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Wirtschaftsumfeld | USA | Zahlungsverhalten und Kreditsicherung

Exportfinanzierung

Die Exportfinanzierung entscheidet mit über den Geschäftserfolg. US-Kunden sind sehr anspruchsvoll und erwarten großzügige Zahlungsziele.

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Ohne Kreditierung kein Exportgeschäft

Bei Exportgeschäften kommt der Finanzierung eine immer wichtigere Rolle zu. Oft entscheidet sich mit der Art und der Ausgestaltung des Finanzierungsangebots, ob ein Geschäft überhaupt zustande kommt. Dabei stellt die Finanzierung häufig einen Kompromiss aus den gegenläufigen kommerziellen Interessen des Exporteurs und Importeurs dar.

Während der deutsche Exporteur von seinem amerikanischen Käufer wünscht, dass dieser die Güter in bar zahlt oder ein unwiderrufliches Akkreditiv zu seinen Gunsten eröffnet, bevorzugt der Importeur typischerweise die Einräumung eines Zahlungszieles. Auf diese Weise möchte der Importeur seinen cash flow vorläufig unbeeinträchtigt belassen und darüber hinaus die Kosten für ein Akkreditiv umgehen.

Während der pandemiebedingten wirtschaftlichen Turbulenzen des Jahres 2020 ist die Bedeutung der Exportfinanzierung sogar noch gestiegen. Von einer großzügig ausgestatteten Finanzierung von Liefergeschäften wieder abzurücken, dürfte deutschen Exporteuren selbst in Zeiten der wirtschaftlichen Erholung und hoher Wachstumszahlen in den USA schwerfallen.

Lange Zahlungsziele immer wichtiger

Da deutsche Exporteure immer längere Zahlungsziele akzeptieren mussten und müssen, um in den USA einen Auftrag zu erhalten, bieten die deutschen Hausbanken verstärkt an, deren Forderungen an amerikanische Kunden zu übernehmen. Nehmen Exporteure dieses Angebot an, entfällt für sie das wirtschaftliche Risiko der Zahlungsunfähigkeit des Schuldners, aber auch das Währungs- und Zinsänderungsrisiko - tendenziell ist in den USA mit steigenden Zinsen zu rechnen. Der Forderungsverkäufer in Form des deutschen Exportbetriebs haftet dann lediglich mit dem kommerziellen Risiko bei Nichterfüllung oder nicht ordnungsgemäßer Erfüllung seiner Verpflichtungen aus dem Grundgeschäft. Entscheidend bleibt in diesen Fällen der rechtliche Bestand der Forderung bis zur Bezahlung der Fälligkeit.

Exportfinanzierungen werden von vielen deutschen Banken angeboten. Bei Lieferungen in den USA sind deutsche Banken im Vorteil, die über eigene Niederlassungen in den USA verfügen und damit die Risiken besser abschätzen können. Zumeist greifen die Banken bei der Exportfinanzierung zunächst auf altbewährte Mittel zurück, wie den Ankauf von Dokumenten, die Abwicklung über Akkreditive, die Diskontierung von Handelswechseln oder auch Forfaitierung.

Geschäftsbanken und spezielle Finanzierungsinstitute bieten verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten für Auslandsgeschäfte an. Wichtige deutsche Kreditgeber im Exportgeschäft sind die Ausfuhrkredit-Gesellschaft (AKA) und die Kreditanstalt für Wiederaufbau.

Ausgewählte Kreditgeber im Exportgeschäft 

Exportkreditgarantien

Exportkreditgarantien schützen Unternehmen und Banken vor politisch und wirtschaftlich bedingten Zahlungsausfällen.

Die Euler Hermes Aktiengesellschaft ist mit dem Management der staatlichen Exportkreditgarantien betraut. Sie fungiert als Dienstleister des Bundes. Hermesdeckungen kommen dort zum Zuge, wo die private Wirtschaft kein entsprechendes oder ausreichendes Absicherungsangebot zur Verfügung stellt.

Informationen zur Deckungspraxis für über 200 Länder bietet das agaportal. Wie es dort heißt, "handelt es sich bei den USA um ein von der OECD hinsichtlich des Risikos nicht klassifiziertes Hocheinkommensland der OECD und der Eurozone. Es gibt keine OECD-weit gültige Entgeltkategorie. Die Entgeltberechnung erfolgt anhand eines Markttests." Mit anderen Worten, für die USA bestehen keine formellen Deckungsbeschränkungen und es besteht auch kein generelles Sicherheitserfordernis. Abgesichert werden daher anstandslos Exportgeschäfte zu kurzfristigen Zahlungsbedingungen mit einer Kreditlaufzeit von bis zu 24 Monaten.

Gerichtsbarkeit weicht in den USA von Deutschland ab

Für Exportkreditgarantien des Bundes ist Euler Hermes Kreditversicherungs-AG/Bereich Exportkreditgarantien zuständig. Euler Hermes weist in diesem Zusammenhang jedoch ausdrücklich auf die Schwierigkeiten im Fall von Zahlungsausfällen in den USA hin. So ist das US-Gerichtssystem laut dieser Quelle durch seine Struktur auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene sehr kompliziert aufgebaut. Weder werden in Europa übliche Schutzmechanismen anstandslos anerkannt noch gibt es vereinfachte Verfahren, um relativ leichte Fälle beschleunigt zu regeln. 

Infolgedessen muss laut Euler Hermes mit erheblichen Verzögerungen und Kosten bei möglichen Streitfällen gerechnet werden, während sich die Vollstreckung schwierig gestalten kann. Wenn sich ein Schuldner in den USA als zahlungsunfähig erweist, wird die Eintreibung von Forderungen zu einer hochkomplexen Aufgabe. Wie es bei Euler Hermes heißt, bleibt das Konkurssystem auf der Seite des Schuldners, und die Insolvenz eines Unternehmens ist kein probates Mittel, um Zahlungen zu erhalten. In der Praxis ist eine Konkurssanierung ressourcenaufwendig und führt nur selten dazu, dass die allgemeinen ungesicherten Gläubiger eine Dividende erhalten.

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