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Branchen | Indien | Bergbau

Investitionen im Rohstoffsektor

Rund 300 Schlüsselprojekte sind im indischen Bergbausektor geplant, vor allem in den Bereichen Kohle, Einsenerz, Kupfer, Zink und Kalkstein. 

Von Boris Alex | New Delhi

Die Investitionsaktivitäten im indischen Bergbausektor sind 2020 wegen der Covid-19-Pandemie abgeflaut, aber nicht eingebrochen, so die Analyse von Accenture. Die Investitionsausgaben gingen gegenüber 2019 um 3 Prozent zurück und damit weniger stark als in anderen Industriezweigen. Für 2021 erwartet das Beratungsunternehmen eine Erholung bei den Investitionen und mittel- bis langfristig einen kontinuierlichen Aufwärtstrend. Vor allem die Öffnung des Kohlebergbaus für private Investoren und die Abschaffung der Beteiligungsgrenzen für ausländische Direktinvestitionen bei der Förderung von metallischen und nichtmetallischen Rohstoffen dürften sich positiv auf das Investitionsgeschehen entlang der Wertschöpfungskette im Bergbau auswirken.

Laut India Infrastructure Research waren Anfang 2021 fast 300 Schlüsselvorhaben im Bergbausektor - vor allem Kohle, Eisenerz, Kupfer, Zink und Kalkstein - mit einem Investitionsvolumen von umgerechnet 27 Milliarden US-Dollar (US$) in der Projektpipeline. Knapp zwei Drittel davon sind Greenfield-, der Rest Erweiterungsinvestitionen. Unter den 15 größten Einzelvorhaben mit Kapazitäten von mehr als 15 Millionen Tonnen befinden sich ausschließlich Kohle- und Eisenerzprojekte, so die Analyse des Marktforschers.

Kohleförderung soll bis 2024 auf 1 Milliarde Tonnen gesteigert werden

Um Investoren ein Engagement im indischen Bergbausektor schmackhaft zu machen, hatte die indische Regierung im Rahmen ihres Corona-Konjunkturpakets angekündigt, bis zum Ende des Finanzjahres 2023/24 rund 7 Milliarden US$ in die Entwicklung der Kohleförderung investieren zu wollen. Insgesamt 500 Einzelvorhaben befinden sich in der Planung. Beispielsweise sollen die Abräumgebiete über Förderbänder besser an das Schienennetz angebunden werden, um den Abtransport der Kohle zu beschleunigen. Allein hierfür stehen in den nächsten drei Jahren 2,5 Milliarden US$ zur Verfügung. Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Fördermenge von Coal India bis dahin um ein Drittel auf 1 Milliarde Tonnen zu steigern.

Indiens größter Kohleförderer hatte zum Ende des Finanzjahres 2020/21 insgesamt 63 Projekte im Portfolio, die bis spätestens 2031 realisiert werden sollen. Dabei handelt es sich um Vorhaben mit Fördervolumina zwischen 1 Million und 70 Millionen Tonnen pro Jahr, 95 Prozent der Projekte sind im Tagebau. Das Investitionsvolumen beläuft sich laut Ministry of Coal auf 15 Milliarden US$. Indiens zweitgrößter Kohleproduzent, Singareni Collieries Company (SCCL), hatte zum Stichtag 14 Großprojekte mit einem Fördervolumen von 47 Millionen Tonnen jährlich und einem Investitionsbedarf von 675 Millionen US$ in der Pipeline. Der staatliche Braunkohleproduzent Neyveli Lignite Corporation (NLC) hat aktuell eine Förderkapazität von rund 30 Millionen Tonnen pro Jahr. Das Unternehmen will künftig auch Steinkohle abbauen und strebt hier bis 2025 eine jährliche Produktion von 30 Millionen Tonnen an.

Indiens größter Eisenerzproduzent National Mineral Development Corp. (NMDC) hat im Frühjahr 2021 ambitionierte Expansionspläne vorgelegt. Der Staatsbetrieb will seine Förderung im Finanzjahr 2021/22 gegenüber der Vorperiode um fast 20 Prozent auf 42 Millionen Tonnen steigern und hat Investitionen von 400 Millionen US$ angekündigt. Bis Ende 2030 soll die Jahresproduktion sogar auf 100 Millionen Tonnen weiter ausgebaut werden, so die Pressemeldung von NMDC. Eine Reihe von indischen Stahlherstellern will den Abbau in bestehenden Eisenerzminen erhöhen und neue Minen entwickeln, um ihren Eisenerzbedarf aus eigener Förderung zu decken. JSW Steel plant, hierzu drei weitere Minen im Bundesstaat Karnataka zu erwerben, um die Produktion von 4 Millionen Tonnen im Finanzjahr 2019/20 auf bis zu 7 Millionen Tonnen zu erhöhen.

Geplante Versteigerung von 500 Blöcken soll private Investoren anlocken

Indien will mit den 2020 beschlossenen weiteren Öffnungsschritten im Bergbau für private Unternehmen und ausländische Investoren neue Investitionen anlocken. Im Juni 2020 hatte die Zentralregierung erstmals 38 Blöcke zur kommerziellen Kohleförderung unter Beteiligung des Privatsektors versteigert. Die Auktion stieß auf breites Interesse und 19 Blöcke mit einer Jahresproduktion von insgesamt 50 Millionen Tonnen konnten so vergeben werden. Die Regierung beziffert den Investitionsbedarf für Entwicklung und Betrieb der Minen auf rund 1 Milliarde US$.

Die geplante Versteigerung von 500 vor allem mineralischen Rohstoffblöcken stößt zwar ebenfalls auf das Interesse der Privatwirtschaft. Es bleibt aber abzuwarten, ob der Vergabeprozess tatsächlich so „offen und transparent“ ablaufen wird, wie von der Regierung angekündigt. Davon dürfte auch abhängen, ob der Sektor für ausländische Direktinvestitionen (FDI) attraktiver wird. In den letzten 20 Jahren beliefen sich diese auf insgesamt 2,7 Milliarden US$ und kommen damit auf einen Anteil von gerade einmal 0,6 Prozent an den gesamten FDI.

Der Großteil der Investitionen in den kommenden Jahren dürfte auf den Kohlebergbau entfallen. Auch bei Eisenerz und Bauxit erwartet der Industrieverband FIMI Potenzial, da die Stahl- und Aluminiumhersteller zahlreiche Expansionsvorhaben angekündigt haben und ihre Abhängigkeit von importierten Rohstoffen verringern wollen. So soll sich die Produktion von Stahl bis zum Finanzjahr 2030/31 auf 255 Tonnen und von Aluminium bis 2025/26 auf 7,2 Millionen Tonnen mehr als verdoppeln. Anfang 2021 hat die National Aluminium Company (NALCO) ein Investitionsprogramm über 4 Milliarden US$ angekündigt. Unter anderem will Indiens größter Aluminiumproduzent bis 2027/28 die Bauxitförderung von 7,3 Millionen Tonnen im Finanzjahr 2019/20 auf 10,5 Millionen Tonnen steigern.

Großprojekte im indischen Bergbau (Auswahl)

Projekt/Bundesstaat

Kapazität (Mio. t/Jahr)

Investition (Mio. US$)

Status

Investor

Gevra Kohletagebau / Chhattisgarh

29,0

1.613

Ausbau der bestehenden Mine begonnen

Coal India

Gare Pelma Sector II Kohletagebau / Chhattisgarh

23,6

1.043

in Planung, Abnahmevertrag mit Versorger geschlossen

Adani Enterprises

Baitarni West Kohletagebau / Odisha

15,0

526

Planungsstadium

Odisha Mining Corp.

Siarmal Kohletagebau / Odisha

40,0

513

Vergabe beendet, Abnahmevertrag mit Versorger geschlossen

Dilip Buildcon

Talaipalli Kohletagebau / Chhattisgarh

18,7

410

Vergabe beendet, Projektbeginn Mitte 2021

Thriveni Earthmovers

Lakhanpur-Belpahar-Lilari Kohletagebau / Odisha

30,0

332

Planungsstadium

Mahanadi Coalfields

Talabira II u. III Kohletagebau / Odisha

20,0

328

Ausbau der bestehenden Mine angekündigt

Neyveli Lignite Corp.

Bhubaneshwari Kohletagebau / Odisha

20,0

67

Ausbau der bestehenden Mine begonnen

Coal India

Ananta Phase III Kohletagebau / Odisha

15,0

28

Ausbau der bestehenden Mine begonnen

Mahanadi Coalfields

Jajang Eisenerzmine / Odisha

16,5

k. A.

Planungsstadium

JSW Steel

Balda Block Eisenerzmine / Odisha

15,2

k. A.

Planungsstadium

Thriveni Earthmovers

Quelle: India Infrastructure Research; Recherchen von Germany Trade & Invest

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