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Branchen | Polen | Wärmeversorgung

Heizungen von Einfamilienhäusern werden umweltfreundlicher

Polen fördert den Austausch von Öfen und Heizkesseln in älteren Einfamilienhäusern sowie ab 2022 auch die Installation von Wärmepumpen in Gebäuden.  

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Polnische Einfamilienhäuser belasten in der kalten Jahreszeit die Umwelt. Das gilt insbesondere für die schätzungsweise 3,5 Millionen in älteren Gebäuden installierten Öfen und Heizkessel, die mit Kohle oder Holz befeuert werden. Aber auch in neuen Einfamilienhäusern mit gehobenen Energiestandards ist beim Thema effizientes und umweltfreundliches Heizen noch Luft nach oben. Daher fördert der Nationale Fonds für Umweltschutz und Wasserwirtschaft NFOŚiGW ab 2022 nicht nur den Austausch der Öfen und Heizkessel, sondern auch die Installation von Wärmepumpen durch Hausbesitzer.

Dieser Prozess entwickelt sich sehr dynamisch. Im Jahr 2020 wurden in Polen bereits 56.500 Wärmepumpen verkauft. Das waren 52 Prozent mehr als 2019. Im Jahr 2021 dürfte allein die Zahl der verkauften Luft- und Wasserwärmepumpen 80.000 Stück übersteigen. Bereits im 1. Halbjahr 2021 hatte sich deren Absatz gegenüber dem 1. Halbjahr 2020 mehr als verdoppelt. Im Jahr 2022 sollen die Verkäufe auf 100.000 bis 110.000 Stück wachsen.

Diese Dynamik erwartet der Vorsitzende der Polnischen Organisation zur Entwicklung der Wärmepumpentechnologie (Polska Organizacja Rozwoju Technologii Pomp Ciepła, PORT PC), Paweł Lachman. Gegenüber der Fachzeitschrift Wärme- und Heizungswesen, Ventilation (Ciepłownictwo, Ogrzewnictwo, Wentylacja) sagte Lachmann, dass die Nachfrage in den Jahren 2020 und 2021 stagnierte. Für 2022 geht Lachmann indes von einem deutlich steigenden Absatz von Wärmepumpen aus.

Zuschüsse für Wärmepumpen

Die Nachfrage nach Wärmepumpen wird nicht zuletzt durch das neue Förderprogramm „Meine Wärme“ (Moje Ciepło) angeschoben, das 2022 an den Start geht. Dem NFOŚiGW stehen 130 Millionen Euro zur Verfügung, um den Kauf und die Montage von Wärempumpen zu bezuschussen. Das Programm „Meine Wärme" wird aus dem Modernisierungsfond der Europäischen Union (EU) finanziert.

NFOŚiGW übernimmt bis zu 30 Prozent der Kosten. Die Höhe der Förderung richtet sich nach der Art der Pumpen. Die teureren Erdwärmepumpen können mit bis zu 4.532 Euro bezuschusst werden, die kostengünstigeren Luftwärmepumpen dagegen mit bis zu 1.511 Euro. Zusammen mit der Montage fallen pro Pumpe je nach Ausführung Kosten in Höhe von 6.475 Euro bis 10.791 Euro an.  

Die Pumpen nutzen Wärmequellen in der natürlichen Umgebung, in der Luft (Aerothermie), im Grundwasser (Hydrothermie) und in der Erde (Geothermie). Diese verwenden sie außer zum Heizen und zur Warmwasserbereitung auch zur Kühlung von Gebäuden bei Hitze. Deutsche Heiztechnik wird in Polen generell geschätzt, und auch für deutsche Anbieter von Wärmepumpen ergeben sich Lieferchancen.

Austausch alter Öfen kommt in Gang

Auch moderne Heizkessel sind in Polen gefragt. Experten schätzen, dass annähend drei Viertel der Einfamilienhäuser noch mit alten Holz- und Kohleöfen beheizt werden, die keinerlei ökologische Standards erfüllen. Um die Energieeffizienz von Einfamilienhäusern zu erhöhen, wurde das Programm „Czyste Powietrze“ (Saubere Luft) ins Leben gerufen, das für den Zeitraum 2018 bis 2029 mit rund 24 Milliarden Euro ausgestattet wurde. Nach einem zögerlichen Start kommt der Austausch alter Öfen und Kessel angesichts immer strengerer Umweltvorgaben allmählich in Gang.

Im 3. Quartal 2021 wurden rund 53.000 Anträge auf Zuschüsse für Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz von Einfamilienhäusern eingereicht. Im 3. Quartal 2020 waren es laut dem Vorsitzenden der Vereinigung Polnischer Smog-Alarm (Polski Alarm Smogowy), Andrzej Guła gerade einmal 21.000 Anträge. Am aktivsten sind Gemeinden aus Sląsk (Oberschlesien), wo bereits ab Januar 2022 verschärfte Anti-Smog-Bestimmungen gelten. Die Woiwodschaften Małopolska (Kleinpolen), Mazowieckie (Masowien) und Łódź (Lodsch) verbieten erst ab 2023 Heizungen, die keine ökologischen Standards erfüllen.

Während in der traditionell besonders stark von der Luftverschmutzung betroffenen Stadt Kraków (Krakau) bereits etliche alte Öfen und Kessel ausgetauscht wurden, hinken umliegende Gemeinden noch hinterher. Daher stellt die Woiwodschaft Małopolska weitere rund 13 Millionen Euro für ihr Luftschutzprogramm (Program Ochrony Powietrza, POP) zur Verfügung.

Nur schleppend kommt die statistische Erfassung aller in Polen vorhandener Gebäude samt Heizungsausstattung voran. Hausbesitzer haben bis zum 30. Juni 2022 Zeit, eine entsprechende Erklärung beim Hauptamt für Bauaufsicht (Główny Urząd Nadzoru Budowlanego, GUNB) einzureichen. Auf dieser Basis wird das Zentralregister über die Schadstoffemissionen von Gebäuden, Centralna Ewidencja Emisyjności Budynkow (CEEB), erstellt.

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