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Südkorea will mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen

Die Stromerzeugung erfolgt bisher vor allem aus Kohle, Kernkraft und Erdgas. Erneuerbare Energien sollen in den nächsten zehn Jahren einen ähnlichen Stellenwert erreichen.

Von Frank Robaschik | Seoul

Die Regierung von Präsident Moon hat erklärt, keine neuen Kernkraftwerke mehr bauen zu wollen. Zur Feinstaubreduzierung sollen außerdem alte Kohlekraftwerke abgeschaltet und eine Reihe von Kohlekraftwerken in Flüssiggaskraftwerke umgewandelt werden. Laut dem neunten Grundplan zur Entwicklung von Stromangebot und -nachfrage von Ende 2020 sollen die Kapazitäten bei beiden Energieträgern noch bis 2024 steigen und danach sinken. Langfristig wird angestrebt, die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen und von Flüssiggas auszubauen.

Bisher nur geringer Anteil an erneuerbarer Energie

Regenerative Energiequellen haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, spielen aber nach wie vor nur eine untergeordnete Rolle. Den Anteil am Primärenergieverbrauch in Südkorea weist die Organisation for Economic Co-operation and Development für 2019 mit 2,4 Prozent aus. Dieser Wert ist etwas geringer als beispielsweise der Anteil in Russland (2,6 Prozent). Angekündigte Ziele zum Ausbau und der Verwendung von erneuerbaren Energien wurden unter früheren Regierungen immer wieder nach hinten verschoben.

Im Unterschied dazu blieb die Regierung unter Präsident Moon insgesamt im Rahmen der Vorgaben ihrer Roadmap 3020 von Ende 2017. Demnach soll der Anteil neuer und erneuerbarer Energie am Strommix von 7 Prozent im Jahr 2016 auf 20 Prozent im Jahr 2030 nach oben geschraubt werden. Verzögerungen bei Vorhaben in der Windenergie glich das Land durch Zubau in der Photovoltaik aus. Die Definition neuer und erneuerbarer Energie ist in Südkorea im "Act on the Promotion of the Development, Use and Diffusion of New and Renewable Energy" festgelegt. Sie umfasst Strom aus Sonnen-, Wind-, Wasser-, Bio- und Meeresenergie, Abfällen, Geothermie, Brennstoffzellen sowie Kombi-Prozessen mit integrierter Vergasung (Gas- und Dampfkraftwerke). Damit ist die Kategorisierung breiter angelegt als in anderen Ländern.

Nach Angaben der Korea Energy Agency stellten neue und erneuerbare Energien 2019 einen Anteil von 5,6 Prozent an der Stromerzeugung, auf erneuerbare Energien entfielen demnach 5 Prozent. Mit 2,2 Prozent war die Solarenergie dabei die wichtigste Stromquelle, gefolgt von Bioenergie mit 1,8 Prozent sowie von Wasserkraft und Windenergie mit jeweils knapp 0,5 Prozent.

Ziel von mehr als 20 Prozent an Stromerzeugung

Der neunte Grundplan zur Entwicklung von Stromangebot und -nachfrage und der fünfte Grundplan zur Entwicklung, Nutzung und Verbreitung neuer und erneuerbarer Energien von Ende 2020 geben als Ziele einen Anteil von mehr als 20 Prozent für 2030 und mehr als 25 Prozent bis 2034 vor. Stellt man nur auf die erneuerbaren Energiequellen Solarenergie, Wind- und Wasserkraft sowie Meeresenergie ab, dann liegen die Ziele bei 16,7 Prozent bis zum Jahr 2030 und 21,3 Prozent bis 2034. Geothermie spielt in Südkorea nur eine untergeordnete Rolle.

Um die steigende Stromnachfrage decken zu können, plant das Land von Ende 2020 bis 2034 einen Nettozubau in der Solarenergie von 31 Gigawatt, in der Windenergie von 23 Gigawatt und bei Flüssiggas von rund 18 Gigawatt.

Planung der Stromerzeugungskapazitäten in Südkorea (in Gigawatt)

Art der Stromerzeugung

2020

2024

2027

2030

2034

Gesamt

127,8

161,7

167,8

173,0

193,0

  Kohle

35,9

40,6

37,1

32,6

29,0

  Flüssiggas

41,3

47,8

51,7

55,5

59,1

  Atomkraft

23,3

27,3

22,1

20,4

19,4

  Neue, erneuerbare Energien*

21,2

42,2

53,4

60,8

82,2

    Solar

14,3

28,1

32,5

34,0

45,6

    Wind

1,8

7,0

12,8

17,7

24,9

*) inklusive nicht auf einzelne Stromquellen aufgeschlüsselter Kapazitäten für den Eigenbedarf (2020: 1,2 Gigawatt; 2034: 4,4 Gigawatt)Quelle: Ministry of Trade, Industry and Energy (MOTIE); Korea Electric Power Corporation (KEPCO)

Dadurch soll der Anteil von Kohle in der Stromerzeugung bis 2030 auf 30 Prozent und der von Kernenergie auf 25 Prozent fallen.

Geplante Anteile einzelner Energieträger an der Stromerzeugung in Südkorea (in Prozent)

Art der Stromerzeugung

2019 (Ist)

2030 (Soll)

Kohle

40,4

29,9

Atomkraft

25,9

25,0

Flüssiggas

25,6

23,3

Neue, erneuerbare Energien

6,5

20,8

Pumpspeicherenergie

0,6

0,7

Sonstiges

1,0

0,3

Gesamt

100,0

100,0

Quelle: MOTIE

Im Hinblick auf den Ausstieg aus der Kernenergie herrscht keine überparteiliche Einigkeit. Sollte beispielsweise die People Power Party wieder an die Macht kommen, könnte die Abschaltung der Kernkraftwerke länger dauern oder aufgehoben werden und die Nutzung von erneuerbaren Energien langsamer voranschreiten als in den derzeitigen Plänen.

Eine Rückkehr zum Bau von Kohlekraftwerken erscheint jedoch unwahrscheinlich. Durch den internationalen Trend zu mehr Anstrengungen zur Erreichung der Klimaneutralität ist aber auch ein schnelleres Voranschreiten beim Ausbau von regenerativen Energiequellen nicht ausgeschlossen. Südkorea will laut der Erklärung von Präsident Moon von 2020 bis zum Jahr 2050 Klimaneutralität erreichen. Jedoch wurde diese Ankündigung bislang nicht mit konkreten Maßnahmen unterlegt.

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