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Branchen | Lettland | Wasserstoff

Wasserstoff spielt noch keine große Rolle

Die Wasserstoffproduktion wird nur gefördert, wenn sie auf erneuerbaren Energiequellen basiert. Ein erstes Projekt gibt es in Riga.

Von Niklas Becker | Helsinki

Derzeit gibt es in Lettland kein gesondertes Strategiepapier für den Einsatz von Wasserstoff (H2), teilt das Wirtschaftsministerium auf Anfrage mit. Die Behörde weist jedoch darauf hin, dass das Thema im lettischen Nationalen Energie- und Klimaplan 2021 bis 2030 erwähnt wird, der im November 2020 vom Ministerrat verabschiedet worden ist. Untern anderem fordert der Plan mehr Energieeffizienz im Transportwesen. Dabei stehen die Themen Elektromobilität, Biokraftstoffe (einschließlich Biomethan), komprimiertes Erdgas (Compressed Natural Gas; CNG), Flüssigerdgas (Liquified Natural Gas; LNG) und Wasserstoff im Fokus. 

Ministerium will H2-Transport im Gasnetz prüfen

So soll zwischen 2021 und 2030 unter anderem die Infrastruktur für gasförmige Brenn- und Kraftstoffe modernisiert werden. In diesem Zusammenhang gilt es auch Möglichkeiten zur Umstellung der Erdgasinfrastruktur auf Wasserstoff und andere gasförmige Brennstoffe zu bewerten. Die Ausarbeitung eines Aktionsplans für die Entwicklung der Wasserstoffinfrastruktur und des Geschäftsumfelds stehen ebenfalls auf der Agenda. 

Nach Aussage des Wirtschaftsministeriums wird derzeit aus technischen Gründen kein Wasserstoff im Erdgasverteilungs- oder Fernleitungsnetz transportiert. Und der Aufbau einer neuen Gasinfrastruktur ist momentan nicht geplant. Um Wasserstoff im Erdgasverteilungs- oder Fernleitungsnetz zu transportieren, müssen laut Ministerium die Anpassungsmöglichkeiten der bestehenden Erdgasinfrastruktur evaluiert werden.

Derzeit arbeitet die Behörde an einer Änderung der entsprechenden Verordnung, die unter anderem die Anforderungen für die Einspeisung des Wasserstoffes in das Gassystem konkretisiert. Auf nationaler Ebene wird die Wasserstoffproduktion in Lettland nur gefördert, wenn sie auf erneuerbare Energiequellen basiert. 

Aufbauplan ignoriert Wasserstofftechnologien 

Um die Auswirkungen der Coronapandemie abzufedern, hat die Europäische Union (EU) die Aufbau- und Resilienzfazilität eingeführt. Um die entsprechenden Fördergelder abzurufen, müssen nationale Aufbaupläne bei der Europäischen Kommission eingereicht werden, die zeigen, wofür die Gelder ausgegeben werden sollen. 

Im entsprechenden lettischen Aufbauplan spielen Wasserstofftechnologien jedoch keine große Rolle. Das Thema wird nur im Zusammenhang mit der geplanten Modernisierung der Stromübertragungs- und -verteilungsnetze aufgegriffen. Die Regierung will hier den rechtlichen Rahmen verbessern und die Entwicklung von Speichertechnologien unterstützen. Dazu gehört auch die Etablierung einer Wasserstoffinfrastruktur (Produktion, Transport, Speicherung). Zudem soll die Förderung von grünem Wasserstoff auch die künftige Dekarbonisierung des Verbrauchs sicherstellen, wenn die Elektrifizierung keine wirtschaftlich oder technisch tragfähige Option ist.

Die erste H2-Tankstelle des Baltikums steht in Riga

Das von der EU kofinanzierte Projekt H2Nodes hat das Ziel, die Entwicklung eines zusammenhängenden Netzes von Wasserstofftankstellen entlang der Hauptverkehrskorridore in Europa zu erleichtern. Im Rahmen des Projekts wurden bisher drei Wasserstofftankstellen eröffnet: in Lettlands Hauptstadt Riga, der südestnischen Stadt Pärnu und in der niederländischen Stadt Arnheim. An den Tankstellen wird das Betanken von wasserstoffbetriebene Bussen und Autos in der Praxis getestet. Weitere Stationen entlang des Verbindungskorridors sollen folgen. Die Anfang 2020 in Riga eröffnete Station hat im ersten Betriebsjahr 11.000 Kilogramm Wasserstoff produziert. Es war die erste Wasserstofftankstelle in den baltischen Ländern. 

Im Rahmen des H2Nodes-Projekts hat das öffentliche Verkehrsunternehmen Rīgas satiksme in der lettischen Hauptstadt Wasserstoff-Brennstoffzellen als Reichweitenverlängerer für seine Oberleitungsbusse eingeführt. Diese ersetzen die derzeit eingesetzten Diesel-Reichweitenverlängerer. Bisher sind 10 der sogenannten HyTrolley-Oberleitungsbusse des Typs Trollino 18,75H2 der Firma Solaris in Riga im Einsatz. Im Sommer 2021 hatte das kommunale Verkehrs- und Infrastrukturunternehmen Rīgas Satiksme bekannt gegeben, zwölf weitere Wasserstoffbusse bis Ende 2023 anzuschaffen. Doch die Pläne sind aufgrund hoher Betriebskosten und Problemen beim Einkauf ad acta gelegt. 

Der erste in den baltischen Staaten eingesetzte Bus, der ausschließlich mit Wasserstoff betrieben wird, fährt in der lettischen Stadt Jelgava. Die örtlichen Verkehrsbetriebe SIA "Jelgavas autobusu parks" haben zum Jahresbeginn 2021 ein Modell der Firma Solaris getestet. Wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilt, sei man weiterhin an dem Thema Wasserstofftransport interessiert und suche weitere Möglichkeiten und Partner für eine Wasserstoffproduktion in der Nähe von Jelgava. 

Baltische Länder bauen Zusammenarbeit im Bereich Wasserstoff aus

Um die Integration der Wasserstofftechnologie in die bestehende Gasinfrastruktur zu untersuchen, wollen die Betreiber der Gasfernleitungsnetze in Estland (Elering AS), Lettland (Conexus Baltic Grid), Litauen (Amber Grid) und Finnland (Gasgrid Finland) in Zukunft enger zusammenarbeiten. Dafür habe sie die Hydrogen Baltic Coordination Group (H2BCG) gegründet. Das gaben die Unternehmen im Juli 2021 bekannt. Wie der lettische Betreiber mitteilt, soll die Durchführung einer gemeinsamen Studie mit dem Thema "Einführung und Transport von Wasserstoff in das bestehende Gasfernleitungsnetz" das erste Projekt der neuen Lenkungsgruppe sein. 

Laut Uldis Bariss, Chief Executive Officer von Conexus Baltic Grid, wird die Studie eine wichtige Basis für die bevorstehende Expansion des Wasserstoffmarkts in der Region sein, den Ausbau der Gasinfrastruktur inbegriffen. Das Unternehmen sei für verschiedene Optionen, die die Energieversorgung umweltfreundlicher machen, offen. Dazu zähle auch die Einspeisung von erneuerbaren Gasen wie Biomethan und Wasserstoff in das Gasversorgungssystem.

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