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Verlagsgewerbe

Indonesiens Printverlage sind wirtschaftsschwach und leiden unter Auflagenschwund. Da sich junge Leser ausschließlich digital informieren, stirbt die Zeitung (Stand: Mai 2022).

Von Frank Malerius | Jakarta

Markttrends: Weitere Geschäftsaufgaben stehen bevor

Die Printbranche in Indonesien steht durch ihre Konkurrenz zu digitalen Nachrichten- und Unterhaltungskanälen unter enormem wirtschaftlichem Druck. Der Archipel hat im Vergleich zu den Nachbarländern der ASEAN zwar eine formell freie Printpresse. Die Verlage sind aber finanzschwach und oftmals Teil von Mischkonzernen, woraus sich inhaltliche Abhängigkeiten ergeben.

Eine Tageszeitung kostet am Kiosk zwischen umgerechnet etwa 20 und 30 US-Dollar-Cent, ein Monatsabonnement gerade einmal um die 7 US-Dollar (US$). Das Geschäftsmodell beruht auf Anzeigen als weitaus größter Erlösquelle. Doch auch sie wandern in digitale Nachrichtenangebote ab. Da sich online noch keine Bezahlkultur etabliert hat, sind sie durch aggressive Werbeformate geprägt.

Die Folge dieser Entwicklung: Auch in Indonesien steht – wie überall auf der Welt – das Sterben der gedruckten Tageszeitung bevor. Wöchentliche und monatliche Printmagazine dürften eine längere Lebensdauer haben, aber deren oftmals schlechte Papier- und Druckqualität ist Sinnbild ihrer ökonomischen Schwäche. Es gibt zwar tägliche Abonnement-Zustellungen, aber der größte Teil der Zeitungen wird als Einzelexemplar verkauft. Sie erscheinen zumeist in der Landessprache Bahasa Indonesia und werden vor allem in den Städten herausgegeben.

Die Jakarta Post ist die einzige englischsprachige Tageszeitung. Sie hat ihren Umfang schrittweise auf nur noch zwölf Seiten verringert und bietet dabei bestenfalls drei Seiten mit eigenen Berichten. Ihre Auflage dürfte höchstens im unteren fünfstelligen Bereich liegen. Und ihr gedrucktes Erscheinen hängt wohl an der Freitags beiliegenden 30-seitigen China Daily. 

Die Tempo-Mediengruppe hat ihre indonesische Tageszeitung Koran Tempo zum Jahreswechsel 2021 eingestellt, genauso wie ihr Wochenmagazin Tempo English. Auch anderswo gab es Geschäftsaufgaben. Viele weitere Produktionsstopps von Printzeitungen stehen in den kommenden Jahren bevor. 

Branchenstruktur/Wettbewerb: Die Zukunft ist digital

Für die indonesische Druckindustrie sind Zeitungen und Zeitschriften trotz rückläufiger Verkäufe nach wie vor ein wichtiger Absatzmarkt. Wie groß ihre Auflagen sind, weiß aber keiner genau, denn es gibt keine unabhängige Auflagenkontrolle. Daher tappen auch Anzeigenkunden im Dunkeln, wenn es um die Verbreitungszahlen geht.

Der Presseverband schreibt von etwa 2.000 Printtiteln. Was sich genau dahinter verbirgt, ist allerdings unklar. Letztverfügbare Angaben von 2015 nennen eine Printauflage von knapp 9 Millionen Exemplaren, verteilt auf etwa 400 Tageszeitungstitel, rund 200 sogenannte Tabloids, circa 200 Wochenzeitungen und 400 Magazintitel. Alle Segmente verzeichneten demnach schon damals Auflagenverluste. Heute ist die Auflage deutlich geringer.

Die Anzahl der Zeitungskäufer ist - gemessen an der Bevölkerungsanzahl - weitaus geringer als in westlichen Ländern. Dafür dürfte ein Exemplar von durchschnittlich mehr Personen gelesen werden. Obwohl der Wohlstand im Land wächst, berichtet die Druckbranche vom Schrumpfen der Printauflagen. Denn junge Leute lesen fast ausschließlich digital. Zeitungslesen als habituelle Handlung praktiziert nur ein kleiner und älterer Teil der Bevölkerung.

Indonesier lesen kaum Bücher. Zwar dürfte der Buchmarkt leicht zulegen, bleibt aber dennoch klein. Selbst in Mittel- und Oberschichtshaushalten sind jenseits des Korans nur selten Bücher zu finden. Aufgrund der mangelnden Lesetradition haben sich auch E-Reader bisher nicht durchgesetzt. Klassische Buchläden gibt es nur wenige. Einige Ketten betreiben in größeren Shoppingmalls einen kombinierten Verkauf von Büchern und Zeitschriften, gegebenenfalls zusammen mit Elektrogeräten.

Dort bestimmen vor allem Ratgeber und Lifestyle-Bücher sowie bebilderte Hochglanzbände über Themen wie Reisen, Architektur oder Kochen das Segment – so wie man sie aus den Presseshops internationaler Flughäfen kennt. Eine wichtige Domäne bilden einfach gestaltete Lernmaterialien, auf die – zusammen mit Schulbüchern – ein erheblicher Anteil des Buchdruckvolumens entfällt. Das Angebot an Romanen ist dagegen verschwindend klein.

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