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Branchen | Russland | Abfallentsorgung, Recycling

Rosatom wittert großes Geschäft mit Altbatterien

Der Staatskonzern Rosatom will das Recyclinggeschäft mit Haushaltsbatterien in Russland neu aufrollen. Das Unternehmen plant in großem Maßstab deren Sammlung und Verwertung.

Von Gerit Schulze | Moskau

In Russland fallen jedes Jahr laut Schätzungen rund 20.000 Tonnen Batterieabfälle an. Nur 2 bis 3 Prozent davon werden recycelt. Die Entsorgung von gebrauchten Batterien und Akkus über den Hausmüll ist zwar verboten, doch fehlende Kontrollen und Sanktionen führen dazu, dass der Großteil davon immer noch in der Abfalltonne landet.

Der staatliche Kernkraftwerksbetreiber Rosatom will sich nun des Problems annehmen. Das Unternehmen hatte bereits Ende 2019 einen Exklusivauftrag für die Sammlung und Verwertung hoch gefährlicher Abfälle der Kategorien I und II bekommen. Dazu gehören anorganische Salzmischungen, Oxide und Hydroxide, Säureabfälle der verarbeitenden Industrie, quecksilberhaltige Gegenstände, Asbest und Batterien.

Postfilialen als Sammelpunkte für Altbatterien und -akkus

Ende 2021 kündigte die Rosatom-Tochterfirma FEO an, ein flächendeckendes Sammelsystem für Altbatterien und -akkus aufzubauen, berichtete die Tageszeitung Kommersant. Dafür will FEO ab März 2022 mit der russischen Post kooperieren, die landesweit rund 40.000 Filialen hat und zur zentralen Annahmestelle für leere Haushaltsbatterien werden soll.

Die Verantwortung für die Rücknahme und Entsorgung von Altbatterien liegt in Russland eigentlich bei den Herstellern und Inverkehrbringern. Laut Regierungsverordnung Nr. 3722-r vom 31. Dezember 2020 müssen sie seit 2021 mindestens 20 Prozent der verkauften Batterien wiederverwerten.

Recyclingkosten von 50 Cent je Kilogramm

Laut der Umweltaufsichtsbehörde Rosprirodnadsor wurden 2020 im Rahmen der Herstellerverantwortung knapp 1.400 Tonnen Batteriespeicher wiederverwertet. Das Sammeln, Transportieren und Recyceln der Batterien kostet laut Kommersant umgerechnet rund 50 Eurocent je Kilogramm. 

Die Unternehmen hatten in der Vergangenheit bereits damit begonnen, Sammelpunkte in Supermärkten, öffentlichen Einrichtungen oder in Elektronikgeschäften einzurichten. Hersteller und Händler, die über kein Recyclingsystem verfügen, müssen für Batterien eine Umweltabgabe von 33,5 Rubel je Kilogramm (rund 40 Eurocent) bezahlen. Auf diese Einnahmen hofft nun Rosatom.

Außerdem könnte sich der Konzern durch die Batterieentsorgung wichtige Ressourcen sichern, schreibt das Internetportal Babr24.com. Das betrifft vor allem Lithium, das der Konzern für seine geplante Batteriefabrik im Gebiet Kaliningrad benötigt. In Russlands westlicher Exklave will die Rosatom-Tochterfirma Renera bis 2026 eine Gigafabrik für Lithium-Ionen-Batterien errichten. Die Jahreskapazität soll in der Anfangsphase bei 3 Gigawattstunden liegen. 

Sieben Standorte zur Behandlung gefährlicher Abfälle geplant

Für das Recyceln der Batterien könnte Rosatom die Standorte nutzen, an denen es auch andere Abfälle der Kategorien I und II unschädlich machen und weiterverarbeiten will. Dazu gehören die ehemaligen Konversionsfabriken für Rüstungsgüter in Kambarka (Udmurtien), Michailowski (Gebiet Saratow), Mirny (Gebiet Kirow) und Schtschutsche (Kurgan). Diese werden derzeit für insgesamt rund 560 Millionen Euro umgerüstet, Auftraggeber für die Bauarbeiten ist FEO. Außerdem sind drei neue Ökotechnoparks in den Regionen Kemerowo, Irkutsk und im Leningrader Gebiet geplant, an denen auch Batterien recycelt werden könnten. Allerdings stößt Rosatom bei solchen Projekten teilweise auf massiven Widerstand der örtlichen Bevölkerung.

Eine geplante Verwertungsanlage für 50.000 Tonnen Lithium-Ionen-Batterien und -Akkus im Gebiet Kaluga wird deshalb in Dserschinsk bei Nischni Nowgorod realisiert. Dort investiert Rusatom greenway knapp 60 Millionen Euro in eine Recyclingfabrik für alte Lithium-Ionen-Akkus, die vor allem aus Elektrofahrzeugen, aus dem Eisenbahnverkehr und aus unterbrechungsfreien Stromversorgungsgeräten stammen sollen. Der Komplex wird aus fünf automatisierten Anlagen zur Sortierung und Verarbeitung verschiedener Batterietypen bestehen. Ziel ist die Gewinnung von Aluminium, Kupfer, Magnetfraktionen, Lithiumkonzentrat und Nickel-Kobalt-Legierungen.

Branchenverband fürchtet Monopolisierung des Marktes

Andere Branchenunternehmen, die schon Batterierecycling betreiben, sehen die Pläne von Rosatom kritisch. Der Branchenverband der Hersteller und Händler von Elektronikerzeugnissen, RATEK, spricht sich gegen eine Monopolisierung des Marktes aus. Er fürchtet, dass bereits angeschobene Projekte unrentabel werden, wenn künftig die Rosatom-Tochter FEO den Großteil der Altbatterien im Land einsammelt und recycelt.

Eine große Batterieverwertungsanlage betreibt zum Beispiel Megapolisresurs in Tscheljabinsk. Dort werden Eisen, Zink, Mangan und Elektrolyte extrahiert. Eine weitere Anlage gehört NEK in Jaroslawl. Dort lässt unter anderem US-Hersteller Duracell seine Altbatterien recyceln. Das Unternehmen sammelt gebrauchte Batterien an 3.000 Punkten in Russland ein.

Auch der Handelskonzern Magnit nutzt die beiden Werke. Das Unternehmen will 2022 etwa 100 weitere Sammelbehälter in seinen Supermärkten aufstellen und könnte pro Jahr bis zu 5 Tonnen Altbatterien und -akkus erfassen. Ebenso vergrößert der Elektronikhändler M.Video-Eldorado die Zahl seiner Sammelcontainer und hatte 2021 bereits 16 Tonnen Batterien von den Kunden zurückgenommen.

Laut Pressemeldungen entstehen bis 2024 in Russland sieben weitere Recyclingwerke für Altbatterien und Leuchtstoffröhren.

China ist wichtigster Batterielieferant

Zum Importvolumen an Batterien und Akkus gibt es unterschiedliche Angaben. Die russische Außenhandelsstatistik gibt für den HS-Warencode 8506 (Primärelemente und Primärbatterien) für 2020 ein Volumen von 24.000 Tonnen an. Der Wert belief sich auf 143 Millionen US-Dollar (US$), wobei fast 60 Prozent aus China kamen. Hinzu kamen 167.000 Tonnen Importe der Zollkategorie 8507 (elektrische Akkumulatoren), zu denen auch Lithium-Ionen-Akkus gehören. Bei der Handelsklassifikation SITC betrug das Einfuhrvolumen in der Kategorie 778.1 (Batterien und elektrische Akkumulatoren) 191.000 Tonnen mit einem Wert von 818 Millionen US$.

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