltens mit explosionsartigen Ausgaben nach einer durchgestandenen Krise.

Einkaufsgutscheine und Revenge Spending sorgen 2021 für leichte Besserung.

Schließlich verteilte die Regierung im Sommer 2021 großzügig Einkaufsgutscheine unter der Bevölkerung. Doch die wenigsten Konsumenten dürften das zusätzliche Geld dafür genutzt haben, um sich eine Rolex-Uhr oder einen Diamantring zuzulegen. Zudem müssen Juweliere ihre Kunden mit kräftigen Preissenkungen locken. Darunter leidet ihre Ertragslage.

Inlandsumsatz hat sich 2021 leicht erholt

Dies verdeutlichen die offiziellen Zahlen. Laut Angaben des Statistikamtes der Sonderverwaltungsregion (SVR) hatte sich der Einzelhandelsumsatz bei Schmuck, Uhren und wertvollen Geschenken 2020 gegenüber dem Vorjahr mehr als halbiert. Im Vergleich zu 2018, dem Niveau vor der Krise, ergab sich sogar ein Rückgang von nahezu zwei Dritteln.

Bei einem derart geringen Basiswert stellen sich selbst bei kleinen Besserungen enorme Wachstumsraten ein. Vor allem darauf ist die kräftige Steigerung 2021 zurückzuführen. Für die ersten neun Monate ergab sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Umsatzplus von stolzen 30 Prozent. Damit lagen die Werte aber immer noch 56 Prozent unter der entsprechenden Vorjahresperiode 2018. Zudem zeichnet sich zum Herbst 2021 eine deutliche Abschwächung des Basiseffekts ab.

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Ein baldiger Umschwung ist nicht in Sicht. Die Grenzen zwischen Hongkong und dem chinesischen Festland sollen zwar nach dem Chinesischen Neujahr 2022 durchlässiger werden. Für Juni 2022 peilt die Regierung sogar eine weitgehende Liberalisierung an. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es aber nicht zur erhofften großen Grenzöffnung kommen. Zu oft haben sich entsprechende Ankündigungen nicht erfüllt. Die Pandemielage ist weiterhin viel zu fragil. China besteht auf einer Null-Covid-Politik, sodass selbst ein einziger, nicht nachvollziehbarer Infektionsfall in Hongkong sämtliche Pläne zunichtemachen kann.

Ob es 2022 zur weitgehenden Grenzöffnung zu China kommt, bleibt fraglich.

Zudem hat sich die Infektionslage im Reich der Mitte im Spätherbst 2021 verschärft. In vielen Provinzen kam es zu lokalen Lockdowns und Verkehrsbeschränkungen. Daher ist für das gesamte Jahr 2022 vermutlich nur mit einem quotierten, stark regulierten Grenzverkehr zwischen China und Hongkong zu rechnen. Geschäftsleute werden dabei Vorrang erhalten. Bis wieder Touristen im nennenswerten Umfang in die ehemalige britische Kolonie kommen, dürfte es also noch lange Zeit dauern. Vor 2024 ist nicht an eine komplette Normalisierung zu denken.

Außenhandelsgeschäft läuft auch ohne Messen und offene Grenzen

Der Außenhandel hat sich trotz der lokalen Absatzkrise derweil erstaunlich gut geschlagen. Das liegt mitunter daran, dass ein Großteil von Hongkongs Branchenimporten für den Reexport bestimmt ist. Die SVR ist eine bedeutende internationale Handelsplattform für Schmuck und Uhren und beheimatet die größten Fachmessen der Welt. Zwar finden seit Anfang 2020 keine Präsenzveranstaltungen mehr statt, doch das Geschäft läuft dennoch weiter.

Die Einfuhren von Schmuck und Uhren hatten 2020 im Vergleich zum Vorjahr um ein Fünftel auf 17,8 Milliarden US-Dollar (US$) nachgegeben. Die entsprechenden Wiederausfuhren waren um knapp ein Viertel auf 11,7 Milliarden US$ geschrumpft. In den ersten neun Monaten 2021 stiegen die Branchenimporte aber wieder um 56 Prozent und lagen damit bereits über dem Niveau vom Gesamtjahr 2020. Das Wachstum ist einerseits auf den steigenden Inlandsbedarf zurückzuführen. Andererseits legte das Reexportgeschäft von Januar bis September 2021 um 43 Prozent zu.

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Branchenwaren, die für den einheimischen Markt bestimmt sind, werden in Hongkong über vier Vertriebskanäle unter die Bevölkerung gebracht. Es existiert eine große Anzahl an kleinen, inhabergeführten Läden. Daneben gibt es Ketten, deren Outlets zumeist in teuren Einkaufsstraßen und edlen Shoppingmalls anzutreffen sind. Dort betreiben auch internationale Markenanbieter exklusive Läden. Schließlich verfügen Kaufhäuser wie SOGO über große Schmuck- und Uhrenabteilungen.

Deutsche Lieferungen steigen um fast 40 Prozent

Deutscher Schmuck spielt in der ehemaligen britischen Kolonie nur eine nachgeordnete Rolle. Zu stark ist die Konkurrenz von Luxusmarken aus Frankreich oder Italien. Hochpreisige mechanische Uhren "Made in Germany" haben jedoch eine Nische gefunden. Im Jahr 2020 beliefen sich die Einfuhren von Schmuck und Uhren aus Deutschland auf knapp 50 Millionen US$. In den ersten drei Quartalen 2021 stiegen die entsprechenden Branchenimporte auf Jahresbasis um 38 Prozent. Bis zum Jahresende dürften deutsche Lieferungen einen Wert von rund 65 Millionen US$ erreichen.

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