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Branchen | Russland | Abfallwirtschaft

Branchenstruktur

Rund 200 Abfallentsorgungsunternehmen kümmern sich um die Einsammlung und Verwertung des Hausmülls in Russland. Ein Staatsbetrieb koordiniert die Modernisierung der Branche.

Von Gerit Schulze | Moskau

Über 100 Projekte bekommen staatliche Zuschüsse

Wichtigster Akteur in der russischen Abfallwirtschaft ist der Rossijski ekologitscheski operator (REO), ein Unternehmen öffentlichen Rechts. Der Staatsbetrieb ist das Koordinierungs- und Kontrollorgan für die Reform der Branche. Er beteiligt sich als Koinvestor an Projekten zur Sortierung und Weiterverarbeitung von Siedlungsabfällen, entweder über den Kauf von Anleihen oder über direkte Beteiligung am Grundkapital der Entsorgungsbetriebe. Außerdem organisiert REO Kampagnen zur Aufklärung der Bevölkerung zur Mülltrennung und -vermeidung.

Laut Tageszeitung Vedomosti hat REO allein 2021 in den Regionen 13 Investitionsvorhaben gefördert. Für über 100 weitere Projekte prüft REO eine finanzielle Unterstützung. Sie werden in der Regel von den regionalen Abfallentsorgungsbetrieben realisiert.

Eigene Entsorgungsbetriebe in jeder Region

Insgesamt sind in Russland rund 4.000 Unternehmen im Geschäft mit Hausmüll tätig. Die meisten davon bieten lediglich Dienstleistungen zum Einsammeln und Abfahren an.

Auf der Karte des Nationalen Büros für die Abfallverarbeitung (NKO) waren Mitte Dezember 2021 für das ganze Land 1.111 Hausmülldeponien verzeichnet, davon befinden sich 30 im Aufbau. Der Katalog umfasst außerdem 206 Standorte zu Abfallverarbeitung und 105 Objekte, in denen Müll zu neuen Produkten recycelt wird.

Viele Deponien in Russland sind überfüllt, häufig kommt es zu Bränden, Schadstoffemissionen oder belastetem Sickerwasser. Neben den offiziellen Deponien existieren Tausende illegale oder nicht rekultivierte Müllhalden.

Im Zuge der Abfallreform mussten die Regionen bis Herbst 2019 die Abfallentsorgung neu ausschreiben. Dadurch wurden "Regionale Operatoren" bestimmt, die exklusiv in einem Gebiet den Hausmüll einsammeln, sortieren, verwerten und bei Bedarf deponieren. Die Konzessionsverträge mit den Gebietskörperschaften laufen in der Regel zehn Jahre. Das Webportal Vyvoz.org pflegt einen Katalog der russischen Abfallentsorgungsbetriebe, der Ende 2021 insgesamt 217 Einträge umfasste. Einige Unternehmen sind in mehreren Regionen tätig.

Wichtige regionale Abfallentsorger in Russland

Unternehmen

Regionen

RT-Invest

Moskauer Gebiet, Irkutsk, Tatarstan

MBPO

Sankt Petersburg, Leningrader Gebiet

Musorouborotschnaja kompanija

Krasnodar

Tschisty gorod

Astrachan, Rostow-am-Don, Kalmückien, Adygeja

Chartija

Moskau, Moskauer Oblast, Jaroslawl, Tula, Wladimir

Citymatik

Murmansk, Nischni Nowgorod, Wolgograd, Saratow, Tscheljabinsk

Mechuborka

Pensa, Pskow, Nischni Nowgorod, Krasnodar, Baschkirien, Transbaikalien

Quelle: Tageszeitung Vedomosti

Mit Remondis ist in Mordwinien auch ein deutscher Dienstleister im Entsorgungsgeschäft tätig. In der Regel sind die Betriebe aber lokale Unternehmen, an denen die Regionalverwaltung häufig beteiligt ist.

Im größten Hausmüllmarkt Moskau wurde im Mai 2021 der kommunale Betrieb Ekotechprom zum zentralen Entsorgungsunternehmen bestimmt, das daraufhin neue Unteraufträge für die elf Stadtbezirke vergeben hat. Der Zuschlag für Müllabfuhr, Sortierung, Verarbeitung und Deponierung ging meist an die bestehenden Dienstleister, darunter MKM-Logistika, Ekolajn, MSK-NT und Chartija.

Müllverbrennung bleibt ein heißes Thema

Ein wichtiger Player in der russischen Abfallwirtschaft ist RT-Invest, an dem die staatliche Industrieholding Rostec beteiligt ist. Das Unternehmen ist vor allem im Großraum Moskau und in Tatarstan mit der Müllentsorgung beschäftigt. Im Moskauer Gebiet und in Tatarstan lässt RT-Invest fünf Müllverbrennungsanlagen errichten, die frühestens 2023 ans Netz gehen sollen.

Zusammen mit der staatlichen Entwicklungsbank VEB.RF plant RT-Invest 25 weitere Müllverbrennungsanlagen in Ballungsregionen. Dadurch sollen jährlich 14,6 Millionen Tonnen Hausmüll thermisch verwertet werden. Die Gesamtinvestitionen schätzt RT-Invest auf 15,7 Milliarden Euro. Allerdings stößt dieses Vorhaben auf lokalen Widerstand, Experten bezweifeln die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Projekte.

Bislang hat nur die Region Krasnodar im Rahmen dieses Vorhabens dem Bau von zwei Müllverbrennungsanlagen zugestimmt. Eine davon soll im Urlaubsort Sotschi entstehen, wo die Deponiekapazitäten allmählich erschöpft sind.

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