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Branchen | Japan | Umwelttechnik

Umweltindustrie rückt stärker in den Fokus

Politische Vorgaben sollen der Umweltindustrie in Japan einen Schub geben. Klimaneutrale Produktion, Recycling und emissionsarmer Transport fordern die Unternehmen heraus.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Japans grüne Wachstumsstrategie, die die Dekarbonisierung bis 2050 als Ziel hat, wird in einigen Sektoren umfangreiche Veränderungen nach sich ziehen. Laut des „Report on the Market Size and Employment of the Environmental Industry“, den das Ministry of the Environment (MOE) jährlich erarbeiten lässt, soll Japans Markt für Umwelttechnik im Jahr 2030 gegenüber 2020 auf Yen-Basis um 12 Prozent auf dann umgerechnet 1.153 Milliarden US-Dollar (US$) steigen.

Zwar enthält der Bericht auch Prognosen bis zum Jahr 2050. Jedoch sind diese aufgrund von noch zu erwartenden technologischen Fortschritten sehr unsicher. Die Prognosen beruhen auf Zahlen von 2019 und daraus abgeleiteten Hochrechnungen. Zumindest zeigen sie jedoch gewisse Trends auf, wie sich verschiedene mit der Umweltindustrie verbundene Branchen entwickeln könnten.

Japan macht gegen Klimawandel mobil

Dem Bericht zufolge werden in den nächsten zehn Jahren Technologien zur Bekämpfung der globalen Erwärmung am stärksten zulegen. Dazu zählen alternative Antriebe für den Transportbereich, energieeffiziente Ausrüstungen und Geräte sowie Anlagen zur emissionsarmen oder -freien Energieerzeugung, darunter Kraft-Wärme-Kopplung, Photovoltaik- und Offshore-Windkraftanlagen.

Dagegen wird der Markt für Ausrüstungen und Dienstleistungen zur Vorbeugung von Umweltverschmutzung schrumpfen. Dabei geht es vor allem um Abgaskatalysatoren im Transportbereich. Noch bilden diese dank der Verbrennungsmotoren ein großes Absatzsegment. Mit der Zunahme elektrischer Antriebsarten in Japan und in wichtigen Abnehmermärkten wird das Segment jedoch absehbar an Bedeutung verlieren.

In den Bereichen Abfallentsorgung und effiziente Nutzung von Ressourcen sowie Technologien und Ausrüstungen zum Schutz der natürlichen Umwelt geht das Ministerium davon aus, dass der Absatzmarkt in Japan nur moderat steigt. Müllverbrennungsanlagen sollen beispielsweise durch Modernisierung expandieren. Hier ist aber kaum mit Kapazitätserweiterungen zu rechnen, da Abfallvermeidung und Recycling zunehmen.

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Umweltindustrie macht Boden gut

Dem Bericht des MOE zufolge überstieg der Umsatz der Umweltindustrie 2019 erstmals die Marke von einer Billion US$ und erreichte einen Anteil von 10,5 Prozent (2000: 6,1 Prozent) an der Gesamtleistung der Industrie Japans. Dabei zählte die Umweltbranche circa 2,7 Millionen Beschäftigte.

Bislang stellt Abfallentsorgung und effiziente Nutzung von Ressourcen noch das größte Segment dar, das 2019 mit 4,4 Prozent gegenüber 2018 zudem am stärksten zugelegt hat. Gleichzeitig stand dessen Zuwachs mit 10,7 Prozent auch bei den japanischen Importen von Umwelttechnik im Vordergrund. Das wertmäßig größte Importsegment waren mit umgerechnet 26,3 Milliarden US$ Technologien zur Vermeidung der globalen Erwärmung. Hier besteht noch deutliches Ausbaupotenzial.

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Deutlich höher als die Einfuhren von umgerechnet insgesamt knapp 37 Milliarden US$ schlugen 2019 die japanischen Ausfuhren mit rund 157 Milliarden US$ zu Buche. Dabei standen ebenfalls Technologien gegen die globale Erwärmung im Fokus, hauptsächlich beim Export von Hybrid- und anderen emissionsarmen Fahrzeugen.

Klimaschutzengagement legt zu

Klimaschutzaktivitäten gewinnen in Japan an Popularität. Laut Umweltministerium hatten sich bis Ende Juli 2021 bereits 432 lokale Verwaltungen, die für 87,7 Prozent der japanischen Bevölkerung stehen, dazu verpflichtet, bis 2050 das Zero-Carbon-Ziel anzustreben. Damit wird die Nachfrage nach Klimaschutzmaßnahmen von öffentlicher wie auch privater Seite steigen.

Immer mehr japanische Unternehmen richten ihre Strategien danach aus. Das betrifft sowohl die Nachfrage- als auch die Angebotsseite. So steigt die Zahl japanischer Großunternehmen, die im Rahmen der RE100-Initiative eine Umstellung der Energienutzung auf 100 Prozent erneuerbare Energie anvisieren. Die RE100 Climate Group meldete im Februar 2021, dass bereits 50 Unternehmen aus Japan der Initiative beigetreten sind.

Unternehmen investieren in Dekarbonisierung

Laut dem „Survey on Planned Capital Investment“ der Development Bank of Japan (DBJ) wollen 2021 und 2022 rund 27 Prozent der Großunternehmen in Japan in Technologien investieren, die zur Dekarbonisierung beitragen. Dabei zeigen Firmen aus den Branchen Transportausrüstung und Chemie das größte Interesse, was vor allem auf Investitionen in Elektroantriebe und den Einsatz von erneuerbaren Energien in der Energieversorgung hinausläuft.

Um Unternehmen bei ihren Umbauplänen zu unterstützen, hat die DBJ im Mai 2021 angekündigt, auf der Grundlage von Umwelt-, Sozial- und Governance (ESG - environmental, social and corporate governance)-Kriterien ihre Kreditlinien bis 2025 auf 50,4 Milliarden US$ zu erhöhen. Dies soll etwa 40 Prozent der zu vergebenden Investitionssumme der DBJ ausmachen.

Andere japanische Finanzinstitute richten sich ebenfalls stärker an den Standards aus. Bei Umweltaktivitäten schlagen sich laut "McKinsey Sustainability Report" vom März 2021 die japanischen Großunternehmen gut im Vergleich zu Firmen in Nordamerika und Europa.

Innovationen für mehr Klimaschutz gefragt

Der Staat fördert die Entwicklung innovativer Technologien und Dienstleistungen zur Dekarbonisierung und hat dieses Vorhaben in der „Environment Innovation Strategy“ Anfang 2020 konkretisiert. Dabei schauen Japans Anbieter von Umwelttechnik nicht nur auf den Inlandsmarkt, sondern haben auch die wachsenden Auslandsmärkte im Auge, um ihr Geschäft auszuweiten. Denn der Klimawandel schafft eine weltweit steigende Nachfrage.

Damit auch ärmere Länder Klimaschutzaktivitäten einleiten können, will die japanische Regierung von 2021 bis 2025 im internationalen Rahmen Finanzierungsgelder in Höhe von umgerechnet circa 59 Milliarden US$ bereitstellen. Dies gab sie im Juni 2021 beim G7-Treffen in Großbritannien bekannt.

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