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Investitionsneigung der Chemiefirmen steigt 2021

Bessere Konjunkturaussichten und eine erhöhte Nachfrage seitens der Abnehmerbranchen sorgen dafür, dass die japanischen Chemie- und Materiallieferanten wieder mehr investieren.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Material- und Chemieunternehmen in Japan wollen sich für die Zukunft besser positionieren. Aufgrund der Covid-19-Pandemie und unsicherer Konjunkturaussichten hielten sie sich im Fiskaljahr 2020 (1. April bis 31. März) mit Investitionen zurück. Mit ihren bereits in Normaljahren hohen Rücklagen haben sie nun ein Kapitalpolster zur Verfügung, das sie für die Stärkung ihrer Geschäftsfelder nutzen.

Laut einer Studie der Zeitung „Japan Chemical Daily“, veröffentlicht am 1. Juni 2021, ist im Fiskaljahr 2021 mit einem Zuwachs der Investitionen von circa 21 Prozent zu rechnen. An der Umfrage haben sich 56 Branchenunternehmen beteiligt, die in der ersten Börsenliga der Tokyo Stock Exchange vertreten sind. Insgesamt haben 40 Firmen angegeben, im Fiskaljahr 2021 höhere Investitionen als im Vorjahr zu planen.

Der Materiallieferant Shin-Etsu wird demnach im Fiskaljahr 2021 mit insgesamt umgerechnet 2 Milliarden US-Dollar (US$) die größten Investitionen tätigen. Die Unternehmen Teijin und Fujifilm Holdings folgen mit 1,9 Milliarden US$ beziehungsweise mit 1,8 Milliarden US$. Bei beiden letzteren Firmen geht der überwiegende Teil jedoch in den weiteren Ausbau des Life-Science-Bereichs.

Materialbedarf wächst durch starke Halbleiternachfrage

Angesichts der Halbleiterkonjunktur wird die Erzeugung von entsprechenden Vorprodukten ein Fokus sein. Die Herstellung wird sowohl im In- als auch im Ausland ausgebaut. Bei den Investitionen wird stärker aufs Ausland geschaut, um hier näher am Kunden zu sein. Japans Branchenunternehmen suchen nach Wegen, sich für zukünftige Krisen resilienter aufzustellen, was Investitionen in neue Kapazitäten wie auch Unternehmensaufkäufe und -fusionen umfasst.

Shin-Etsu als einer der größten Produzenten von Wafermaterial und Photoresist baut die Produktion von Fotolack in Japan und in Taiwan mit Gesamtinvestitionen von 285 Millionen US$ aus. Die Erweiterung in Taiwan ist seit Februar 2021 abgeschlossen. Das japanische Naoetsu-Werk soll im Februar 2022 fertiggestellt sein. Aufgrund der großen Nachfrage von Kunden sind weitere Investitionen zu erwarten.

Eine Produktionserweiterung von Photoresist ist bei Sumitomo Chemical in der Umsetzung. Das Osaka-Werk soll in der ersten Jahreshälfte 2022 mit modernen Herstellungslinien ausgebaut werden. Dabei erhält Sumitomo Chemical Unterstützung durch ein Programm des Wirtschaftsministeriums, das die Stärkung von Lieferketten in Japan fördert.

Nicht zuletzt ist auch AGC Inc. mit der Erweiterung seiner Erzeugung von Lithographie-Materialien beschäftigt. Das Unternehmen baut gegenwärtig in Japan an einem neuen Werk für Photomasken auf EUVL (extreme ultraviolet lithography)-Basis, das 2022 den Betrieb aufnehmen soll. Insgesamt hat AGC im Fiskaljahr 2021 Investitionen von 1,8 Milliarden US$ angekündigt.

Mitsui Chemical initiiert viele Projekte

Mit Blick auf die Nachfrage aus dem Halbleiterbereich wird Mitsui Chemicals seine Produktion für Spezialfolien in Taiwan erhöhen. Die Kapazität im Werk der Tochterfirma Taiwan Tohcello Functional Sheet in Kaohsiung, das erst Anfang 2020 in Betrieb ging, soll verdoppelt werden. Das Erweiterungsvorhaben startet im August 2021 und die Fertigstellung ist für das Jahr 2023 vorgesehen.

Insgesamt hat Mitsui Chemicals vor, im Fiskaljahr 2021 rund 1,3 Milliarden US$ für verschiedene Projekte auszugeben. So soll die Produktionskapazität im japanischen Werk Omuta in der Präfektur Fukuoka ausgebaut werden. Dort stellt das Unternehmen Olefin-Copolymere her, die die Grundlage für die Erzeugung von Kontaktlinsen sind.

Zudem wird Mitsui Chemical in Südkorea investieren. Dort besitzt das Chemieunternehmen mit Kumho Petrochemical eine Joint-Venture-Produktion von MDI (methylen diphenyl isocyanate), die um 200.000 Tonnen auf 610.000 Tonnen pro Jahr erweitert werden soll. Der Baubeginn dieser circa 365 Millionen US$ teuren Kapazitätsausweitung war April 2021. Der Start der Produktion ist für Anfang 2024 vorgesehen.

Neue Mobilität braucht neue Materialien

Die Elektromobilität zieht als expandierendes Geschäftsfeld Investitionen nach sich. Asahi Kasei wird etwa die Produktion von Separatoren für Lithium-Ionen-Batterien in Japan im bestehenden Hyuga-Werk in der Präfektur Miyazaki ausbauen. Die Investitionen sind mit 273 Millionen US$ veranschlagt. Die Inbetriebnahme der neuen Produktion ist in der ersten Jahreshälfte 2023 geplant. Ebenfalls für die Erzeugung von Separatoren hat der Materiallieferant Toray eine Fabrik in Ungarn gebaut, die im Sommer 2021 die Produktion aufnehmen soll.

Zudem gehören Toray und Teijin im Bereich Karbonwerkstoffe und Verbundmaterialien zu den wichtigsten Entwicklern und Lieferanten weltweit. Teile und Komponenten in Leichtbauweise spielen in Flugzeugen, Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeugen und zukünftig auch bei Flugtaxis eine wachsende Rolle. Beispielsweise will Teijin in seinem Milovice-Werk in der Tschechischen Republik etwa 12 Millionen US$ investieren, um die Produktion von Verbundwerkstoffen für die automobile Nutzung auszubauen. Dies soll bis Herbst 2022 abgeschlossen sein.

USA ziehen japanische Investitionen an

Shin-Etsu wird einen Teil des Investitionsbudgets 2021 in seine US-Tochter Shintech stecken, wo die Produktionskapazitäten im bestehenden Chemiekomplex in Louisiana ausgebaut werden. Sie sollen für VCM (vinyl chlorid monomer) um 580.000 Tonnen pro Jahr, für PVC (poly vinyl chlorid) um 380.000 Tonnen pro Jahr und für Ätznatron um 390.000 Tonnen pro Jahr steigen. Die Investitionshöhe bis Ende 2023 taxiert Shin-Etsu auf 1,25 Milliarden US$. 

Ebenfalls in den USA will Fujifilm ein neues Werk zur Erzeugung von Druckertinte errichten, da die weltweite Nachfrage nach Pigment-Dispersionen zunimmt. Der Bau des Projekts, das mit 19 Millionen US$ veranschlagt ist, startete im April 2021 und soll im Jahr 2022 fertig gestellt werden. Die USA stehen aufgrund ihres umfangreichen Investitionsprogramms zur Überwindung der Coronapandemie und der Technologiepolitik im Blickpunkt des japanischen Investitionsinteresses.

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