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Ultraschnelle Netze bringen Wirtschaft voran

Bis 2025 dürfte Israel über flächendeckende 5G- und Glasfasernetze verfügen. Das wird die Wirtschaftstätigkeit stärken und Modernisierungsinvestitionen nach sich ziehen.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Die Schaffung ultraschneller Datennetze schreitet in Israel voran. Im September 2021 hatten mehr als 40 Prozent der israelischen Haushalte Zugang zu Glasfasernetzen, auch wenn noch nicht alle den Anschluss aktiviert hatten.

Landesweite Netzabdeckung geplant

Mit der Verlegung der Glasfasernetze ist eine Reihe von Firmen beziehungsweise Konsortien befasst. Führende Akteure sind das größte Telekommunikationsunternehmen des Landes, Bezeq, sowie der Zusammenschluss der beiden Mobiltelefonanbieter HOT und Cellcom. Hinzu kommen außerdem die Firma IBC Israel Broadband, der Telekommunikationskonzern Partner sowie kleinere, lokal agierende Anbieter.

Die Regierung verpflichtet die gewerblichen Unternehmen nicht zu einer hundertprozentigen Flächendeckung. Allerdings zahlten die Firmen Mittel in einen Fonds ein, aus dem der Staat den Anschluss der verbleibenden Landesteile finanzieren werde, betont Yair Hakak. Der stellvertretende Generaldirektor des Kommunikationsministeriums (Ministry of Communicatons) ist für Strategie und Planung verantwortlich.

Industrieansiedlungszonen und große Bürohäuser seien noch vor den Privathaushalten angeschlossen worden. Weitere Unternehmen würden zügig an das Glasfasernetz angeschlossen. Im mobilen Netz seien die Rahmenbedingungen für die Umstellung von 4G auf 5G von der Infrastruktur her einfacher, weil nur Antennen aufgebaut werden müssten, aber keine physische Infrastruktur in die Haushalte hinein verlegt werde.

Ultraschnelle Übermittlung wird bald zum Regelfall

Alles in allem ist davon auszugehen, erläuterte Hakak gegenüber Germany Trade & Invest, dass Haushalte und Wirtschaft ab 2025 weitestgehend auf Glasfasernetze und 5G-Dienste zugreifen können. Das würde der Wirtschaftstätigkeit wichtige Impulse liefern.

So würden ultraschnelle Netze etwa neue Möglichkeiten für das Homeoffice schaffen. Beispielsweise werde es Bewohnern in wirtschaftlich schwächeren Landesteilen leichter fallen, von zu Hause aus zu arbeiten. Homeoffice könne zudem das überfüllte Straßennetz, vor allem in den Großstädten und Ballungsräumen, entlasten.

Impulse für Industrie 4.0 und Telemedizin

Dank der ultraschnellen Netze wird es zudem möglich sein, die Robotisierung der industriellen Produktion voranzutreiben. Außerdem kann dadurch die Entwicklung von Industrie 4.0 beschleunigt werden – für Israel ein wichtiges wirtschaftspolitisches Ziel. Das dürfte zu massiven Investitionen in die Robotik führen, nicht nur in der Produktion, sondern beispielsweise auch bei der Zustandsüberwachung von Anlagen und Maschinen. Etwaige Fehlfunktionen oder drohendes Versagen könnten schneller und kostengünstiger erkannt werden.

Ein zusätzliches Anwendungsfeld ist die Telemedizin, deren Entwicklung für das unter Ressourcenknappheit leidende israelische Gesundheitswesen wichtig ist. Wohl machen telemedizinische Verfahren schon jetzt Fortschritte, doch werden die neuen Netze ihr Einsatzfeld stark erweitern. Beispielsweise werden sich den Ärzten neue Möglichkeiten der Ferndiagnostik erschließen. Auch die Fernsteuerung von Chirurgierobotern wird möglich sein.

Effiziente Logistik und präzise Landwirtschaft

In der Logistik sind ebenfalls weitreichende Änderungen zu erwarten. Dass Israel auch diesen Bereich modernisieren möchte, lässt sich an dem Pilotprojekt im Hafen von Ashdod erkennen. Dank schneller Datenübertragung können das Beladen, Löschen und der Transport innerhalb des Hafens automatisiert werden. Eine Folge ist die Verkürzung der Wartezeiten zwischen einzelnen Arbeitsvorgängen.

Ein weiteres Anwendungsfeld ist die Präzisionslandwirtschaft, auf die Israels Agrarpolitik in hohem Maße setzt. Ultraschnelle Kommunikation könnte es beispielsweise ermöglichen, führt Hakak aus, Pflanzenschutzmittel genau und nur an solchen, eng eingegrenzten Stellen von Drohnen versprühen zu lassen, an denen sie nötig seien.

Entwicklungsschub für intelligente Städte

Die hohe Übermittlungsgeschwindigkeit des 5G-Netzes wird die Entwicklung der intelligenten Städte in Israel beschleunigen. Das erklärte gegenüber Germany Trade & Invest Joseph Golan, Vorstandsmitglied des gemeinnützigen israelischen Smart Cities Institute und Generaldirektor der Firma FlyComm. Das Unternehmen hat sich auf die Optimierung der Standortwahl für 5G-Antennen spezialisiert.

Die 5G-Technologie werde ein exponentielles Wachstum der stadtinternen Anwendungen wie Internet of Things sowie intelligente Verkehrslenkung ermöglichen, betont Golan. Verkehrsampeln könnten auf das Herannahen eines Fahrzeugs dank 5G binnen Millisekunden reagieren.

Golan erwartet, dass das 5G-Netz die geplante Einführung autonomer Fahrzeuge erleichtern und beschleunigen werde. FlyComm analysiere bereits die technologischen Anforderungen an Strecken für autonome Kfz und Drohnen.

Bei den bisherigen Überlegungen handelt es sich laut dem Experten indessen nur um erste Schritte. Das Potenzial der 5G-Technologie für smarte Städte sei viel größer und müsse weiter ausgelotet werden, um vollständig realisiert werden zu können.

Glasfasernetz und 5G sind komplementär

Das Glasfasernetz und das mobile Netz werden einander ergänzen. Für standortungebundene Anwendungen sind 5G-Dienste unerlässlich, betont das Kommunikationsministerium. Um das benötigte 5G-Netz nicht unnötig zu belasten, sollten nach Auffassung des Ressorts Datenübermittlungsdienste, bei denen das möglich ist, über das Festnetz laufen.

Gegenwärtig biete das Glasfasernetz Übermittlungsgeschwindigkeiten von rund 1 Gigabit pro Sekunde, so Yair Hakak. Wenn die Möglichkeiten dieser Technologie jedoch voll ausgereizt würden, könne die Geschwindigkeit auf bis zu 10 Gigabit pro Sekunde steigen. Damit dürfte das Glasfaserfestnetz für viele Jahre technisch wie wirtschaftlich relevant bleiben.

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