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Branchen | Polen | Internet- und Telekommunikationsdienste

In das Glasfaserkabelnetz wird kräftig investiert

Rund 2 Millionen polnische Privathaushalte und mehrere tausend Schulen sollen bis 2023 Zugang zum Internet über Glasfaserkabel erhalten.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Polen baut die Glasfasernetze aus. Dafür stehen im Rahmen des Programms Digitales Polen (Program Operacyjny Polska Cyfrowa; POPC), das von der Europäischen Union (EU) mitfinanziert wird, zunächst 1,02 Milliarden Euro zur Verfügung.

Fiberhost erhält hohe EU-Förderung

Den größten Förderbetrag erhält nach Angaben des Projektzentrums Digitales Polen (Centrum Projektów Polska Cyfrowa; CPPC), das die Regierung etabliert hat, die polnische Firma Fiberhost S.A. (früher: Inea S.A.). Sie stellt Dienstleistungen in den Bereichen Internet und Fernsehen zur Verfügung.

Fiberhost ist nach eigenen Angaben in Polen führend beim Bau und Management einer modernen und offenen Glasfaserinfrastruktur des Typs FTTH (Fiber-To-The-Home). Die Firma fungiert als Großhändler für lokale und landesweite Telekommunikationsdienstleister, darunter Orange Polska, T-Mobile, UPC, Inea und RFC. Ende 2022 soll das Fiberhost-Netz bereits über 1,3 Millionen Privathaushalte in acht Woiwodschaften erreichen.

Die größten Empfänger der EU-Zuschüsse für den Internet-Ausbau in Polen (in Millionen Euro)

Firma

Betrag

Fiberhost S.A.

263

Orange Polska

 169

Nexera

 156

Tauron

 41

Voice Net

 34

Quelle: CPPC, eigene Berechnungen der Tageszeitung Rzeczpospolita

Der Energiekonzern Tauron engagiert sich ebenfalls im Bereich der Glasfaserkabel. Er will insgesamt rund 5.500 Kilometer Kabel verlegen und 172 Verteilerknoten schaffen. Ende März 2022 sollen sich nach Auskunft von Pressesprecher Łukasz Zimnoch bereits über 205.000 Haushalte im Einzugsbereich von Tauron befinden und somit Zugang zu schnellem Internet via Glasfaserkabel haben.

Ende 2020 hatte der Konzern bereits 2.604 Kilometer Glasfaserkabel verlegt und 145 Verteilerknoten geschaffen. Auch 601 Schulen waren schon angeschlossen. Das CPPC hatte bereits 2018 die dritte Internet-Ausschreibung durchgeführt, in dessen Rahmen Tauron rund 41 Millionen Euro an EU-Fördermitteln zugesagt wurden. Das CPPC organisiert entsprechende Wettbewerbsrunden, bei denen sich interessierte Firmen um diese Mittel bemühen können.

Orange geht Joint Venture mit niederländischem Investor ein

Das geförderte Glasfasernetz von Orange Polska nutzten laut Unternehmenssprecher Wojciech Jabczyński Ende 2020 rund 62.000 Endkunden. Im April 2021 kündigte Orange Polska die Gründung eines Joint Ventures mit dem niederländischen Pensionsfonds APG an. An dem Gemeinschaftsunternehmen mit dem Namen Światłowód Inwestycje (Glasfaser Investitionen) halten beide Partner jeweils die Hälfte der Anteile.

Orange Polska erhält dadurch von APG einen Betrag von 303 Millionen Euro, von dem 65 Prozent bei Vertragsabschluss fällig werden und der Rest mit dem Fortschreiten des Entwicklungsplans zwischen 2022 und 2026. Außerdem wird Światłowód Inwestycje ein über sieben Jahre laufender Kredit in Höhe von 678 Millionen Euro von einem Bankenkonsortium gewährt. Zum Konsortium gehören BNP Paribas Bank Polska, ING Bank, Santander Bank Polska, Société Générale und die Europäische Investitionsbank (EIB). Ziel von Światłowód Inwestycje ist es, 2,4 Millionen Privathaushalte an sein Glasfaserkabelnetz anzuschließen und somit der führende unabhängige Großhandelsanbieter eines offenen Netzes in Polen zu werden. 

Nexera plant große Investitionen

Die polnische Nexera Holding will in den kommenden Jahren annähernd 547 Millionen Euro in Lichtleiternetze investieren. Zusätzlich zu den 156 Millionen Euro, die sie aus dem Operationellen Programm Digitales Polen POPC erhält, nahm sie einen Kredit von 219 Millionen Euro auf. Diesen will sie laut ihrem Geschäftsführer Pawel Hordyński zum größten Teil ebenfalls für den Netzausbau verwenden. Den Rest des Investitionsbetrages bringen die Anteilseigner auf.

Ein ehemals bedeutender Investor in Lichtleiternetze, die polnische Gesellschaft Hawe Telekom, ist inzwischen hoch verschuldet und wird seit 2016 gerichtlich umstrukturiert. Nun hofft man bei Hawe Telekom, einen Vergleich schließen zu können, unter anderem mit der staatlichen Agentur für Industrieentwicklung (Agencja Rozwoju Przemysłu; ARP), von der Hawe eine Finanzspritze erhalten hatte. 

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