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Branchen | Iran | Kfz-Industrie

Automobilindustrie soll wieder kräftig zulegen

Die US-Sanktionen haben zur weitgehenden Isolation der iranischen Kfz-Industrie geführt. Auf einen Produktionseinbruch folgte eine leichte Erholung, derzeit stagniert der Ausstoß.

Von Robert Espey | Dubai

Die 2018 reaktivierten, auch gegen die iranische Automobilindustrie gerichteten US-Sanktionen haben zu einem Rückzug westlicher Kfz- und Teilehersteller geführt. Aber auch chinesische Firmen zeigen bei Iran-Aktivitäten große Zurückhaltung. Der Kfz-Ausstoß ist zwischen 2017/2018 (iranisches Jahr 1396; 21. März bis 20. März) und 2019/2020 um 45 Prozent auf 0,8 Millionen Fahrzeuge gefallen.

Nach leichter Erholung jetzt kein weiteres Wachstum

Für 2020/2021 meldet das Industrieministerium eine Erhöhung um 19,2 Prozent auf 1 Million Einheiten, davon entfielen 91 Prozent beziehungsweise 0,9 Millionen auf Pkw. Unternehmensangaben zufolge ist im 1. Halbjahr 2021/2022 (21. März bis 20. September) die PKW-Produktion der beiden großen Hersteller (Iran Khodro, Saipa) um 1,4 Prozent gesunken.

Iran: Kfz-Produktion 2017/2018 bis 2020/2021 (in Einheiten) 1)

Kategorien

2017/2018 (1396)

2018/2019 (1397)

2019/2020 (1398)

2020/2021 (1399) 2)

Insgesamt

1.522.663

951.515

831.996

991.692

 Pkw

1.429.000

886.200

760.070

903.314

 Pick-ups

73.000

51.600

67.151

80.548

 Busse,  Kleinbusse und Kleintransporter

4.261

3.632

1.564

1.990

 Lkw und Zugmaschinen

16.402

10.083

3.211

5.840

1) iranische Jahre (21. März bis 20. März); 2) vorläufigQuelle: Ministry of Industry, Mining and Trade

Das Industrieministerium hat bislang nur Daten für die ersten fünf Monate 2021/2022 veröffentlicht. Demnach ist die gesamte Kfz-Produktion um 0,6 Prozent auf 0,4 Millionen Einheiten geschrumpft. Beim Pkw-Ausstoß wurde ein Anstieg um 0,2 Prozent auf 0,4 Millionen Fahrzeuge verzeichnet. Hingegen sank die Produktion von Pick-ups um 14 Prozent auf 27.108 Einheiten. Für die Lkw-Fertigung wird ein Plus von 59,8 Prozent auf 3.175 Einheiten gemeldet.

Die Regierungsplanung sieht eine deutliche Ausweitung der Kfz-Produktion vor. Zudem soll die hoch verschuldete Branche wettbewerbsfähiger gemacht werden. Im September (2021) erklärte Industrieminister Reza Fatemi Amin, es sei angestrebt, die Kfz-Produktion 2022/2023 auf 1,6 Millionen Fahrzeuge zu erhöhen. Für 2025/2026 werden 3 Millionen anvisiert, davon soll ein Drittel in den Export gehen.

Lokale Modelle dominieren Produktionspalette

Vor Reaktivierung der US-Sanktionen wollte Iran seinen stark sanierungsbedürftigen Kfz-Sektor in Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern modernisieren. Nach Rückzug der meisten Kooperationspartner wird nun wieder auf Fahrzeuge gesetzt, die entweder Eigenentwicklungen oder Modifikationen/Weiterentwicklungen veralteter ausländischer Fahrzeuge sind.

Der Großteil der zur Kfz-Produktion erforderlichen Teile stammt von lokalen Herstellern. Aber bei einigen wichtigen Fahrzeugkomponenten (elektronische Teile etc.) und Vorerzeugnissen besteht weiterhin erheblicher Importbedarf, der gegenwärtig vor allem durch Lieferungen aus China gedeckt wird.

Irans führender Kfz-Produzent, Iran Khodro, fertigte 2020/2021 insgesamt 498.960 Pkw (2019/2020: 365.058). Davon entfielen 141.532 auf den "Peugeot 206", es folgten der "Peugeot Pars" (modifizierter Peugeot 405; 129.702 Einheiten), das Mittelklassefahrzeug "Samand" (64.351 Einheiten), der Kleinwagen "Dena" (55.444 Einheiten) und der zwischenzeitlich aus dem Programm genommene "Peugeot 405" (52.258 Einheiten).

Beim anderen großen Kfz-Hersteller, der Saipa Group, liefen 2020/2021 insgesamt 357.011 Pkw von den Bändern. Von den 2017 vorgestellten Kleinwagen "Quick" und "Saina" wurden 170.950 Stück montiert. Der Kleinwagen "Tiba" kam auf 114.242 Einheiten.

Die Produktion chinesischer Fahrzeuge ist sanktionsbedingt seit 2018 deutlich geschrumpft. Einige chinesische Modelle werden gar nicht mehr hergestellt. Der größte iranische Hersteller chinesischer Pkw ist die Modiran Vehicle Manufacturing Company. Das Unternehmen produziert Fahrzeuge der Chery Automobile Company. Nach einem schweren Einbruch konnte der Modiran-Ausstoß 2020/2021 um 123,8 Prozent auf 30.982 Fahrzeuge erhöht werden.

Kerman Khodro montiert Modelle der chinesischen Hersteller Jac und Lifan, insgesamt 12.676 waren es 2020/2021. Iran Khodro produzierte 4.845 Haima-Modelle. Brilliance hat die Zusammenarbeit mit Saipa/Pars Khodro vorläufig eingestellt.

Die Fertigung von Pick-ups legte 2020/2021 um 20 Prozent auf 80.548 Fahrzeuge zu. Die zur Saipa-Gruppe gehörenden Hersteller Zamyad und Bonro produzierten 62.910 Pick-ups, die Bahman-Gruppe lieferte 13.792.

Die Fertigung großer Stadt- und Überlandbusse expandierte 2020/2021 um 76,4 Prozent auf 944 Fahrzeuge. Busse wurden vor allem bei Pishro Asia Diesel (512 Einheiten), Iran Khodro Diesel (221) und Oghab Afshan (157) gefertigt. Die Lkw-Produktion erhöhte sich um 81,9 Prozent auf 5.840 Einheiten. Die größten Hersteller waren Iran Khodro Diesel (2.896 Einheiten), die Bahman-Gruppe (1.230), Karizan Khodro (536) und Saipa Diesel (500).

Teileproduktion soll weiter forciert werden

Die iranische Automobilindustrie kann geschätzte 70 bis 80 Prozent der Fahrzeugteile und -komponenten bei lokalen Herstellern beschaffen. Aber die Deckung des verbleibenden Importbedarfs stellt aufgrund der US-Sanktionen und des massiven Kursverfalls des iranischen Rials ein erhebliches Problem dar. Es müssen unter anderem elektronische Komponenten zur Motorsteuerung aus dem Ausland eingeführt werden.

Zum Ausbau der lokalen Teilefertigung sucht die iranische Automobilindustrie Kooperationen mit innovativen einheimischen Technologieunternehmen. Der Staat bietet Mittel zur Förderung der Teileproduktion an.

Als wichtige Partner sind jetzt aber auch die iranische Rüstungsindustrie und Firmen der Revolutionsgarden im Automobilsektor aktiv. Saipa gibt an, das Unternehmen habe 28 Joint Ventures mit Organisationen des Verteidigungsunternehmens gegründet.

Unternehmen arbeiten an Elektromobilität

Spätestens seit 2013 wird auch in Iran über den Bau batteriebetriebener Fahrzeuge diskutiert. Es ist jedoch zweifelhaft, ob Elektromobilität in Iran schon in den nächsten Jahren eine größere Rolle spielt. Saipa und der führende iranische Maschinenbauer Mapna haben 2020 eine Kooperation zur Entwicklung elektrischer Fahrzeuge vereinbart. Mapna nahm 2019 die erste Ladestation des Landes am Teheraner Milad Tower in Betrieb, auch Schnellladen ist möglich.

Iran Khodro hat 2020 ein auf Basis des Kleinwagenmodells "Rana" entwickeltes Elektroauto mit einer 30 Kilowattstunden-Batterie präsentiert (Motor: 90 Kilowatt; Reichweite: 220 Kilometer). Die Massenproduktion wurde für 2022 angekündigt, über den aktuellen Planungsstand liegen keine Informationen vor.


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