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Branchen | Indonesien | Landwirtschaft

Viele Investitionshürden in Indonesiens Agrarwirtschaft

Die Nahrungsmittelproduktion braucht dringend ausländische Mittel. Doch trotz der Liberalisierung des Investitionsrechts bleiben zahlreiche Hindernisse für ein Engagement bestehen.

Von Frank Malerius | Jakarta

Indonesien benötigt durch seinen jährlichen Bevölkerungsanstieg um mehr als drei Millionen Menschen und wegen des steigenden Bedarfs der wachsenden Mittelschicht immer mehr Nahrungsmittel. Doch die Landwirtschaft ist rückständig. Ihr fehlt es an Kapital und Know-how. Ausländische Investitionen sind dringend notwendig. Zwar wird mit der aktuellen Reform des Investitionsrechts eine 100-prozentige ausländische Eigentümerschaft in der Landwirtschaft zugelassen - vorher waren es maximal 30 Prozent jenseits der Plantagenwirtschaft. Doch laut einer Studie des Centers for Indonesian Policy Studies (CIPS; "Foreign Direct Investment in Indonesia's Agriculture") von April 2021 bleiben zahlreiche Hürden bestehen. Für die Analyse wurden vor allem australische Agrarunternehmen mit einem Engagement in Indonesien befragt.

Nur um die 5 Prozent der ausländischen Direktinvestitionen (FDI) in Indonesien fließen in die Landwirtschaft - und die vor allem in die großen Palmölplantagen. Im Jahr 2014 floss der CIPS-Studie zufolge mehr als vierzig Mal mehr FDI in den Palmölsektor als in die gesamte restliche Landwirtschaft zusammen.

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Die Folgen sind ein mangelnder Einsatz von Technologie und daraus resultierend hohe Nahrungsmittelpreise im Vergleich zu den Nachbarländern. Sie steigen seit vielen Jahren deutlich stärker als die Preise anderer Verbrauchsgüter. Noch immer muss der Durchschnittsindonesier knapp die Hälfte seines verfügbaren Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben.

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Problematischer Landerwerb, mangelnde Infrastruktur

Eines der größten, notorischsten und am häufigsten beschriebenen Investitionsrisiken - nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für Infrastruktur- und Industrieprojekte - betrifft den Landerwerb. Vielfach ist die Eigentümerschaft von Land nicht geklärt, der folgende Rechtsstreit kann mehrere Jahre dauern. Laut der Nichtregierungsorganisation The Consortium for Agrarian Reform (CAR) soll es 2019 insgesamt 279 Landkonflikte über 730.000 Hektar gegeben haben, in die 110.000 Familien involviert waren. Der Investor muss selbst bei einem Erfolg im schlimmsten Fall mit Diebstahl und Sabotage rechnen.

Gleichzeitig gibt es fast nur auf Java eine ausreichende infrastrukturelle Anbindung von Agrarflächen, anderswo muss sie erst noch entwickelt werden. Das betrifft nicht nur Straßen, sondern auch Häfen oder Elektrizität. Auf Java aber ist agrarwirtschaftlich nutzbares Land ein knappes Gut. Dort leben auf einer Fläche, die nur knapp größer ist als die neuen Bundesländer zusammen, mehr als 150 Millionen Menschen. Laut Statistikamt sind 40 Prozent Javas mit Reisfeldern bedeckt. Auf der Insel Sumatra entfallen fast 20 Prozent der Fläche auf Palmölplantagen.

Landesweit kostet außerdem die zunehmende Verstädterung Flächen. Bauland ist in Indonesien zumeist weitaus profitabler als Agrarland. Mehrere Millionen Hektar an landwirtschaftlich nutzbarer Fläche sollen dadurch in den kommenden Jahrzehnten verloren gehen.

Schwieriges regulatives Umfeld

In Indonesien ist das Ziel der Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln gesetzlich verankert und hat eine große massenpsychologische Bedeutung. So geht der Import von Reis stets einher mit großer öffentlicher Empörung. Doch in einer moderneren Gesellschaft, die immer mehr verarbeitete und im eigenen Land nicht kultivierbare Nahrungsmittel nachfragt, bleibt Selbstversorgung eine Fantasie. Und angesichts der Konkurrenz um Anbauflächen zwischen Cash Crops - wie Palmöl, Kautschuk oder Kaffee - und weniger profitablen Nahrungspflanzen, müsste jede höhere Selbstversorgung teuer erkauft werden.

Ein weiteres Problem ist die Datenungenauigkeit der überwiegend kleinbäuerlich geprägten Landwirtschaft. So ist beispielsweise die genaue Größe der Reisfelder nicht bekannt. Messungen über Satelliten und vom Boden kommen zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Folglich sind die erforderlichen Mengen für die Lagerhaltung und den Import schwer abschätzbar.

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Auch der regulatorische Rahmen gewährt sowohl den anbauenden Unternehmen als auch ausländischen Lieferanten von Esswaren wenig Sicherheit. Grundsätzlich wird vor allem dann importiert, wenn eine Preissteigerung für Grundnahrungsmittel droht. Einfuhren werden bei vielen Produkten aber über Importlizenzen beschränkt. Deren Vergabe kann jederzeit ohne Gesetzesänderungen gestoppt werden. Das wurde zuletzt etwa im Streit mit der EU um Biodiesellieferungen für Milch, alkoholische Getränke und Weizen praktiziert. Bei alkoholischen Getränken können darüber hinaus religiöse Gruppen politische Entscheidungen beeinflussen.

Grundsätzlich versucht Indonesien, die Einfuhr von Nahrungsmitteln, die nicht der Grundversorgung dienen, so schwer wie möglich zu machen. Einer weiteren aktuellen CIPS-Studie ("The Cost of Non-Tariff Measures on Food and Agriculture in Indonesia") zufolge sinken die indonesischen Importzölle auf Lebenssmittel zwar seit Jahren, doch bestanden im Januar 2021 in dem Sektor insgesamt 466 nicht-tarifäre Handelshemmnisse, die praktisch alle Produkte umfassten.

Erfolg nur mit starkem einheimischen Partner

Ein weiteres von CIPS bemängeltes Investitionshindernis ist der große Einfluss der Staatsunternehmen bei Anbau, Transport und Vertrieb. Er hebelt Marktmechanismen aus. Eine herausragende Rolle spielt dabei die staatliche Logistikagentur Bulog, die für Preisstabilität und den Vertrieb zahlreicher Grundnahrungsmittel zuständig ist.

Die CIPS-Studie resümiert, dass der Nahrungsmittelsektor trotz der Liberalisierung des Investitionsgesetzes erhebliche Risiken für ausländische Investoren birgt.

Ein befragter australischer Agrarunternehmer nennt als entscheidenden Erfolgsfaktor das, was auch für die meisten anderen Branchen in Indonesien gilt: "erstens: den richtigen Joint-Venture-Partner, zweitens: den richtigen Joint-Venture-Partner, drittens: den richtigen Joint-Venture-Partner."

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