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Branchen | Niederlande | Solarenergie

Marktchancen

Kleine Dachanlagen und große Solarparks eröffnen gute Geschäftschancen. Die gewerblich installierte Fotovoltaikkapazität hat diejenige von Hausbesitzern 2019 erstmals übertroffen.

Von Torsten Pauly | Berlin

Beide Segmente sind zuletzt stark gewachsen. So hat sich die gewerbliche Solarstromleistung 2019 laut neuesten verfügbaren Zahlen um 59 Prozent auf 3,6 Gigawatt erhöht, während die auf Wohnhäusern um 39 Prozent auf 3,2 Gigawatt gestiegen ist.

Günstige Regeln für kleine Dachanlagen gelten noch bis 2023

Niederländische Eigenheimbesitzer mit Fotovoltaikanlagen sind zum einen selber verbrauchende Prosumer, können ihre Elektrizität aber auch ins öffentliche Netz einspeisen. In diesem Fall greift das sogenannte Netmetering, das heißt die Netto-Messung. Den Erzeugern wird in diesem Fall die Differenz von eingespeistem und bezogenem Strom berechnet, wobei jeweils der gleiche Marktpreis berechnet wird. Zudem lassen sich Solarenergieinvestitionen steuerlich absetzen. Dachanlagen können sich daher in bis zu sechs Jahren amortisieren. Diese Regelungen gelten noch bis Ende 2023 und sollen dann bis 2031 stufenweise wegfallen. Es ist daher zu erwarten, dass viele Hausbesitzer noch zu den jetzt geltenden Bedingungen in Fotovoltaikdachanlagen investieren werden.

Die niederländischen Haushalte haben geringe Stromkosten. Im ersten Halbjahr 2021 fielen bei einem Jahresverbrauch von 2.500 Kilowattstunden bis 5.000 Kilowattstunden inklusive aller Steuern und Abgaben im Mittel 41,6 Prozent weniger pro Kilowattstunde als im EU-Durchschnitt an. Gewerbliche Kunden mit einem Jahresverbrauch von 2.000 Megawattstunden bis 20.000 Megawattstunden zahlten im ersten Halbjahr 2021 etwa 13,2 Prozent weniger als im EU-Schnitt. Zunehmend investieren Unternehmen im Sekundär- und Tertiärsektor in ihre eigene Stromversorgung mit Fotovoltaikanlagen auf ihren Gebäudedächern.

RWE und andere Investoren projektieren große Anlagen

Wegen der mit 507 Einwohnern pro Quadratkilometer (2019) sehr hohen Bevölkerungsdichte und der intensiven Bodenbewirtschaftung werden große Fotovoltaikparks oft auf Meeres- oder Binnengewässern errichtet. So haben die Investoren Zeeuwind und Deltawind im Juni 2021 bekanntgegeben, Anlagen im Umfang von 50 Megawatt auf 40 Hektar zwischen den Turbinen des Nordseewindparks Krammer zu installieren. Auf einem Binnensee errichtet die RWE Renewables GmbH den Fotovoltaikpark Amer mit 6,1 Megawatt Leistung. Weitere 2,3 Megawatt entstehen auf dem Gelände des nahegelegenen Kraftwerks.

Ein weiterer niederländischer Großinvestor ist Powerfield. Die Gesellschaft entwickelt derzeit 12 Fotovoltaikparks zu Lande und zu Wasser mit einer Gesamtleistung von 372 Megawatt. Die größten Projekte sind dabei der Solarpark Borgercompagnie mit 150 Megawatt, der Solarpark Matsloot (50 Megawatt) und die Anlagen Leek (33 Megawatt) und Wanneperveen (28 Megawatt). Powerfield betreibt bereits zehn Fotovoltaikparks mit einer Kapazität von insgesamt 437 Megawatt.

Regierung hat Förderprogramm SDE++ aufgelegt

Seit 2021 fördern die Niederlande gewerbliche erneuerbare Energieprojekte mit dem Programm SDE++ (Stimulering Duurzame Energieproductie), welches das vorherige Schema SDE+ ersetzt hat. Das Programm SDE++ managt die Wirtschaftsförderungsagentur RVO (Rijksdienst voor Ondernemend Nederland).

Projektierer können sich an Auktionen beteiligen, die in der Regel zweimal im Jahr im Frühjahr und Herbst stattfinden. Antragsteller benötigen eine CertiQ-Zertifizierung. SDE++ gewährt Subventionen für CO2-Einsparungen, die sich im Herbst 2021 je nach Tender in einer Spanne von 60 Euro bis 300 Euro je Tonne CO2 bewegen. Bei der Frühjahrsvergabe 2021 hat das Programm SDE++ 2 Milliarden Euro für Fotovoltaikprojekte im Umfang von 3,5 Gigawatt bereitgestellt.

Auch Energiespeicher und Wasserstoff eröffnen Geschäftschancen

Der durch große Fotovoltaikparks gewonnene Strom wird häufig in innovative Anlagen zur Energiespeicherung oder Elektrolyse überführt. An der Schnittstelle zu diesen Technologien eröffnen sich deutschen Anbietern von Fotovoltaiksystemen oder digitalen Steuerungsprozessen ebenfalls viele Geschäftschancen.

Unter anderem wächst der niederländische Markt für Elektrofahrzeuge dank attraktiver Fördermodelle stark. Es gibt zwei Dutzend Projekte für Wasserstoffanlagen und der eingesetzte Strom kommt oft aus Wind- und Solarparks. Das Programm SDE++ hat im Frühjahr 2021 auch entschieden, ein Rotterdamer Projekt zur Speicherung von Kohlenstoff mit 2,1 Milliarden Euro zu fördern.

Erneuerbare Quellen machen Niederlande zum Nettostromexporteur

Die Niederlande waren seit Jahrzehnten ein Nettoimporteur von Elektrizität. Mit dem raschen Ausbau der ergiebigen erneuerbaren Quellen hat sich dies jedoch geändert, denn 2020 haben die Niederlande erstmals 2,7 Terawatt mehr Strom aus- als eingeführt. Dieser Überschuss wird in den kommenden Jahren mit dem groß angelegten Zubau weiter ansteigen.

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